Eine Frau alleine im Café – Selbsttherapie #2

Vielleicht habt ihr schon meinen ersten Beitrag zum Thema Selbsttherapie gelesen. Ich schreibe dort, wie ich eine neue Leidenschaft für das Puzzlen entdeckt habe. Durch das Puzzlen kann ich abschalten, was mir durch so wenige Dinge gelingt. Dies wirkt sich sehr positiv auf mein Gemüt aus, wenn ihr also wollt, könnt ihr es gerne hier lesen.

Neue Selbsttherapie

Ich wage mich heute an ein Experiment, welches ich mir schon seit einer ganzen Weile vorgenommen habe. In meiner Straße gibt es ein kleines Café mit hellblauen Fensterläden. Ich laufe fast jeden Tag daran vorbei und werfe einen unauffälligen Blick in das Innere des Gebäudes. Es sieht sehr einladend und gemütlich aus, doch ich hatte bislang nie die Zeit (und Begleitung), um rein zu gehen.

Cafés sind gesellschaftliche Orte, auf die eigentlich jeder verzichten könnte. Sie sind alles andere als lebensnotwendig, denn Kaffee gibt es auch zu Hause. Wenn ich ins Café gehe, dann nur um Freunde zu treffen, ohne Durst einen Tee zu bestellen und hoffentlich auch irgendwann einen Kuchen zu essen. Jedoch sehe ich nicht selten, einen Mann oder eine Frau, die alleine im Café sitzen, essen, ein Buch lesen oder am Laptop arbeiten. Ich käme nie auf den Gedanken, sie für „Außenseiter“ zu erklären, weil sie alleine dort sind. Und doch beschleicht mich die Angst bei dem Gedanken, alleine zu sitzen und verurteilt zu werden.

Dies soll sich jedoch nun ändern. Ich wage den Schritt und marschiere gleich auf zum Café. Ein weiterer Grund ist, dass ich noch kein Internet habe und sogar einen Grund hätte, um mich ins das W-Lan einzuloggen und ein wenig am Computer zu arbeiten. Aber wer weiß, vielleicht wird es total voll sein. Vielleicht werde ich keinen Platz bekommen, aus Pflichtgefühl etwas kaufen und gleich wieder nach Hause marschieren.

Naja, abwarten. Und eventuell gleich Tee trinken.

Eine Frau alleine im Café

Sie sitzt da mit einen Tee zu ihrer Linken. Ihr Laptop ist aufgeklappt und hat sich bereits in das W-Lan eingeloggt. Durch den Raum ertönt das Lied „Soulman“. Eine Gruppe von englischsprachigen Frauen sitzt neben ihrem Tisch. Sie führen ein angeregtes Gespräch und ignorieren sie. Sie bemerken nichts von der Nervosität, die langsam von ihr abfällt. Vermutlich würden sie sich herzlich darüber amüsieren, dass sie sich über eine Stunde sträubte, um in das Cafe einzutreten. Und nun sitzt sie auf einem dunkelgrünen altmodischen Sofa und beobachtet neugierig das Ambiente.

Es ist super gemütlich eingerichtet. Eine Mischung aus Stühlen aus Rattan und welchen in einem Landhausstil kreieren eine interessante farbenfrohe Mischung. Eine große Schlafzimmerkommode steht links gegenüber von ihr und vereint die Kreativität in diesem Raum.

Sie hat sich ein „Onigiri“ bestellt. In Deutschland sind sie noch nicht so bekannt, wie in anderen Ländern, aber da sie ein großer Fan der japanischen Küche ist, wollte sie es einfach mal ausprobieren.

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Nun sitzt sie in einem Cafe, hat einen Jasmintee und Onigiri bestellt. Es ist keine konventionelle Bestellung, aber schließlich ist Mittagszeit und sie könnte einen herzhaften Snack vertragen. Außerdem gelten in Berlin ohnehin andere Regeln.

Sie fühlt sich nicht einsam. Sie fühlt sich entspannt und zufrieden. Ein Schub an Inspiration leuchtet in ihr auf und bewegt sie dazu, sich ihrer großen Uni-Aufgabe zu stellen. Sie muss lächeln. Sie hat es geschafft.

Experiment erfolgreich gemeistert

Ich sitze noch immer hier. Und ich freue mich über meinen kleinen Triumph. Selbstverständlich wird mir kein Orden erteilt werden, weil ich mich getraut habe, alleine in einem Cafe zu sitzen und am Laptop zu arbeiten.

Ziel des Ganzen war jedoch, einen öffentlichen Ort zu finden, in dem ich mich alleine aufhalten konnte, ohne mich unwohl zu fühlen. Ich sah darin eine Chance, einen Tapetenwechsel zu bekommen, wenn ich dringend einen brauchte. Ein Grund, sich eine Hose anzuziehen, fertig zu machen und aus der Tür zu treten. Natürlich kann ich nicht für die Zukunft sprechen, doch ich freue mich sehr, dass ich es wagen konnte. Wie gesagt fühle ich mich gerade sehr wohl. Und wer weiß, vielleicht werden demnächst so einige Beiträge an diesem Ort stattfinden.

Euch allen einen schönen Start in die Woche! ♥

 

 

24 Kommentare zu „Eine Frau alleine im Café – Selbsttherapie #2

  1. Liebe Mia,

    wie schön, dass Du das getan, dass Du das geschafft hast. Und ich wünsche Dir, dass es Dir wieder und wieder gelingt. – Ich konnte das früher auch sar nict, einfach so in ein Cafe gehen. Auch jetzt gelingt es mir nicht immer, obwohl ich es schätzen gelernt habe (Erinnerst Du Dich an meinen Eintrag in dem ich unter andreem über „Teebeutelkunst“, die ich in einem Cafe entdeckte, schrieb?)

    Schade ist, dass es hier in meiner Wohn- und Arbeitsgegend so gar kein richtiges Cafe gibt. Wenn ich eines „um die Ecke“ hätte, wer weiß …

    Jedenfalls sehe ich Dich da in „Deinem“ sitzen am Laptop. Und ich schaue staunend zu Dir hinüber, hoffend, dass Du Dich dadurch nicht verunsichert oder gar belästigt fühlst. Aber ich habe doch noch nie in meinemn Leben Onigiri gesehen oder gar probiert …

    Ganz , ganz liebe Grüße an Dich! ❤

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    1. Lieber Sternfluesterer,

      Deinen Teebeutelkunst-Beitrag muss ich mir nochmal durchlesen, ich kann mich momentan nicht genau erinnern – würde es dir was ausmachen, ihn mir eventuell kurz zu schicken? Ich habe ihn nicht gefunden!

      Und ich fühle mich weder verunsichert, noch belästigt, also kene Bange. Im Gegenteil – ich fühle mich verstanden und vor Staunen vielleicht ein wenig peinlich berührt (aber im positiven Sinne!)

      Das Onigiri war gar nicht mal so schlecht. Aber sicher nichts für diejenigen, die von Sushi abgeneigt sind. Du kannst nochmal in meinen Beitrag schauen, ich habe ein Foto davon gemacht 🙂

      Liebe Grüße zurück!! ❤

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      1. Das mit dem Foto ist ja lieb!!! – Hmmm, ja Sushi ist nicht so meins. Auch Meeresfrüchte nicht. Obwohl ich ja das Meer vor der Nase habe. Anderen Fisch mag ich allerdings, teils sogar sehr gern.

        Den Eintrag mit der Teebeutelkunst habe ich Dir noch einmal herausgesucht, hier ist er:

        Tagebuchseite -678-

        Allerdings ist darin der Besuch des besagten Cafes, das schon in zwei, drei anderen (noch älteren) Einträgen von mir Erwähnung gefunden hat, nur eine Episode.

        So, nun lasse ich das Staunen wieder, mit einem letzten Blick, nicht auf Dein Onigiri, sondern denn doch mal direkt zu Dir, wende ich mich noch einen Moment wieder meinem Notizbuch zu und bleibe mit meinen Augen ganz darauf gerichtet. Und verlasse dann Dein Cafe auch schon wieder … 😉

        Nochmal liebe Grüße! ❤

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      2. Oh jetzt erinnere ich mich wieder! Was für ein schöner Beitrag das doch war! Leider habe ich ihn schon mit einem Sternchen versehen, aber würde es am liebsten wieder tun!

        Und über Geschmäcker muss man sich nicht einig werden. Zum Glück findet jeder meist das, was ihr oder ihm schmeckt! Sushi ist in meinem Fall leider fast schon eine Obsession geworden…warum meine Geschmacksknospen so sehr auf rohen Fisch abfahren, weiß ich auch nicht 😉

        Hab einen schönen Pré-Abend ❤️

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  2. Alleine ins Café gehe ich eher wenn’s warm ist und man draußen sitzen kann. Am liebsten wenn es kleine zweier Tische gibt, da ist die Gefahr nicht so groß, dass sich jemand dazu setzen will. LG

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  3. Ist ja witzig, genau dieselbe Erfahrung habe ich auch letztens gemacht. Da hab ich mich auch – ich glaube es war das erste Mal in meinem Leben – ganz allein in ein Café gesetzt. Und ich fand’s super! Komisch, dass das manchmal so eine Hürde sein kann. Aber ich denke, man muss sich einfach manchmal an etwas gewöhnen und dann wird es jeden Tag einfacher. 🙂

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    1. Wäre noch witziger, wenn wir zur selben Zeit im gleichen Café gewesen wären 😁
      Ja, es ist verrückt, sich manchmal bei so banalen Momenten überwinden zu müssen…aber schön, dass wir beide das erfolgreich gemeistert haben!
      Liebe Grüße!!

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  4. Hallo liebe Mia (:
    Das mit dem Puzzlen habe ich gelesen und vor ein paar Tagen eins gekauft von Ravensburg mit 1000 Teilen. Ich bin besser darin als ich dachte und ich kann auch wirklich richtig dabei abschalten.

    Letztes Jahr bin ich oft alleine in Cafés gegangen. Das tat gut. Mit einem Tee oder Kaffee in Ruhe zu schreiben… ich mag das sehr, immer noch.

    Ich hoffe, dass ich bald alleine Ausgang habe, um das wieder in Angriff zu nehmen.

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    1. Oh das freut mich, dass du dich mit dem puzzeln auseinander gesetzt hast!:D das Abschalten ist manchmal ganz wichtig am Tag!

      Und ich hoffe auch sehr für dich, daaa du bald einen alleinigen Ausgang hast, um dich gemütlich ins Café zu setzen!!

      Liebe Grüße! ☺️

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  5. Schon fast erschreckend, wie du auch hier wieder etwas aufgreifst, was ich kenne. Ich hab ein ähnliches Experiment vor Jahren mal gemacht, als mein damaliger Freund drauf und dran war mich zu verlassen. Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt, alleine Mittagessen zu gehen. Also hab ich das gemacht und ganz altbacken meine Gedanken dazu auf einem Karo-Papier mit Bleistift festgehalten. Das war 2009 oder 2010. Auf jeden Fall war es noch im Studium. Im Zimt und Koriander in Frankfurt Bockenheim. Bei mir wollte sich der düstere Schleier auf dem Herzen nicht lösen. Vielleicht wegen der Umstände.Ich war aber trotzdem mindestens genauso stolz, dass ich es überhaupt gemacht habe… Den Freund gibt es nicht mehr. Aber die Notiz. Ein Artefakt. Weil mittlerweile macht es mir gar nichts mehr aus, auch einfach mal alleine zu sein! Man lernt mit den Jahren.

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    1. Das klingt ja nach einem ganz tollen und gelungenen Experiment 🙂 es ist eine tolle Idee, sich selbst herauszufordern und zu schauen, ob man alleine sein kann. Und schön, dass sie ein Artefakt davon übrig geblieben ist!

      Liebe Grüße!

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  6. Ach, das ist so cool, wie Du Dich da ran tastest. Und ich wage die Voraussage, dass Du auch weiterhin alleine ins Café oder ins Restaurant gehen wirst. Vielleicht wirst Du es eines Tages richtig gern machen? Ich genieße es, alleine irgendwo zu sitzen und Leute zu beobachten. Oder nur meinen Gedanken nachzuhängen. Ich kann manchmal auch ganz gut im Café arbeiten. In Amerika ist es oft so, dass sich Leute zu mir setzen und ein Gespräch beginnen. Das macht mir immer etwas Angst, mein Englisch ist nicht besonders gut. Aber meistens ist es witzig. Und was ich auf diese Weise alles erfahren habe! Was ich damit sagen will: es lohnt sich, hin und wieder Dinge allein zu machen. Damit ergeben sich oft wirklich schöne Begegnungen.

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    1. Danke für deine lieben Worte. Der Beitrag ist ja schon eine Weile her und tatsächlich habe ich mich seitdem immer mehr getraut, alleine ins Café zu gehen. Bei Restaurants bin ich noch ein wenig unsicher, aber auch das wird hoffentlich mit der Zeit vergehen!

      Deine Angst kann ich gut nachvollziehen – vermutlich hätte ich sie auch. Trotzdem finde ich es irgendwie sehr sympathisch, wenn Menschen offen und auf einen Plausch aus sind 🙂

      Liebe Grüße!

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  7. Danke für diesen Artikel! Ich bin auch in Therapie und gehe recht offen damit um. Allerdings ist es tatsächlich so, dass diese Krankheiten in unserer Gesellschaft mit Versagen gleichgetzt werden – leider! Treffen kann es jeden und ich finde das zeugt von unglaublicher Stärke, wenn man sich Hilfe holt, wenn man Depressiv ist oder unter Ängsten leidet!!! Ich wünsch dir nur das Beste und ganz viel Erfolg mit deiner Therapie!!!!! LG supertinsche

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  8. Ich finde es super was du tust und kann auch die Ängste gut nachvollziehen. Ich tu mich selbst sehr schwer damit allein „rauszugehen „ und mich zusätzlich wohlzufühlen. Das wiederum macht einsam und trübsinnig. Geh deinen Weg weiter, ich wünsche dir Glück von Herzen. Sabine

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