Mein Tag am Strand – Wasser, Sonne und Komplexe

Gestern war ein wundervoller Tag! Ich war bis oben hin voll mit Freude und unzähligen Glücksgefühlen. Ich habe nach Jahren wieder den Schritt gewagt und bin meiner großen Leidenschaft nachgegangen: dem Schwimmen!

Es erscheint übertrieben, ein banales Ereignis so anzupreisen, doch für mich war dieser Tag nicht nur pures Vergnügen, sondern auch ein großer Schritt in Richtung Heilung.

Natürlich war es alles andere als leicht, mich zu überwinden. Ich machte mir daher sehr viele Gedanken und wählte den Ort, die Uhrzeit, meine Bekleidung und Begleitung sehr bedacht aus!

Während der WM ist am Strand nicht viel los.

Ich ahnte, dass während der WM all jene Orte ohne Fernseher weniger beliebt sein würden. Und genauso war es. Trotz des heißen Wetters war es am Strand leerer als ich dachte. Ich fürchtete mich vor einer großen Menschenmasse und etlichen Augenpaaren, die meine Komplexe ohne Hindernisse Mustern konnten.

Wir fuhren zum Strandbad Wannsee.

Als Kind wohnte ich im Südwesten Berlins und besuchte das Strandbad häufig. Viele Familien kommen mit ihren Kindern hier her, weil es einen Sandstrand gibt und man etwas zu trinken und essen kaufen kann. Je älter ich wurde, desto mehr bevorzugte ich die „authentischen“ Seen, ohne Schnickschnack und mit viel Natur.

Am Wannsee wusste ich jedoch, dass die Chance eher gering war, jemandem über den Weg zu laufen, den ich kannte. Ich war also umgeben von Familien und lachenden Kindern. Ich fühlte mich wohl.

Die Angst davor, meinen Körper zu zeigen.

Wenn man schwimmen geht, ist man in der Regel recht spärlich bekleidet – ist ja klar! Menschen, die wie ich unter großen Komplexen leiden, fühlen sich unter ständiger Beobachtung. Ich konnte mich in all den Jahren einfach nicht überwinden, weil ich mich so sehr für meinen Körper schämte.

Ich trug daher einen schwarzen Bikini – für meine dunkle Haut nicht die vorteilhafteste Farbe, aber ich wollte so wenig wie möglich auffallen.

Ich erzählte niemandem, dass wir schwimmen gingen….

Denn sonst hätte sich möglicherweise der ein oder andere selbst eingeladen. Ich wusste, dass ich nicht mit jedem an einem See fahren konnte. Die Begleitung bestand nur aus meinem Freund, denn dieser (und ich möchte jetzt nicht anrüchig klingen) kennt meinen Körper. Ich wollte schlicht und einfach nicht bewertet werden. Dies war auch der Grund, warum ich mich so stark davor fürchtete, auf jemanden zu treffen, den ich kannte.

Der Tag war wunderschön.

Ich fühlte mich weder großartig beobachtet, noch verspürte ich den Drang, mich in eine Decke einzuhüllen und zu verstecken. Wie gesagt waren die meisten Eltern und Kinder. Niemand also, der sich gegenseitig „abcheckte“.

Die meisten sahen aus wie „Menschen“.

Das Strandbad Wannsee ist kein Miami oder Kalifornien, wo Menschen sich in der Sonne räkeln, die aussehen, als wären sie gerade aus einem Filmplakat entsprungen. Hier waren Menschen mit unterschiedlichen Körperbildern. Sie liefen in freizügiger Bademode und kaschierten keine Narben, Dehnungsstreifen oder etwas „Fülle“.  Niemand war perfekt und alle waren schön.  Ich fühlte mich wohl.

Und das Schwimmen war so wundervoll! Während die meisten im seichten Wasser etwas plantschten, schwamm ich weit raus bis zur Boje und wieder zurück. Das Gefühl war unbeschreiblich. Es war, als ob ich nur hierher gehörte. Ich war alleine im Wasser und fühle mich geborgen. Meine Gedanken waren frei und ich war einfach nur glücklich.

In nächster Zeit werde ich mir vornehmen, wieder öfter schwimmen zu gehen.

Falls ihr euch auch davor fürchtet, schwimmen zu gehen und euren Körper zu zeigen, dann könnt ihr es gerne auf meine Weise versuchen! Vielleicht hilft es ja!

Hier nochmal die 3 wichtigsten Tipps:

  1. An einen Ort fahren, an dem man sich unbeobachtet fühlt. Seen eignen sich dafür sehr gut, weil man den Standort des Badens individuell wählen kann!
  2. Die passende Begleitung auswählen, bei der man sich wohl fühlt. Jemand aus dem Familienkreis. Die Schwester oder der Bruder. Aber auch den Partner oder eine enge Bezugsperson.
  3. Badebekleidung tragen, in der man sich wohl fühlt. Unauffällig ist meist musterlose Bademode, die einfarbig ist und keinen Kontrast auf die Haut wirft. Dunkle Töne eignen sich immer gut.

Genießt euren Sonntag! ♥

18 Kommentare zu „Mein Tag am Strand – Wasser, Sonne und Komplexe

  1. Ich freue mich total, dass du dich überwunden hast!!!
    Und deine Tipps sind auch sehr gut, wie ich denke!
    Denn es stimmt, wie viel schöner sind doch diese echten Körper, denen man ihr Leben ansieht, als die falschen Hollywood Schönheiten… Oft gehe ich auf der Straße und freue mich, dass wir nicht dem „perfekt“ entsprechen, das perfekt sein soll…
    Es gibt so viel wichtigeres, als das äußere eines Menschen… Denn die Schönheit kommt von ganz woanders her…
    Liebe sonnengebadete Grüße und ich hoffe, du schwimmt bald wieder😉🐳

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    1. Danke für deine lieben Worte!
      Ich schließe mich nur an! Der „echte“ Körper ist nicht das, was man auf Werbeplakaten sieht! Ich freue mich daher sehr, wenn dieser Druck an Menschen vorbeigeht und jeder so aussehen und das anziehen kann, das er will!

      Dir auch liebe Grüße! ☀️

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  2. Oh wie toll!! Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich gerade für dich freue! 😊 Vor allem, da ich gerade auf dem Weg nach Hause bin… vom See! War gerade mal wieder (hach, klingt das jetzt gut) schwimmen 😜. Die Tipps finde ich auch ganz großartig. Vor allem , dass man die richtige Person mitnimmt, finde ich wichtig. Was mich auch gerade überlegen lassen hat: Wusste dein Freund eigentlich, dass es dir so schwerfällt? Du kannst wahnsinnig stolz auf dich sein. Dieser Sommer ist doch toll. 😊☀️😎 liebe Grüße und genieß den Tag noch 🙂

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    1. Danke für deine lieben Worte! Ich freue mich auch sehr für dich!☀️

      Nein, davon weiß eigentlich niemand. Nach außen hin lasse ich es mir nie anmerken. Mein Freund weiß auch nichts von diesen großen Unsicherheiten. Er weiß zwar, dass ich unzufrieden bin, aber für ihn sind meine Klagen unberechtigt!

      Dir auch liebe Grüße! 😊

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      1. Es ist vielleicht gut gewesen, dass er davon nichts weiß. Sonst würde man sich vielleicht beobachtet vorkommen… liebe Grüße 😊

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  3. Liebe Mia,

    ich freue mich so sehr, dass Du so einen gelungenen Tag erleben konntest. Und Du selbst hast ganz viel dafür getan.

    Wie Du Dein Empfinden während des Schwimmens beschrieben hast, zeigt mir, wie schön dieses Erleben für Dich war. – Und Dein Text spricht ganz unauffällig davon, was für ein schönes, was für ein respektvolles und wertschätzendes Menschenbild Du in Dir trägst.

    Du selbst lebst, zeigst, bist dieses Menschenbild. Da ist nichts wofür Du Dich zu schämen hättest. Wer Dir anderes bedeutet, suggeriert oder einzureden versucht, ist Deiner nicht wert.

    Ich wünsche mir, dass Du immer wieder so genießen, Dich so frei fühlen kannst.

    Liebste Grüße an Dich! ❤

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    1. Danke, lieber sternfluesterer! Dafür, dass du dich so für mich freust und auch für deine wie immer nicht sparenden Komplimente! Mich würde aber interessieren, wo du mein wertschätzendes Menschenbild gelesen hast? 😊

      Dir auch nur die liebsten Grüße! ❤️

      Dir

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      1. „Mich würde aber interessieren, wo du mein wertschätzendes Menschenbild gelesen hast?“

        Zum Beispiel hier:

        „Hier waren Menschen mit unterschiedlichen Körperbildern. Sie liefen in freizügiger Bademode und kaschierten keine Narben, Dehnungsstreifen oder etwas „Fülle“. Niemand war perfekt und alle waren schön.“

        Aber das ist nur eine Passage aus eben dem Text oben.

        Dein wertschätzendes Menschenbild steht immer wieder in den Zeilen Deiner Texte und auch dazwischen geschrieben. Und in nahezu allen Deiner Kommentare und in Deinen Briefen, den Austaschen, die Du führst. Deine Empathie, Dein bewusstes Streben nach Vorurteilsfreiheit, Deine Mitmenschlichkeit und Rücksicht, Deine unaufdringliche Hilfsbereitschaft – kurz: Dein schöner Charakter ist der Stift, der so schreibt.

        Du schreibst so, weil Du so bist. Du kannst gar nicht anders. (Das WEIß ich inzwischen.) – Und das ist sooo schön. Und ich vermag das zu lesen. Und das ist noch schöner … 😉

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  4. Wieso schwirrt mir jetzt das lied von den Toten Hosen im Kopf rum? 😅

    Im Urlaub hab ich mit baden kein Problem- da kennt mich ja keiner. Echt ein komischer Gedankengang, aber passt zu mir.

    Ich freue mich für dich, dass du es genießen konntest. Und wünsche dir, dass du noch ganz oft dieses Vergnügen ohne dumme Gedanken hast.

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    1. Hihi das Lied, das du meinst, kenn ich glaub ich gar nicht 😅

      Freut mich, dass das Baden im Urlaub bei dir so gut klappt! Ich verstehe die Logik dahinter auch!:)

      Ganz liebe Grüße! ❤️

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  5. Ich kann nur sagen, dass ich großen Respekt für dich habe, Mia! Dass, was du beschreibst scheint für viele Menschen kein großes Ding zu sein, aber ich weiß welch großer Schritt das ist!

    Liebe Grüße, Julia ❤

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