Alleine im Restaurant essen – Selbsttherapie #4

Es ist immer eine Hürde, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Selbst wenn sie banal erscheinen. Es gibt viele Dinge, die ich mich noch nicht traue alleine zu tun. Ins Kino gehen zum Beispiel. Oder alleine durch den Weihnachtsmarkt schlendern.

Doch nun habe ich es wieder gewagt. Ich habe mich einer kleinen Herausforderung gestellt. In meinem Beitrag Eine Frau alleine im Café – Selbsttherapie #2 habe ich bereits den ersten Schritt getan. Hier folgt der zweite:

Alleine im Restaurant essen

Ich hatte keine andere Wahl – ich kam abends an einem anderen Ort an und hatte keine Zeit mehr zu einem Supermarkt oder ähnlichem zu fahren. Ich setzte mich also kurzerhand in ein kleines rustikal, aber sehr gemütlich eingerichtetes italienisches Restaurant. Mein Platz war direkt neben der Tür, ich war also von den anderen Besuchern etwas abgeschottet. Eine Gruppe von Studierenden saß ein paar Tische entfernt und neben mir ein verliebtes Pärchen, das nur Augen für sich hatte. Außer mir war niemand alleine da.

Es dauerte, bis mich die Kellnerin bemerkte. Ich winkte sie mehrmals schüchtern heran, und als sie kam schaute sie überrascht, als hätte sie mich die ganze Zeit zuvor nicht gesehen. Leise bestellte ich eine Portion Gnocchi und wiederholte meine Bestellung, weil ich wohl zu leise gesprochen hatte.

Was tun alleine im Restaurant?

Obwohl es für mich nichts schlimmeres gibt, als am Esstisch mit dem Handy zu spielen, tat ich beim Warten auf mein Essen genau das. Ich starrte auf meinen Bildschirm, scrollte lustlos in meinem Fotoalbum und versuchte die Aufregung loszuwerden. Ich konnte doch nicht einfach in die Luft starren – oder doch? Meine Aufregung ließ mich vergessen, wie ich mich normalerweise im Restaurant verhielt.

Lästern sie über mich?

Zwei Männer aus dem Tisch der Studierenden drehten ab und an nach mir um. Ich fühlte mich komisch, weil ich davon ausging, dass sie mich sicher für erbärmlich hielten, dass ich als einzige ohne Begleitung war. Dachten sie etwa, dass ich versetzt wurde? Oder keine FreundInnen hatte, die mit mir essen gingen? Verurteilten sie mich? War ich in ihren Augen ein Freak?

Als das Essen gebracht wurde, legte ich mein Handy weg und konzentrierte mich nur auf meinen Teller. Ich aß, ohne  auch nur ein Mal aufzuschauen und schaffte es sogar, das Essen zu genießen.

Als ich nach der Rechnung fragte, kamen die zwei Männer auf mich zu und führten schüchternen Samlltalk mit mir. Sie hatten nicht gelästert, sondern waren scheinbar interessiert an mir gewesen. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mir das schlimmste auszumalen und dachte nicht im Traum daran, dass die beiden nicht nur böses im Sinn gehabt haben könnten.

Selbsttherapie erfolgreich gemeistert!

So viel also zu meinem ersten Besuch im Restaurant. Mittlerweile war ich ein weiteres Mal alleine essen und dieses Mal war es sichtlich einfacher. Ich ließ mein Handy weitestgehend in meiner Tasche und konnte mich ein wenig entspannen. Ich entdeckte sogar eine weitere Frau, die alleine saß und das gab mir sehr viel Mut.

Ich weiß jetzt, dass ich alleine sein kann, wenn ich muss. Vielleicht wird es sich auch das ein oder andere Mal ergeben. Aber meistens zieht es mich nur in ein Restaurant, wenn eine soziale Interaktion dabei stattfindet. Also mal sehen…

Ich habe mein kleines Erlebnis übrigens auf Instagram gepostet, dort bin ich nämlich auch ein bisschen aktiv und versuche die Menschen mit Essstörungen und anderen Seelischen Sorgen zu sensibilisieren.

Ihr findet mich dort unter miasanker 🙂

 

https://www.instagram.com/p/Bn8hNJXFEcr/?utm_source=ig_web_button_share_sheet

Seid ihr auch mal alleine im Restaurant gewesen? Und wenn ja, was waren so eure Erfahrungen dabei?

Habt einen schönen Mittwoch! ♥

 

 

19 Kommentare zu „Alleine im Restaurant essen – Selbsttherapie #4

  1. Ich war schon sehr oft alleine in Restaurants und habe mir nie etwas dabei gedacht!Warum auch, es geht schließlich niemanden etwas an ob ich dort esse, oder mit wem, oder was. Die Leute sollen sich um ihren eigenen Mist kümmern, dann haben sie genug zu tun 😀 Ich trinke auch jeden Tag vor der Arbeit alleine im McDoof Kaffee – heute wurde ich mal wieder angebaggert, kommt öfter vor, dort scheinen mutige Männer zu verkehren!

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      1. So hat jeder seine Problemchen, ich habe z. B. ein Problem mit dem Telefonieren! Wenn möglich, mache ich alles schriftlich. Es kostet mich immense Überwindung, irgendwo anzurufen…

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  2. Super Beitrag! Wirklich ein interessantes Thema. Ich war mal alleine Essen (auch in einem Restaurant), also ich selber für mich ein Trainingslager organisiert habe und auch alleine dorthin ging. Das mit dem Kellner/der Kellnerin war 1 zu 1 gleich. Und irgendwie füllte ich mich schon fast ein wenig schuldig, dass ich jetzt einfach alleine essen ging und ich hatte ein bisschen das Gefühl, die Bedienung war auch nicht grad so extrem krass erfreut, dass ich nur alleine kam (ist ja aber eigentlich voll doof, denn es ist ja ein Restaurant und ich bezahle und dafür bekomme ich etwas zu essen:-)).

    Ich lese übrigens grad ein Buch, wo ich jetzt an der Stelle bin, wo es darum geht, auch Zeit mit sich selber verbringen zu können, ohne dass man sich dabei einsam fühlt. Einfach mit sich zusammen sein und dabei wohl sein. Der Titel des Buches ist auch recht cool: Einsamkeit ist eine Sehnsucht. Und das Buch ist von Penny McLean. Sie kommt zwar aus der esoterischen Ecke laut Kurzbeschreibung, aber sie ist sehr pragmatisch im Buch und SEHR humorvoll.

    Liebe Grüsse!

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    1. Oh, danke für den Buchtipp! Das klingt auf jeden Fall danach, dasss man sehr viel für sich daraus ziehen kann…

      Aber da du eine ähnliche Restauranterfahrung gemacht hast wie ich, scheinst du mich da ja sehr gut verstehen zu können! 🙂

      Liebe Grüße!

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  3. Erst einmal: Respekt und Glückwunsch, dass Du Dich getraut hast, allein in dem Restaurant essen zu gehen, liebe Mia. Das ist so schön, und ich freue mich mit Dir!

    Denn das ist gar nicht so einfach. Auch für mich nicht. Seltsamerweise schaffe ich es recht leicht, in ein kleines Asia-Bistro hier in „meiner“ Stadt einzukehren. Das mache ich sogar mit einer gewissen Regelmäßigkeit. Das vietnamesische Paar, das den Laden betreibt, kennt mich schon so gut, dass sie gleich Bescheid wissen: „Nr. 92 – wie immer, ja?“

    Es ist nur ein kleines unscheinbares Bistro mit vier Tischen darin und überwiegender Selbstbedienung. Aber sie haben mein asiatisches Lieblingsessen dort, und nur dort machen sie es so toll …

    Auch in einen Bäckereiimbiss vermag ich mich mit ziemlicher Leichtigkeit zu begeben.

    Mit einem richtigen Cafe oder Restaurant tue ich mich allerdings auch sehr schwer, dort allein hineinzugehen, mich zu setzen, zu bestellen, zu essen, zu trinken, gar noch zu verweilen. –

    Ein paar Mal habe ich das zwar schon getan, aber noch nie ist ein gewisses Unbehagen, was ich stets empfand, dabei von mir abgefallen. Selbst dann nicht, wenn ich mir Beschäftiugung mitgebracht oder gesucht habe. Etwas in mein Notizbuch kritzeln, meinen Kalender durchblättern, Nachdenken, Menschen ein bisschen beobachten, Lesen …

    Es kostet mich immer wieder Überwindung und mehr oder weniger muss ich mich dazu zwingen, das, was ich mir bestellt habe, dann so gut als möglich genießen zu können.

    Das ist seltsam, denn bei „meinem“ kleinen Vietnamesen kann ich das ganz gut.

    Ja, soviel in aller Kürze zu meinen Erfahrungen in der Rubrik „Sternfluesterer allein im Restaurant“.

    Ganz doll liebe Grüße an Dich, liebe Mia ❤ !

    P.S.: Die Gnocchi sehen traumhaft aus. Wenn die auch so geschmeckt haben …

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  4. Ich war gerade eben auch alleine beim Italiener essen. Mache das schon gelegentlich und schaue statt auf ein Handy, wie sich Kerzenlicht in meinem Glas Rotwein spiegelt. Drehe das Glas an seinem Stiel und schwenke es leicht. Die anderen Gäste nehme ich dann kaum mehr wahr.
    Leider mache ich das immer seltener.
    LG

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  5. Es ist schön, dass du dich zu etwas überwinden konntest, das dir so viel Mühe bereitete! Da kannst du doch wirklich stolz auf dich sein, es freut mich enorm ❤
    es geht tatsächlich erstaunlich vielen Menschen so, dass sie sich unwohl fühlen, allein irgendwo hin zu gehen, sei es Restaurant, Cafe, Bar, Disko oder sonst eine Veranstaltung, dabei finde ich genau das fast mit am schönsten. Man erlebt die Orte um so vieles schöner und genießt sich selbst so viel mehr. Sieh es mal so: Du gehst ja nicht allein essen, sondern führst dich selbst zu einem Rendevouz aus! Und das hält einem oft die größten Überraschungen bereit, man erfährt imer wieder neues über sich 😉
    Deswegen hab nur Mut! Denn die Leute um dich herum machen sich beiweitem nicht so viele Gedanken um dich, wie dir deine Ängste gerne einreden möchten 😉
    Ganz liebe Grüße ❤

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  6. Da hast Du einen tollen Schritt gewagt und gemeistert ! Freu mich für Dich!

    Ich denke auch, im Restaurant sollen sich die Anderen mal fein um ihren eigenen Kram kümmern. Allein Essen zu gehen, kenne ich wohl. Habe das gelegentlich beruflich und finde es nicht schlimm. Bevorzuge es aber, wenn jemand zum Quatschen dabei ist. Wenn nicht: lesen, Leute anschauen und dann siehst Du oftmals welche, da bist Du dann froh, alleine dort zu sein. 🙂

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  7. Ich bin schon lange Single, auch,weil ich 7 Jahre meine Mutter gepflegt habe.Und das ohne Pflegedienst. Im Dezember 2018 starb sie leider, seitdem lebe ich alleine.Und da ich immer schon
    in Vollzeit gearbeitet habe, kann ich einfach nicht gut kochen. Ich gehe daher gerne auch alleine essen. Die anderen Leute und deren Blicke interessieren mich nicht. Wenn ich Hunger habe, dann will ich essen, egal wo. Meine Schwester, 9 Jahre älter und prüde, würde sowas nie machen *ggg*

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    1. Freut mich sehr, dass du auch kein Problem damit hast, alleine in Restaurants zu essen (auch wenn die Auslöser dafür keine schönen waren). Im Grunde ist ja auch absolut nichts dabei allein essen zu gehen. Manchmal mache ich mir viel zu sehr den Kopf wegen Unwichtigkeiten!

      Liebe Grüße!

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