Umgeben von Menschen und trotzdem alleine – über meine innere Einsamkeit und meine Tipps dagegen

Ich glaube man sieht mir nicht an, dass ich einsam bin. Schließlich habe ich eine große Familie, einen tollen Freundeskreis und einen festen Freund an meiner Seite. Und dennoch fühle ich mich einsam.

Umgeben von Menschen und trotzdem alleine.

Ich weiß schon seit meiner frühesten Kindheit, dass ich anders bin. Nicht nur, dass ich mit meinen langen schwarzen Haaren und meiner dunklen Haut anders aussehe und anderes bewertet werde, ich fühle mich auch anders. Zum einen liegt das an dem Aufwachsen in zwei Kulturen und zum anderen an meinem speziellen Wesen. Ich bin empfindlicher als meine Mitmenschen, sensibler, ängstlicher, aber auch reflektierter. Ich hinterfrage das Leben in all seinen Facetten und stoße immer auf das Unverständnis meiner HörerInnen.

Ich kann also umringt von Menschen sein und mich trotzdem alleine fühlen. Es mag undankbar erscheinen, feste Menschen in seinem Leben zu haben und trotzdem mehr zu wollen. Und dennoch wünsche ich es mir von ganzem Herzen.

„Er hält mich im Arm und ich fühle mich trotzdem alleine.“

Oft liege ich abends mit meinem Freund im Bett und lasse zu, dass er mich fest in seine Arme schließt. Ich liebe dieses Gefühl von Geborgenheit und Nähe.

Und trotzdem fühle ich mich alleine. Vermutlich verstehen das viele nicht. Ich verstehe es ja selbst nicht, denn physisch gesehen bin ich ja nicht alleine.

In unserer Beziehung stoße ich gelegentlich an meine Grenzen. Es ist manchmal schwer für mich, mich zu öffnen, da er vieles einfach nicht versteht. Nicht verstehen kann. Oft denkt er zu rational. Und weniger einfühlsam. Erzähle ich ihm von meiner Angst, macht er einen Witz darüber, dass ich mir selbst meine Wohngegend ausgesucht habe. Erzähle ich ihm von meinem inneren Frust, dann sagt er, dass ich an etwas schönes denken soll. Erzähle ich ihm von meiner Familie, dann verzieht er schockiert das Gesicht und rät mir, mich nicht so behandeln zu lassen.

Alles gut gemeinte Ratschläge, die leider nichts bringen. Ich habe in meinem Beitrag 10 Sprüche, die man sich einfach sparen sollte schon ein bisschen darüber geschrieben.

Und neuerdings ist es mir klar geworden, dass es für mich als schwarze Frau sehr schwer sein kann, mit einem weißen Mann zusammen zu sein. Er wird mich einfach nie verstehen können. Weil er nicht einsieht, dass er privilegiert ist und mich nicht verstehen kann.

„Ich lache mit meinen FreundInnen und fühle mich alleine.“

Alle meine FreundInnen kennen mich als aufgeweckten optimistischen Menschen, der fröhlich ist und viel lacht. Aber das viele Lachen ist manchmal anstrengend.

Ich bin manchmal eben komisch. Ich denke anders. Und ich treffe regelmäßig auf Unverständnis. Also lache ich stattdessen. Ich höre den anderen zu und vermeide es über mich zu reden. Und wenn doch, dann bleibe ich oberflächlich. Ich belüge sie, in dem ich ihnen eine andere Persönlichkeit vorgaukle.

Was tun bei innerer Einsamkeit? – meine Tipps!

Ich habe mich schon oft gefragt, wie ich diese innere Einsamkeit loswerden soll. Der erste Rat lautet natürlich immer: Sag doch einfach, was in dir vorgeht. Ha ha, guter Witz. Es gäbe überhaupt kein Problem, wenn es so leicht wäre sich zu öffnen. Und selbst wenn es leicht ist, so ist die Reaktion dies Gegenübers ausschlaggebend. Für mich zumindest. Dennoch haben mir folgende Tipps geholfen:

1. Sei neuen Menschen gegenüber ehrlich.

Ich habe mich vorgenommen, bei neuen Bekanntschaften keine Maske aufzusetzen. Ich will ihn ehrlich gegenüber treten, mit meinem ironischen Unterton reden und nicht Angst haben in irgendein Klischee zu fallen. Natürlich gibt es auch dabei Grenzen. Ich werde ihnen natürlich nicht als erstes von meiner Essstörung erzählen. Aber mit neuen Menschen beginnt man bei null. Und vielleicht kann das helfen.

2. Sensibilisiere deine Mitmenschen vorsichtig mit deinen Gedanken.

Nicht alle Menschen sind stur und bleiben bei ihrer standfesten Meinung. Ich versuche daher immer häufiger, ganz vorsichtig und ohne Vorwurf den ein oder anderen inneren Zustand mit ihnen zu teilen. Wird er nicht verstanden, tut das natürlich weh. Aber anders als als Kind verschließe ich die Tür nicht mehr für alle Zeiten. Ich spreche beim nächsten Mal wieder darüber. Und die kürzliche Entschuldigung einer Freundin wegen eines unsensiblen Kommentars aus dem letzten Jahr (den ich schon völlig vergessen hatte), hat mich erkennen lassen, dass Menschen ihre Meinung auch ändern können.

3. Rede nicht von dir, während du etwas von dir erzählst.

Ich habe mir angewöhnt, von einer „Bekannten“ zu erzählen, wenn ich über innere Konflikte spreche. Ich kann so testen, wie meine Mitmenschen darauf reagieren und erfahre zusätzlich ihre Meinung dazu. Manchmal enttäuschen mich ihre Gedanken, manchmal überraschen sie mich positiv.

Das waren meine 3 Tipps. Es sind nicht viele, aber vielleicht helfen sie ja anderen trotzdem. Für weitere Ratschläge bin ich natürlich immer sehr dankbar!

Ich habe vor einiger Zeit übrigens schon meinen Beitrag Diese Scheiß Einsamkeit mit euch geteilt.

Habt einen schönen Start in die Woche! ♥

Foto: Unsplash

 

 

12 Kommentare zu „Umgeben von Menschen und trotzdem alleine – über meine innere Einsamkeit und meine Tipps dagegen

  1. Wow, die Umschreibung deiner Beziehung klingt einfach exakt wie ich es selbst aus meiner kenne. Genau selbige rationale „Argumente“ hab ich entgegengebracht bekommen. „Ich fühl mich einsam/mir geht’s nicht gut.“ „Aber du hast doch deinen Schatz im Arm. Und so viele tolle Freunde“, auf innere Zuständen hat er immer mit äußeren Umständen reagiert, was sich irgendwie total unempathisch anfühlt, so als würde er erst gar nicht versuchen es zu verstehen – kennst du vielleicht. Auch so rationale Ratschläge wie „Dann brich doch den Kontakt zu deiner Mutter ab, wenn dir das nicht gut tut“ und „Lach doch mal“ – ich sag nur: Ratschläge sind auch Schläge… Sich innerhalb seiner Beziehung einsam zu fühlen, ist auf jeden Fall falsch und wenn man durch die Reaktionen und das Unverständnis des anderen nach und nach darin gehemmt wird, Dinge von sich zu erzählen, was einem so durch den Kopf geht usw, dann läuft man Gefahr, dass man sich mit der Zeit voneinander entfernt. Weil man in unterschiedlichen Welten lebt und gerade wenn man versucht an sich zu arbeiten, wie wir es tun, dann macht man ja auch irgendwo eine (psychische) Reise durch – und wenn der andere diese Reise einfach nicht mitmacht, hat der einen ganz wesentlichen Teil deiner Person „verpasst“. Bei uns hat das jetzt nach langer Zeit tatsächlich zum Aus geführt. Ich möchte ihm den Glanz seiner Welt nicht nehmen, ich habe schon oft von seinem Optimismus profitiert, aber das reibt sich mit der Zeit und wir hätten uns beide füreinander verbiegen müssen, damit wir zueinander passen in der Hinsicht. Ich will dir damit keine Angst machen, ich möchte nur, dass du weißt, dass man nicht aufhören sollte, über das, was in einem vorgeht zu sprechen. Sonst schleicht sich ne Distanz ein, mit der Zeit und wird sich fremd. Und dann fühlt man sich ERST RECHT alleine. Und du darfst nicht denken, dass das nur an dir liegt – zu sowas gehören immer zwei dazu und deine Wahrnehmung ist nicht „die Falsche“ oder so. Das Gefühl habe ich häufig bekommen, als sei mein Freund der mit der „normalen“ Wahrnehmung, und ich einfach „ZU sensibel“, oder „ZU negativ“. Als müsse ich mir Mühe geben „gesund“ zu werden, um dann seine Art der Wahrnehmung zu teilen und uns als Paar glücklich zu machen. Aber da zählen zwei dazu… Zum Abschluss noch ein schönes Zitat: If love turns lonely, let it go. In dem Sinne: Pass auf dich auf! ❤

    Gefällt 2 Personen

    1. Danke für deine Worte. Sie bedeuten mir sehr viel. Dass wir eine „psychische“ Reise machen, stimmt wohl. Hbd auch, dass ich aufpassen sollte, dass wir uns nicht entfremden. Aber dazu gehören auch zwei…
      Dein Zitat hätte es nicht besser ausdrücken können. Traurig, aber wahr. Leider.
      Danke ❤️

      Gefällt 1 Person

  2. Ich weiß ob das so gut ist „3. Rede nicht von dir, während du etwas von dir erzählst.“ Möglicherweise kann dein gegenüber mit den Problemen deiner fiktiven Bekannten nichts anfangen oder kommt offensichtlich nicht damit zurecht. Warum sollte er letzteres auch? Er kennt sie ja nicht. Dir gegenüber mag aber dessen Reaktion eine gänzlich andere sein, weil du evtl. gemocht wirst. Schließlich unterhält sich dein gegenüber ja mit Dir. Zu sagen was einem Probleme macht ist sicher nie leicht. Die Reaktion des Gegenübers kann aber nur dann eine ehrliche sein, wenn man selbst ehrlich ist, denke ich. LG

    Gefällt 1 Person

    1. Klar, dass ist natürlich die Alternative. Ich werde bei keinem Menschen vorher wissen können, wie die Reaktion ausfällt oder ob er oder sie damit überhaupt etwas anfangen kann. Aber ich habe gelegentlich schon mit anderen über Themen wie psychische Krankheiten geredet und ihre Meinung dazu erfahren, ohne mich gleich zu entblößen. Das hat mir auf jeden Fall geholfen.

      Liebe Grüße!

      Gefällt 1 Person

  3. Ein wenig widerspricht Punkt 3 ja schon Punkt 1, scheint mir.

    Letztlich läuft es auf trial and error hinaus – und Leute, die damit umgehen können bzw. sich mit Deinen Sichtweisen auseinader setzen oder nicht.

    Gefällt 1 Person

    1. Ja und nein. Punkt 1 bezieht sich auf neue Menschen. Menschen, vor denen man niemals eine Maske aufgesetzt hat. Es ist einfacher bei null anzufangen, als mitten in der Freundschaft die Regeln zu ändern und zu teilen, was die ganzen Jahre über verschweigen wurde. Und das Punkt 3 auf Unverständnis trifft, finde ich auch nachvollziehbar. Sicher ist es auch nichts für jeden, aber vielleicht ist es einfacher von jemand anderem zuerst zu sprechen als von sich..

      Liebe Grüße!

      Gefällt 1 Person

      1. Ja, wenn es unter 3 für Dich einfacher ist, ist es erstmal okay. Ich stelle mir halt nur vor, wie es auf jmd/mich wirken würde, wenn Du dann umswitchst. Und ich glaube, da wäre Dir mein Stirnrunzeln sicher. 🙂
        Liebe Grüße!

        Gefällt 1 Person

      2. So leicht geht das umswichen natürlich nicht. Damit teste ich aber gerne aus, wie es ist, mit der Person über psychische Krankheiten zu reden! Und die Reaktion hat mich oft davor gewahrt mich überhaupt zu öffnen!

        Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar