Ich hatte immer ein großes Problem damit als empfindlich bezeichnet zu werden. Vielleicht, weil diese Aussage stets als Beleidigung gemeint war. Empfindliche Menschen sind schließlich anstrengend. Man muss sie mit Samthandschuhen anfassen, damit sie nicht losheulen…Aber was ist so schlimm daran, empfindlich zu sein?
„empfindlich“ = zu viel „empfinden“?
Empfindlich zu sein wird oft mit leichter Verletzbarkeit erklärt. Dem würde ich sogar zustimmen. Die Frage ist nur warum? Warum bin ich so schnell verletzt?
Hohe Sensibilität.
Ich reagiere sehr stark auf Empfindungen. Die meisten Menschen in meinem Umfeld empfinden das oftmals als übertrieben. Gestern flog eine Wespe in meinen Tee, fiel hinein und noch bevor ich sie mit dem Löffel raus fischen konnte, war sie an der Hitze zugrunde gegangen. Ich war so schockiert und traurig, weil ich es mit eigenen Augen mit angesehen hatte. Mir war nach Weinen zumute, aber das erschien mir im Restaurant unangenehm. Meine Freundin sagte, dass die Biene selbst schuld war. Vielleicht stimmt das auch. Aber trotzdem war die Empfindung sehr stark.
Angst vor Zurückweisung.
Meine hohe Empfindlichkeit hat jedoch nicht nur etwas mit meiner hohen Sensibilität zu tun. Ich fühle mich sehr schnell zurückgewiesen. So schnell, dass einige vielleicht die Stirn runzeln würden.
Ein kleines Beispiel:
Als ich am Wochenende in Potsdam war und meinen Freund fragte, ob er ein Foto von mir und dem Schloss Sanssouci machen könnte, stimmte er zu. Er schoss ein Bild, doch ich bat ihn darum noch eins zu machen, weil mir das erste nicht gefiel. Als ich ihn noch zwei weitere Male fragte, runzelte er die Stirn und sagte, dass er sich wie einer dieser typischen Freunde fühlte, die ständig Instagram Fotos für seine Freundinnen machen mussten. Ich sollte doch bitte den Hashtag #boyfriendsoninstagram googlen, dann wüsste ich, was er meinte.
Dieser kleine Kommentar verletzte mich so sehr, dass ich nicht mehr mit ihm sprechen konnte. Nicht weil ich ihn bestrafen, sondern eher weil ich nicht zugeben wollte, dass ich verletzt war. Ich möchte nie jemanden nerven, daher frage ich nur selten nach etwas. Tue ich es doch und werde abgewiesen, dann reagiere ich empfindlich.
Als er irgendwann die Anspannung merkte und ich ihm sagte, dass ich mich schnell zurückgewiesen fühlte, entschuldigte er sich. Er sah ein, dass es keine große Sache war, aber fand meine Reaktion trotzdem übertrieben.
„empfindlich“ = „übertrieben?“
Das tun die meisten leider. Sie glauben ich übertreibe. Ich sei eine Drama Queen. Ich sei wie ein Kind. Das erschwert mir natürlich, mein „wahres Ich“ zu offenbaren. Weil ich mein Selbst vor bösen Worten schützen möchte.
Aber ich bin nun mal so, wie ich bin. Ich bin keine Zicke und ich bin auch kein Baby, das wegen jedem „Wehwechen“ losweint. Ich bin sensibel und empfindlich. Und das ist okay so.
Der Menschheit könnte eine Prise Toleranz nicht schaden. Und das meine ich nicht in Bezug auf Kulturen und und Religionen (davon bräuchten sie nämlich eine ganze Kiste voll), sondern in vielen psychologischen udn sozialgesellschaftlichen Aspekten. Ich kann nur wiederholen, dass das Leben so viel leichter wäre, wenn Menschen andere Menschen einfach akzeptieren würden.
Habt einen schönen Start in die Woche! ♥
PS. Schaut doch gerne bei Instagram vorbei, wenn ihr auch auf der Plattform seid! 🙂
Oh Mann… schon wieder sind wir uns so verdammt ähnlich! Ich bin auch hochsensibel und bitte selten um etwas! Ich bitte auch nur sehr selten um etwas, weil ich nicht nerven will. Wenn ich mal um etwas bat, wurde ich öfter als egoistisch beschimpft, ein Ex von mir sagte sogar, ich wäre die egoistischste Person der Welt… wer mich wirklich kennt, weiß, dass es nicht so ist. Aber dennoch bin ich sehr zurückhaltend selbst meinem Herzblatt gegenüber, zu zurückhaltend wie er immer wieder betont 🙂 Neulich fragte er mich, warum ich schon länger nicht auf Lolita-Treffen gegangen bin und ich antwortete, dass mich die Fahrt mit den Öffentlichen zu sehr nervt. Da meinte er „warum sagst du dann nichts, ich würde dich doch hinfahren und auch wieder abholen?!“ Von mir aus hätte ich nie gefragt, eben weil ich nicht nerven will…. ich muss da noch viel lernen und mich mehr trauen.
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Das ist sogar das schlimmste! Sich zu öffnen und dann als egoistisch bezeichnet zu werden…Dabei hat es rein gar nichts mit Egoismus zu tun. Nicht auch nur ansatzweise…Selbstfürsorge sollte nicht als ungerechtfertigsten Eigennutz empfunden werden…
Liebe Grüße!
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Ja, das sehe ich auch so. Aber mein Ex war der Meinung, dass nur er das Recht hätte, Forderungen zu stellen, ich jedoch nicht… mein jetziger Freund sieht das zum Glück anders, ich bin dann immer noch so perplex, dass ich es nicht glauben kann 🙂
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Das klingt nach einer sehr ungesunden Beziehung. Zum Glück hast du jetzt einen Menschen, der dir gut tut!
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In der Tat war diese Beziehung ungesund für mich, deshalb habe ich sie auch beendet – nicht ohne Probleme. Mein Ex versuchte noch ein Jahr lang, mich zurückzubekommen und stalkte mich regelrecht, hockte immer vor meiner Tür etc…
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Oh gott…Klingt echt gruselig…
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„Übertrieben“ empfinden – das macht die Hälfte meiner Persönlichkeit aus.- Erlebnisse, wie Du Deins hier beschrieben hast, liebe Mia, kenne ich vielfach. Mir muss oft nicht einmal jemand sagen oder bedeuten, dass ich mal wieder „überempfindlich“ reagiert habe – ich bemerke es oft selbst, ja, ich WEIß, dass es gemessen am mehrheitlichen menschlichen Empfinden so ist. – Aber ich KANN nicht anders.
Seit ich dieses Wissen habe, geht es mir allerdings ein wenig besser damit. Denn ich versuche mich seither, dem Schönen des hochsensibel Seins bewusster zu stellen. Denn, das ist das Gute, das Bereichernde an dieser Eigenschaft: Dass man Schönes auch so besonders intensiv, so besonders detail- und facettenreich, zu spüren, zu erleben vermag.
Manchmal ist dieses Empfinden ein schmaler Grat, aber ich bin inzwischen sogar ein wenig stolz darauf, so fühlen zu können. (Und wundervoll ist es, wenn es Menschen gibt, mit denen ich das teilen darf!)
Die Kehrseite sind die Verletzbarkeit und das leider doch sehr häufig anzutreffende Unverständnis in den Umfeldern, die uns generell umgeben. Das geht bis in die Familie hinein. – Ich möchte eigentlich niemandem einen Vorwurf daraus machen, das ich anders bin, weil ich sehr stark vermute, nein, ich weiß auch das: Es ist mitunter nicht leicht auszuhalten mit mir, meiner starken Empfindsamkeit. Dafür aber kann NIEMAND was.
Schön wäre freilich, wenn insgesamt ein bisschen mehr Bereitschaft für Rücksicht da wäre …
Ganz viele, ganz liebe Grüße an Dich! ❤
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Du hast völlig recht, lieber sternfluesterer – zu wissen, dass man empfindlich ist, hilft, mit sich selbst besser klarzukommen!
Einen Vorwurf möchte ich auch niemandem machen, aber dieses frustrierende Gefühl „falsch“ zu sein, werde ich trotzdem nicht los. Deshalb wünschte ich mir, dass gelegenlich auch ein bisschen Rücksicht genommen werden würde…
Danke für deinen lieben Kommentar und viele Grüße!! ❤
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Leider laufen aber eine Menge leute herum, die Toleranz und Ignoranz nicht mehr auseinanderhalten können – und oft ist es Letzteres.
Was Dich betrifft: Du bist halt stark im Wahrnehmen und kannst reflektieren. Ist doch toll! – Und am Beispiel mit Deinem Freund zeigt sich auch, daß Kommunikation wichtig ist.
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Da sprichst du einen sehr wichtigen Punkt an! Toleranz und Ignoranz…eigentlich haben beide Worte komplett unterschiedliche Bedeutungen und trotzdem werden sie oft zusammengefügt…
Ja ich finde auch, dass reden immer wichtig ist – ohne können meiner Meinung nach keine Konflikte aus der Welt geschaffen werden…
Liebe Grüße!
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