Kino und Popcorn – alltägliche Probleme mit einer Essstörung

Essstörungen sind ein alltäglicher Begleiter. Wie ein Schatten verfolgen sie auf Schritt und Tritt. Überall hin. Das erschwert natürlich so manche soziale Aktivitäten. Neulich im Kino wurde es mir erneut bewusst.

Popcorn, Nachos mit Käse, Eis, ein paar Gummibärchen…

Das Kino ist voll von Essen. Kein Wunder, dass wir Menschen ständig vor dem Fernseher naschen. Das Essen aus Appetit ist ein regelrechter Kult! Aber für mich, einer Frau, die ein paar „klitzekleine“ Schwierigkeiten mit dem Essen hat, fällt so mancher Kinobesuch ziemlich schwer.

Ich muss allerdings zugeben, dass ich nicht allzu oft ins Kino gehe. Vielleicht 3-4 Mal im Jahr. Man kann diese Situation also ganz gut entgehen. Und doch kommt diese Situation gelegentlich zustande.

Kein Popcorn im Kino?

Natürlich habe ich schon etliche Male im Kino verbracht, ohne mir etwas zu knabbern zu holen. Aber wenn meine Begleitung neben mir am Popcorn nascht, dann kommt Futterneid bei mir auf! Ich will es nicht wollen, aber das hilft mir leider wenig. Das Resultat ist, dass ich mir Popcorn vom Platz neben mir klaue, oder die ganze Zeit denke, etwas zu verpassen. Mit ein wenig Naschkram ist das Kinoerlebnis eben anders!

Doch Popcorn im Kino?

Popcorn hat eine sehr süchtig machende Wirkung. Ähnlich wie Chips bleibt es nicht nur bei einem einzigen Griff in die Tüte. Wenn ich also Popcorn bestelle, dann ist die gute Hälfte nach der Werbung vertilgt. Daran ist zwar nichts schlimm, es wird allerdings dann problematisch, wenn ich „mehr“ will.

Abgesehen davon schleicht sich ein unangenehmes schlechtes Gewissen in mir ein. Ich will keine Kalorien zählen geschweige denn daran denken, wie viel Zucker Popcorn enthält. Aber es geschieht trotzdem. Leider.

Neulich war ich im Kino.

Und da ich wusste, dass diese heikle „Popcorn-Situation“ aufkommen würde, aß ich vorher reichlich und kam pappsatt zum Treffen an. Mir war nicht schlecht, aber ich hatte nicht unbedingt Lust, meinen Magen mit mehr Inhalt zu füllen.

Aber kaum war ich im Kino, umschloss mich der süßlich riechende Duft von warmem Popcorn. Als mein Freund fragte, ob wir Popcorn wollten, erkannte er an meinem Blick, dass die Antwort ja war. Ich wollte eigentlich nicht. Und eigentlich wollte ich schon. Also bestellten wir eine mittelgroße Popcorn. Dem einzigen 5-Euro Schein in meinem Portemonnaie verdankte ich es, dass ich nicht noch eine Cola und ein paar Gummibärchen bestellte.

Das Popcorn schmeckte nach schlechtem Gewissen.

Als wir im Kino saßen, aß ich langsam und vorsichtig das Popcorn. Es schmeckte nach all den Monaten seltsam süß. Fast zu süß. Und irgendwie konnte ich es nicht genießen. Weil ich nicht wie alle anderen Anwesenden im Kino mit dem Film, sondern mit dem Zwang meiner Essstörung beschäftigt war.

Erneut wurde mir klar, wie müde ich bin. Wie nervenaufreibend es ist, die Essstörung in gesellschaftlichen Ereignissen erleben zu müssen. Langsam habe ich kein Bock mehr. Vier Jahre in denen mein Zwang mich Tag für Tag begleitet. Ich will endlich, dass es besser wird.

Positiv bleiben.

Ich weiß, dass es nichts bringt, mich selbst zu bemitleiden. Trotzdem muss das manchmal sein. Ich kann nicht immer eine gute Miene zum bösen Spiel machen. Ich muss weiter machen, denn einen anderen Weg gibt es nicht.♥

Jenes Kinoerlebnis war keins im Vergleich zu früheren. Ich sehe durchaus ein paar positive Veränderungen. Ich habe jedes einzelne Popcorn oder Bauchschmerzen oder anschließende „Kompension“ überstanden..

Habt ein schönes Wochenende ❤️

11 Kommentare zu „Kino und Popcorn – alltägliche Probleme mit einer Essstörung

  1. Kino und Popcorn gehören zusammen! Klar ist eine Tüte Popcorn eine ganze Mahlzeit, aber sieh es als Form von Lebensqualität. Du isst es gern, Dein Magen verträgt es grundsätzlich, etc. So geht es gar nicht so vielen Menschen. Ich kenne viele, die sich nach dem Genuss dieser Leckerei mit schlimmem Sodbrennen plagen und dann kenne ich einige, die aus Angst gar kein Kino besuchen, denn der Nachbar hinter ihnen könnte lachen, sie haben Angst, dass im Dunkeln ihr Herz stehen bleibt, sind zu knapp bei Kasse für das Kino, etc. Das gibt es alles, bitte denke nicht, dass es den Menschen neben Dir im Saal so viel anders geht, mir hat diese Erkenntnis irgendwie immer geholfen. Grüße!

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    1. Danke für deine Kommentar! Das stimmt natürlich, Popcorn lässt sich nicht immer vertragen. Und auch sonst gibt es viele Gründe, Probleme mit einem Kinobesuch zu haben. Aber in meinem Fall mit der Essstörung ist das Essen ein unkontrollierbarer Zwang, der die Psyche verrückt spielen lässt. Das lässt sich außerhalb der Krankheit vermutlich sehr schwer verstehen. Aber es nimmt sehr viel Kraft und Energie.

      Liebe Grüße!

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  2. „Ich weiß, dass es nichts bringt, mich selbst zu bemitleiden. Trotzdem muss das manchmal sein. Ich kann nicht immer eine gute Miene zum bösen Spiel machen. Ich muss weiter machen, denn einen anderen Weg gibt es nicht.“

    Das hast Du sehr wahr gesagt, liebe Mia. Und ich finde, dass diese Aussage so formulieren zu können, schon ein richtig großer Schritt ist.

    Ich komme noch seltener als Du in die verlegenheit ins Kino zu gehen, was ich sehr bedaure. Aber die Programme hier in meiner vergleichsweise kleinen Stadt im Besonderen aber auch in der umgebung im Allgemeinen, entsprechen nahezu gar nicht meinem Geschmack. Es steckt keine Vielfalt darin, es gibt immer dasselbe. Kaum Filme, die wirklich noch etwas ERZÄHLEN vom LEBEN und von MENSCHEN.

    Den verführerischen Duft von Popcorn kenne ich aber wohl. Aber er kann mir seit Längerem kaum noch etwas anhaben. Ich nehme mir im Falle des Falles selbst eine kleine Nascherei mit ins Kino, und an die halte ich mich dann. Das klappte zuletzt immer gut. – Ganz anders ist das oft am Abend, wenn ich mir etwas im Fernsehen ansehe. Da ist der Schrank mit den Naschereien so nahe, und es kostet, im Gegensatz zum Kino, ja kaum etwas, sich daraus zu bedienen. Und Schoki ist für mich ein ungleich größerer Reizauslöser als Popcorn …

    Nach allem, was Du bislang hier geschrieben hast und was ich mittlerweile von Dir weiß, denke ich aber, dass so ein kleiner „Popcornanfall“ Dich nicht zu sehr beunruhigen sollte – wissend, dass Dich das gleichwohl ärgert (würde es mich auch). – Aber Du bist doch im Ganzen auf einem sehr guten Weg. Du versuchst Dich bewusst bewusster zu ernähren, Du hast den (Un)sinn der meisten Diäten verstanden und Du hast eine richtig schöne Einstellung mit Blick auf ein zugleich gesundes und realistisches Körperbewusstsein entwickelt.

    Das vermagst Du noch nicht immer durch- und einzuhalten. Ja. Abeer Du hast es Dir erarbeitet, jede Zeile hier spricht davon, wie sehr Du bereits dazu stehst – Du hast inzwischen sogar Energie entwickelt, das weitergeben zu können und zu wollen.

    Das ist was zählt. Und das zählt sehr viel!

    Ganz doll liebe Grüße an Dich ❤ !

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    1. Danke für deine Worte, lieber sternfluesterer! Deine letzten beiden großen Absätze haben mir gerade sehr gestärkt und motiviert. Ich hoffe nur, dass irgendwann nicht mehr die Rede von einem Anfall, sondern vom Naschen im Kino ist!

      Wir dürfen in unseren Kinos leider keine anderweitigen Getränke oder auch essen in die Kinos mitnehmen (ist nicht gut fürs Geschäft) Manchmal werden unsere Taschen (u.a wegen Verdacht von Kameras) kontrolliert…

      Aber ja, die Verführung des Essens im eigenen Heim kenne ich zu gut. Das ist leider der Grund, warum ich überhaupt nur sehr wenige Lebensmittel bei mir habe und Süßkram grundsätzlich nicht zu Hause habe!

      Ganz liebe Grüße! ❤️

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      1. Bei uns darf man eigentlich auch nichts Ess- oder Trinkbares mit ins Kino nehmen. Aber eine kleine Keksrolle kann man gut in einer größeren Jackentasche verschwiunden lassen und für drei, vier Lieblingsbonbons findet sich allemal ein „geheimes Plätzchen“. (Und Leibesvisitation gibts zum Glück bislang noch nicht!)

        Ach, wann ich es wohl schaffe, so konsequent zu sein, gar keinen Süßkram zu Hause zu haben … – Davon bin ich weit entfernt. –

        Und bei dem Gedanken daran frage ich mich dann sogleich, ob das denn so wirklich richtig wäre – mal ein Stückchen Schoki zu genießen ist ja doch auch ein Stück Lebensqualität. Aber so lange man sich nicht im Griff hat, ist Deine Strategie dann wohl doch die Richtige.

        Ich glaube, manchmal bist Du, was bewusstes und zugleich vernünftiges Essen angeht, weiter als ich.

        Schlaf schön, liebe Mia ❤ , und träum was ganz Schönes! Liebe, sternflüsternde Grüße!

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  3. Liebe Mia, das was du beschreibst, kenne ich nur allzu gut! Nicht unbedingt im Bezug auf Popcorn, aber auf tausend andere Sachen. Neulich z. B., als wir bei den Schwiegereltern waren… alle nahmen ein Eis, nur ich nicht, das ist typisch. Ich gönne mir nur einen Cheat-Tag pro Woche, keinesfalls zwei -_-

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    1. Keine Ahnung 🤔 jedenfalls nicht im Spam Ordner gelandet! Manchmal ist WordPress dumm :p

      Und danke für deine Worte 🙂 ich wünsche niemandem, dass er oder sie das auch nennt, aber gleichzeitig gibt es einem auch das Gefühl nicht alleine damit zu sein!

      Liebe Grüße!

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  4. Beste Formulierung: es schmeckte nach schlechtem Gewissen!
    Das ist ja schließlich keine Geschmacksrichtung, aber daran sieht man, wie sehr die emotionale Lage jegliches Geschmackserleben verzerren oder komplett wegmachen kann. Dann schmeckt man nur noch das Gefühl, was es erzeugt…
    Ich sende dir Kraft für die nächsten Situationen dieser Art! ❤

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