Wie viel tun wir nur für uns selbst? – Dinge, die wir mit niemanden teilen

Wie viel tun wir nur für uns selbst? Seit einigen Tagen spukt diese Frage in meinem Kopf herum, ohne dass ich eine konkrete Antwort für sie gefunden habe.

Letzte Woche war ich auf einer Fotoausstellung von Vivian Maier. Die ausgestellten Fotos wurden von ihr, Vivian, geschossen. Sie war eigentlich ein Kindermädchen und nebenbei Hobby Fotografin. Sie veröffentlichte ihre Fotos jedoch niemals. All ihre Schätze wurden erst lange nach ihrem Tod entdeckt, veröffentlicht und berühmt.

Natürlich ist es durchaus fragwürdig, wie es moralisch zu betrachten ist, dass nach ihrem Tod etliche private Fotoaufnahmen veröffentlicht werden. Das fühlt sich ein bisschen so an, als würde jemand nach meinem Ableben mein Tagebuch preisgeben und so cool fände ich das nicht.

Aber mich interessierte vor allem ein andere Aspekt. Ich dachte darüber nach, wie viel die Fotografie ihr bedeutet haben musste, um so viele großartige Aufnahmen zu machen und niemals Anerkennung dafür zu kriegen. Einige Negative wuren nämlich noch nicht einmal entwickelt, sie hatte einige von ihnen also selbst nie zu Gesicht bekommen. Vivian fotografierte, weil sie es ganz offensichtlich liebte.

Wie viel tun wir nur für uns selbst?

In der heutigen Zeit sind viele von uns auf die Anerkennung der eigenen Leistung aus. Sei es im Job oder nur beim Kochen des Abendessens (das ist natürlich seeehr pauschalisiert). Wir möchten Feedback, vielleicht sogar Lob. Denn es hilft uns weiterzumachen.

Auch ich tue viele Dinge nicht nur für mich. Meine damaligen Hobbies im Tanzen erforderten ein Publikum, das zuschaute. Und ich habe einen Facebook und Instagram Account, der nicht frei von einer gewissen Selbstdarstellung ist, welche ganz gewiss nicht nur für mich ist. Ich schminke mich noch nicht einmal nur für mich, wenn ich raus gehe. Ich tue es, weil ich mich so wohler fühle. Und schöner. Und mit meinem Wohlbefinden geht die Bewertung anderer einher.

Selbst mein Blog, den ich sehr schätze und liebe, galt und gilt nicht nur für mich. Er ist ein Ort der Meinungen und des Austausches. Mit anderen.

Das ist natürlich alles nichts schlechtes. Aber die Frage, was ich nur für mich tue, kommt natürlich trotzdem auf.

Was tue ich für mich?

Nach der Ausstellung musste ich tief in mich gehe und überlegen, was ich alles für mich tue. Folgende kleine Liste habe ich zustande gebracht:

  • Ich lese nur für mich.
  • Ich schreibe Tagebuch nur für mich.
  • Ich singe nur für mich (und das ist gut so, denn das will sicher niemand hören)!
  • Ich mal(t)e nur für mich (aber momentan stecke ich in einer Blockade fest).

Diese Liste ist nicht lang. Ich war und bin sehr überrascht, weil ich mich für einen eher introvertierten Menschen halte, der viel mit sich selbst ausmacht. Aber das gilt wohl nicht überall.

Ich finde es eigentlich wichtig Dinge nur mit sich zu teilen. Warum? Weil wir selbst die einzigen sind, die ihr ganzes Leben lang immer an unserer Seite sein werden. Etwas nur für sich zu tun, kann die Beziehung zu sich selbst stärken. Das glaube ich zumindest.

Ich werde mich zukünftig mal auf die Suche nach weiteren Momenten machen, die ich nur für mich behalte und niemandem zeige.

Wie viel tut ihr nur für euch selbst? Gibt es etwas, dass euch erfüllt, ihr jedoch mit niemandem teilen möchtet?

Habt einen schönen Mittwoch! ♥

 

 

 

 

19 Kommentare zu „Wie viel tun wir nur für uns selbst? – Dinge, die wir mit niemanden teilen

  1. Ein toller Eintrag, liebe Mia! – Mit der Frage, mir bewusst zu werden, ob bzw. was ich (nur) für mich selbst tue, MUSSTE ich mich während meiner Therapiezeit sehr intensiv beschäftigen. Vorher hatte ich das nie wirklich getan. Jetzt versuche ich es immer wieder bewusst zu tun oder mich wenigstens daran zu erinnern.

    Für mich ist es nicht die wichtigste Frage zu wissen oder etwas zu haben, was ich AUSSCHLIEßLICH für mich tue. – Ich gehe eher so heran, Dinge zu finden bzw. mir Dinge vorzunehmen, die ich ZUNÄCHST für mich allein tue. Im Verlaufe überlege ich mir dann, ob und was ich davon teilen könnte oder möchte. Manchmal geschieht das auch von ganz allein.

    So ist das mit meinem Blog gewesen. Ich habe ihn begonnen, für mich. Um mir Dinge von der Seele zu schreiben, mich zu reflektieren, mich im Schreiben zu erproben. Ich wollte dazu einen neuen, anderen Anreiz haben als zuvor – eigentliche Tagebuchschreibversuche waren bis dato immer schon nach kurzer Zeit gescheitert. –

    Nach und nach begannen sich andere Menschen für meine Schreiberei, letztlich auch für mich, zu interessieren. Damit habe ich nicht nur gute Erefahrungen gemacht, letztlich aber doch überwiegend positive. Und bezogen auf einige wenige dieser Menschen ist dann ein wirklicher Wunsch nach „teilen Wollen“ von meiner Seite entstanden. Und, das gebe ich gern und offen zu, nicht zuletzt auch für MICH. teilen dürfen und können ist etwas, was ich für MICH tue. Es ist ein Teil meines Sinns und Seins. – Ich behalte mir dabei das Recht vor zu entscheiden, was und mit wem ich etwas teile.

    Etwas nur für sich zu tun, heißt für mich, so habe ich herausgefunden, also nicht zwingend es ausschließlich oder immer nur für mich zu tun. Weiter habe ich gefunden, dass es eine Frage der eigenen Sichtweise ist, etwas als „nur für sich“ zu finden und anzuerkennen. Manche Tasse Tee zum Beispiel mache ich NUR für mich, den Duft, den Geschmack des Tees, empfinde ich auf meine ganz eigene Weise. Wenn ich mich bewusst darauf einlasse, dann NUR für mich. Das geht auch, wenn ich nicht allein bin. –

    Verstehst Du, was und wie ich es meine?

    Ich kann mehr oder weniger immer (zumindest ein bisschen) ganz für mich da sein, wenn ich es will bzw. es schaffe, mich darauf einzulassen. Ich habe mich ja immer bei mir.

    Ein warmes Bad, das Betrachten eines Bildes, ein kleiner Ausflug in die Natur und, und , und – das kann ich ganz bewusst FÜR MICH tun.

    (Eine andere Frage ist, ob, wann, unter welchen Bedingungen das immer gelingt, vor allem, wenn man seelisch nicht frei ist.)

    Wenn ich am Abend die Bettdecke über meinen Körper ziehe und für einen Augenblick meine beiden Handflächen auf meine Brust lege und dann drei, vier tiefe Atemzüge tue, die Wärme meiner Hände spüre, dann tue ich das ganz für mich! (Das mache ich seit einiger Zeit, und zwar durch Dich inspiriert, – Du hast einmal in einem Beitrag vom „sich selbst Berühren“ geschrieben – ich bin Dir unendlich dankbar dafür!)

    Man kann sich solche Dinge erschließen!

    Zusammengefasst:

    Von allem, was ich mit Bewusstheit für mich tue, ist und bleibt immer etwas NUR für mich, wenn ich das denn möchte. –

    Das Bewusstmachen, Bewusstbleiben, das sich selbst immer wieder daran Erinnern, ist der springende Punkt.

    Jetzt zum Beispiel denke ich mal ganz besonders an Dich liebe Mia,, NUR FÜR MICH! 😉 🙂

    Mach’s mir nach, alles, was ich Dir hier geschrieben habe, liebe Mia. Ich wünsche Dir viele gute und positive Erfahrungen damit – für mich würde sich das so anfühlen als hätte ich meine entsprechenden mit Dir teilen dürfen. Für Dich und für mich! 🙂

    Liebste Grüße an Dich ❤ !

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    1. Danke für deine lieben Worte, lieber sternfluesterer! ❤

      Was für eine schöne Interpretation von dem, was du für dich tust! Und auch wenn du den Blog damals für dich angefangen hast, freut es mich, dass du es mittlerweile auf für andere teilst – sonst hätten wir uns ja nie kennengelernt! 😉

      Ganz liebe Grüße! ❤

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  2. Oh wie toll, ich habe eine Reportage über sie gesehen. Das sind wirklich einfach gigantisch tolle Aufnahmen. Echt schade, dass sie diese nie mit anderen teilen wollte. Sie hatte ein unglaubliches Talent.
    Aber nun zu deiner Frage.
    Ich glaube, dass wir NICHTS uneigennützig tun. Selbst Dinge, die wir für andre machen, machen wir, damit wir uns dabei gut fühlen. Nur in sehr seltene Ausnahme ist es tatsächlich vollkommen uneigennützig. Aber nach meiner Definition gibt es das eben nicht.
    Am Ende ist es doch so, dass wir uns wohlfühlen wollen. Ich gehe auch nie ohne „Gesicht“ aus dem Haus. Aber ich mache das ausschließlich für mich, weil ich mich so besser fühle. Mir ist eigentlich egal, was andere sagen.
    Selbst das Schreiben der Romane mache ich, weil ich es muss. Es ist ein Drang, dem ich nicht Wiederstehen kann. Dabei möchte ich auch, dass sich viele Leser finden, die mein Werk gut finden und es freut mich, wenn ich es schaffe, anderen damit eine Freude zu bereiten. Doch am Ende tue ich es dann doch wieder für mich, weil es ein gutes Gefühl auslöst. Darum finde ich selbst negative Kritik gut, denn an ihr kann ich wachsen und mich verbessern, was dann wieder dazu führt, dass ich mich besser fühle.
    Ich bin eben ein sehr optimistischer Mensch und finde in allem etwas Positives. Alles führt am Ende dazu, dass ich glücklich bin.
    Gut, das ist teilweise ein hartes Stück Arbeit. Aber die lohnt sich auf jeden Fall.

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    1. Ja Vivian Mier ist wirklich klasse!

      Aber du sprichst eine sehr interessante Sichtweise an, die mich fragen lässt, ob es überhaupt irgendwas gibt, das wir wir uns tun. Aber gewiss gibt es Dinge, die wir nicht mit anderen teilen und ich glaube fast, dass es in meinem Fall sehr wenige sind.

      Liebe Grüße!

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      1. Teilen kann doch aber auch sehr schön sein 🙂
        Eigentlich ist es doch das Schönste, wenn wir unsere Erfahrungen mit anderen teilen können.
        Ich fahre daher nicht gern allein in den Urlaub, weil ich dann niemanden habe, mit dem ich das Erlebte teilen kann.
        Sich mit anderen auszutauschen ist doch das Salz in der Suppe.

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  3. Huh, da hast du recht! Ich finde es auch gerade überraschend zu bemerken, dass viele Sachen, von denen ich eigentlich gesagt habe, ich mache sie nur für mich selbst, doch irgendwie mit der Außenwelt verbunden sind, wie zum Beispiel das Schminken. Selbst beim Lesen: Liest man nicht auch, um danach sagen zu können, man hat etwas gelesen, um sich danach auszutauschen? Ich denke auch, dass man öfters einfach viel selbstbewusster an etwas rangehen und mal nur an sich selbst denken sollte. Das wird dann aber oft als egoistisch oder sogar arrogant ausgelegt.

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    1. Da stimme ich dir absokut zu! Es ist nichts egoistisches daran, Dinge nur für sich zu tun. Manchmal ist es sogar ein Erfolg Dinge für sich NICHT zu tun (ich bin immer stolz auf mich, wenn ich ungeschminkt zum Supermarkt gehe :P)

      Hihi leider kann ich mit fast keinem aus meinem Umfeld über Bücher reden, weil die meisten nicht lesen 😀 Und wenn, dann auch eher weniger Romane, als mehr spezifische Bücher…

      Liebe Grüße!

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      1. Haha, solche kleinen Erfolge wie ungeschminkt zum Supermarkt zu gehen sind wirklich verdammt wichtig, denke ich! 🙂 Und schade! Ich hab auch schon einmal überlegt, einen Lesezirkel zu eröffnen, aber es ist auch schwierig, Leute zu finden, die erstens Interesse und zweitens Zeit dafür hätten… Liebe Grüße zurück! 🙂

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  4. Eine wirklich spannende Frage! Darüber habe ich mir schon öfter Gedanken gemacht. Aber eher aus der Perspektive, was andere alles „teilen“, anstatt darüber, was ich wirklich explizit für mich mache. An die Liste werde ich mich gleich mal machen. Dinge nur mit sich zu teilen – da stimme ich dir nämlich zu 100% zu – sind wichtig.

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    1. Ob du es glaubst oder nicht, ich wollte meinen Beitrag ursprünglich tatsächlich so enden, dass der letzte Satz etwas ironisch ist! 😂
      Aber mr ging es hier primär um ein einfaches ja oder nein, um zu schauen, wie viele Menschen was nur für sich tun!
      Liebe Grüße!

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  5. Vor meinem Klinikaufenthalt habe ich gefühlt rein gar nichts bewusst und aktiv für mich getan. Ich habe keinen Sinn darin gesehen. Aber durch die Klinik habe ich gemerkt wie gut es mir tut, mir einfach mal aktiv Zeit nur für mich zu nehmen. Das zu machen was mir gut tut, egal ob im Wohnzimmer noch gesaugt werden muss… 🙂

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  6. In die Natur gehe ich nur für mich, allein mit dem Wald, tanzen tue ich nur für mich, oft ausgelassen zu toller Musik, Qi Gong mache ich nur für mich, Tagebuch schreiben tue ich nur für mich und beten tue ich auch nur für mich. Das Spazierengehen und Tanzen kann ich auch mit anderen machen, aber es ist dann ganz anders, ich bin weniger bei mir. „Bleib bei dir“ war ein Rat, den mir eine liebe Freundin mal gegeben hat und das ist in unserer Beschleunigungsgesellschaft oft sehr wichtig.
    Liebe Grüße 🌈

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    1. Da hast du wirklich eine tolle Liste! 🙂 Qi Gong musste ich gerade googlen, weil ich es vorher nicht kannte! Und das mit dem Tanzen werde ich auch mal ausprobieren!

      Du hast völlig reicht – in dieser Turbo Gesellschaft ist es unbedingt wichtig, bei sich zu bleiben!

      Liebe Grüße!

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