Essstörungen und die Geduld – wenn man glaubt, dass es nicht besser wird

Wir alle wollen Erfolge sehen, wenn wir uns Mühe in etwas geben. Daran ist nichts verkehrt, im Gegenteil. Der Erfolg spornt uns an und gibt uns Kraft weiterzumachen. Aber manchmal braucht es eine ganze Weile bis Erfolge sichtbar werden.

Essstörungen und die Geduld

Im Kampf gegen die Essstörung ist der Schlüssel die Geduld. Der Prozess der Heilung ist mühsam und nur dann möglich, wenn man den Weg immer weiter verfolgt.

Im tiefsten Innern weiß ich, dass es mir mit der Essstörung besser geht. Aber manchmal habe auch ich heftige Rückfälle, die mich zurück in eine Zeit vor 5 Jahren katapultieren. Ich gebe zu, dass ich dann mehr als nur frustriert bin. Schließlich kämpfe ich schon so lange, und verhalte mich dann so wie zu Beginn meiner Essstörung.

Ich habe bereits eine Therapie hinter mir, ich habe mich Menschen geöffnet, ich habe mich von schändlichen Einflüssen entfernt – und trotzdem bin ich nicht gesund…

Das ist unglaublich frustrierend!

Wie soll ich weitermachen, wenn ich zu wenige Erfolge sehe? Wie soll ich Kraft schöpfen, wenn die Ressourcen alle aufgebracht sind? Wie soll ich aufstehen, wenn ich schon zertrampelt wurde?

All die Besserungen ins Gedächtnis aufrufen.

Anstatt auf das zu schauen, was mir nicht gelingt, versuche ich all die Vorteile aufzuzeigen, die mir gelingen. Es hilft mir nicht immer. Aber manchmal eben schon. Und beim Aufzählen fallen mir meist mindestens genauso viele Dinge ein, die sich verbessert haben.

  • Rückschläge sind Rückschläge und nicht die Regel.
  • Ich zähle keine Kalorien mehr.
  • Ich esse nicht zu bestimmten Uhrzeiten.
  • Ich schaue nicht mehr auf die Waage.
  • Ich habe ein Sättigungsgefühl.
  • Ich kann Süßigkeiten (manchmal) essen.
  • Ich schlafe nicht mehr jede Nacht mit heftigen Bauchschmerzen ein.
  • Ich kompensiere nicht jedes Problem mit Essen.

Es sind also doch ein paar Dinge zusammengekommen, die sich in den Jahren zum Positiven gewendet haben.

Haltet durch! ♥

Ich weiß, dass sich das so schrecklich einfach sagt, aber ohne einen Willen geht leider es nicht. Ruft euch immer wieder eure kleinen Erfolge ins Gedächtnis, damit ihr nicht die Hoffnung verliert. Und wenn ihr sie mal aus den Augen verliert, dann holt sie euch zurück!

Falls euch das Thema interessiert, könnt ihr euch ja meinen vergangenen Beitrag Was hat sich in all den Jahren überhaupt getan? – 5 positive Veränderungen während meiner Essstörung anschauen!

Habt einen schönen Montag! ♥

10 Kommentare zu „Essstörungen und die Geduld – wenn man glaubt, dass es nicht besser wird

  1. Sehr schön! Ich find es ist wirklich eine gute Strategie, sich darin zu erinnern, was man schon alles geschafft hat. 😊 Dankbarkeit und Optimismus finde ich auch zumindest sehr hilfreich. Es ist doch toll, was du alles erreicht hast! 😊

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  2. Ich glaube, dass alle Erkrankungen, die mit der Psyche in ZUsammenhang stehen, Geduld erfordern, Geduld brauchen. Im Zweifel gaaanz viel davon.

    Und Du hast sehr recht damit, darauf hinzuweisen, dass und wie wichtig es ist, sich auch kleine Fortschritte, seien sie auch erst einmal oder auch über längere Zeiträume nur vorübergehend, wirklich immer wieder bewusst zu machen. – Das zu lernen, ist ein Teil des Überwindens oder wenigstens souveränder Lebens (mit) der psychischen Erkrankung.

    Bei mir hat’s lange gebraucht, dass so zu sehen, und ich muss mich nach wie vor immer wieder anstrengen dafür, dass ich diesen Aspekt nicht aus dem Blick verliere.

    Da ist es sehr schön und unterstützend Menschen zu kennen, die auch solche Wege mit einem teilen … 😉

    Nicht nur in diesem Sinne wie immer ganz liebe Grüße an Dich ❤ !

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