Freunde über Familie? Wenn Blut nicht dicker als Wasser ist

„Familie ist das Wichtigste.“ „Nichts geht über die Familie.“ Immer diese Parolen, die ich mit einer hochgezogenen Augenbraue anhöre. Ich glaube nämlich nicht, dass Blut dicker als Wasser ist.

Wer meinem Blog so halbwegs verfolgt, wird vielleicht wissen, dass ich in einem Clinch mit meiner Familie bin. Wir sind verwandt und ich liebe sie über alles, aber so sehr es mich schmerzt es zu sagen, momentan bin ich besser ohne sie dran.

Sie tun mir nicht gut, im Gegenteil. Und ich sage das frei von Undankbarkeit. Es ist keine Schande den Tatsachen ins Auge zu blicken. Mir wäre daher lieb, meine Worte nicht allzu wertend aufzunehmen, denn niemand kennt die genauen Hintergründe.

Freunde sind für mich wie Familie

Jedoch fühle ich mich trotzdem nicht bodenlos, denn ich bin nicht alleine. Ich bekomme sehr viel Halt von meinen FreundInnen. Ich habe wahrhaft nicht viele von ihnen, aber diejenigen, die ich zu meinen engsten zähle, geben mir so viel Liebe und Unterstützung, wie es von einer Familie erwartet werden würde.

Ständig „beweisen“ sie mir ihre „Freundschaftsdienste“

Ob sie mir stundenlang am Telefon zuhören oder aber alles stehen und liegen lassen, um mir beizustehen – sie sind für mich da. Und dafür bin ich unendlich dankbar! Wie dankbar kann ich gar nicht in Worte fassen. Lange Zeit fiel es mir schwer Hilfe anzunehmen, weil von der Familie zu wenig kam – doch jetzt habe ich endlich die Tür geöffnet. Und es fühlt sich gut an aufgefangen zu werden.

Blut ist nicht dicker als Wasser

Ich finde den Gedanken, dass die Familie immer für einen da ist und zwar sehr romantisch, aber leider auch märchenhaft. Vergangene Ereignisse haben mir gezeigt, dass die Familie leider nicht immer für einen da ist. Ich war viel zu lange durch Kinderbücher und Filme von dem angeblichen Halt der Familie geprägt und glaubte daran, dass die Sie die einzigen wären, die IMMER an meiner Seite sein würden. Aber dem ist so nicht. Und bei drei Menschen aus meinem näheren Umfeld ist es leider genauso. Ich bin also nicht die Ausnahme.

Wenn das passiert, ist es immer tragisch. Es wäre so schön, wenn alle Menschen sich vertragen könnten. Aber manche Eltern sind nicht die besten Eltern und manche Kinder sind nicht die besten Kinder. Wir alle nähren Fehler, aber die Kunst des Beisammenseins besteht darin, friedvoll miteinander zu leben.

Blut ist meiner Meinung nach also nicht dicker als Wasser. Manche Freunde sind für mich wie Familie und manche Familie sind für mich wie Fremde.

Wie seht ihr das? Ich bin gespannt auf eure Meinungen!

Habt einen schönen Start in die Woche! ❤️

 

22 Kommentare zu „Freunde über Familie? Wenn Blut nicht dicker als Wasser ist

  1. Du kennst mich ja schon länger und weißt, dass ich der gleichen Meinung bin wie du. Auch mir hat die Erfahrung gezeigt, dass die Familie keineswegs immer für einen da ist und dass Freunde/Partner einem besser helfen und mehr Unterstützung bieten können ❤

    Gefällt 1 Person

  2. Sehe ich genauso. Auch wenn ich mir wünschen würde, dass einen die eigene Familie uneingeschränkt unterstützt – egal, was ist -, so kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es oft nicht so ist, leider. Aber wenn andere Leute diese Rolle einnehmen können, dann reicht mir das. Eine (scheinbar) gut zusammengehörige, funktionierende Familie ist sowieso etwas, das meiner Meinung nach heutzutage ein sehr seltenes gut ist.

    Gefällt 1 Person

      1. Das stimmt! Ich glaube, das befindet sich auch gerade im gesellschaftlichen Wandel. Es wird sicherlich immer selbstverständlicher werden, dass die leibliche Familie nicht die einzige „Familie“ für einen sein kann.

        Gefällt 1 Person

  3. Wie so oft im Leben, spielen Erwartungen an andere Menschen auch in diesem Kontext eine wichtige Rolle und wie das mit Erwartungen so ist, werden diese erfüllt oder eben auch nicht. Kann man von Familie mehr erwarten als von einem Freund oder jemand anderem? Sollte man mehr erwarten können, weil man landläufig sagt „Blut ist dicker als Wasser“? Darauf hab ich leider keine Antwort. LG

    Gefällt 1 Person

    1. Da stimme ich dir absolut zu! Enttäuschung entsteht erst durch eine Erwartung. Wir werden oft mit dem Glauben erzogen, dass Familie alles ist, daher fällt man schnell aus den Wolken, wenn dem nicht so ist. Aber letzlich muss man seine Erwartungen einfach verändern!

      Liebe Grüße!

      Gefällt 1 Person

  4. Du kennst meine Meinung ja längst, liebe Mia.

    Deshalb hier nur wenige, quasi zusammengefasste Worte:

    In (s)eine Familie wird man hineingeboren. Man kann sie sich nicht aussuchen. In ihr finden sich keinesfalls die „perfekten“ Menschen. Sie sind es nicht, nur weil sie Familie sind. Und es müssen sich darin auch nicht die charakterlich nächsten Menschen finden oder diejenigen, die das eigene Werteverständnis am meisten oder umfassendsten Teilen oder erst einmal verstehen.

    Und mit dem jeweiligen Älterwerden wird all das nicht etwa einfacher. Jeder wird mehr er/sie selbst. Mal ganz abgesehen von irgendwelchen Egoismen.

    Freunde kann man auswählen, und wer einem wirklich Freund/in wird, der steht einem schließlich tatsächlich sehr nahe. Eine, oder mehrere oder vielleicht gar alle wesentlichen Gesichtspunkte, Anschauungen, Wertvorstellungen, charakterlichen Eigenschaften und Arten und Weisen des Umgangs miteinander sehr nahe.

    Ja, auch, wenn das hart klingt – es gibt ein paar , sehr wenige, Freunde und Freundinnen, die mir näher sind als etwa meine Geschwister. Viel näher …

    Und diese Freundinnen und Freunde nenne ich Familie! Weil sie mir Heimat sind und geben.

    Liebste Grüße an Dich ❤ !

    Gefällt 3 Personen

    1. Da hast du leider recht, liebe sternfluesterer, man wird in eine Familie hineingehören und kann sie sich nicht aussuchen. Freunde jedoch kann man frei auswählen und sich auch leichter von ihnen trennen als von der Familie. Im Prinzip kann ich dir überall nur zustimmen! Wie schön, dass du das ähnlich siehst!

      Ganz liebe Grüße! ❤️

      Gefällt 1 Person

  5. Meine Familie, das sind für mich immer meine Eltern und ich. Und da war es so, wie es man es sich als Kind wünscht und ich es rückblickend und in voller Dankbarkeit noch immer schön finde.

    Was familiär darüber hinaus geht,… da hatten wir drei ohnehin nicht immer so den Draht. Und daher wurde mir auch nie gesagt, irgendwelche Tanten oder noch entferntere Verwandte mögen zu sollen oder ähnliches. Habe ich auch nicht gemacht, weshalb auch? Das sind/waren für mich fremde Leute. Verglichen damit, hat man mit manchen Leuten aus dem Umfeld weit mehr zu tun und auch weit mehr Austausch.

    Gefällt 1 Person

  6. Ich kann dich vollkommen verstehen, 20 Jahre lang dachte ich genau das. Fühlte mich meiner Familie nicht nahe und eher „ausgeschlossen“.
    Gott sei Dank hat sich dies in den letzten Monaten komplett geändert. Auch wenn due Gespräche dafür nicht leicht waren, bin ich nun doch sehr glücklich über die gute Beziehung 🙂

    Aber wie du schon schreibst: bei meinen Mädels weiß ich, dass ich um drei Uhr nachts anrufen kann und die vorbei kommen, als wäre es das normalste auf der Welt. 🙂

    Gefällt 1 Person

  7. Hi Mia,
    Es gibt eine Theorie, dass wir das Sprichwort falsch verstehen, und dass eigentlich das Blut gemeint ist, dass man mit den Freunden zusammen im Krieg vergiesst. Dieses Blut ist dicker als (Frucht-)Wasser. Und somit gibt dir sogar das Sprichwort recht. 🙂
    Liebe Gruesse,
    Luisa

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar