Essstörung in der Uni – 3 Tipps für die Bewältigung der Mensa

Sicher waren fast alle von euch schon mal in einer Cafeteria oder Mensa. Das Prinzip ist einfach: Ihr bekommt mittelmäßiges Essen für einen günstigen Preis. Jedoch ist der Blickwinkel aus der Sicht der Essstörung ein sehr sensibler.

Wie ihr vielleicht wisst, ist meine Essstörung relativ „spät“ ausgebrochen, nämlich erst zu Beginn des Studiums. Die Uni an sich war kein Auslöser für meine ES, höchstens die gewaltige Veränderung.

„Kommst du noch mit zur Mensa?“

Gelegentlich bekomme ich diese Frage zu hören, und weil mir als Alternative alleine herumhocken bleibt, schließe ich mich für gewöhnlich an. Mittlerweile macht es mir  überhaupt nichts aus, aber zu Beginn meines Studiums war es noch anders…

Der Geruch des Mensafraßes

Zugegeben, meine Mensa ist nicht das, was sich eine Gourmetküche nennt. Ich nenne die Gerichte eher liebevoll Mensafraß, die sich definitiv essen lassen. Allerdings betörte mich der Geruch gewaltig, wenn ich von einem kalten Wintertag in die warme Mensa lief. Es roch nicht nach 5 Sterne Küche, aber es roch trotzdem appetitlich.

Günstige Preise in der Mensa

Für mich als Studentin mit recht geringem Einkommen ist Kantinenfutter eine günstige Alternative zu Restaurants. Ich machte mir zwar oft Morgens ein Brot von zu Hause, aber irgendwann war es mir peinlich als einzige, aus meinem Tupperdöschen zu naschen. Ich wollte nicht als Geizkragen abgestempelt werden (obwohl es mir natürlich egal sein sollte, was andere von mir denken). Übrig blieb die Mensa, die ich mir bestens leisten konnte.

Die Auswahl des Essens in der Mensa

Es ist nichts so, dass es für Menschen mit einer Essstörung nichts zu essen gibt. Während meiner Low Carb Phase bediente ich mich an diversem Gemüse, Salaten oder einem Stück Fisch. Allerdings war ich nicht wirklich gesättigt, sondern blieb bis zum Ende der Uni schlapp und verfiel für gewöhnlich abends in einen Essanfall, weil mir die nötigen Energien fehlten.

Jedoch gab es gelegentlich auch recht anschauliche Gerichte – Gnocci, Lasagne, Risotto oder Gulasch. Aber nicht nur das, auch die Dessertecke war recht ansehnlich: Joghurt, Quark, Obst, Kuchen, Muffins,..

Und das brachte mich zu meinem nächsten Problem:

Trigger in der Mensa

Wie ihr wisst, triggern mich Momente, in denen ich mit sehr viel Essen konfrontiert bin. Mit einer Essstörung und möglicherweise fehlendem Sättigungsgefühl steht einer Essattacke nur wenig im Weg. Wenn meine Freunde etwas „Leckeres“ bestellten und ich nur am Gemüse stocherte, kam Futterneid in mir auf. Der Heißhunger bahnte sich langsam an, brach jedoch nicht aus. In der Öffentlichkeit kann ich mich immer bestens zusammenreißen.

Manchmal jedoch bestellte ich „Triggerprodukte“ und fühlte mich danach seltsam unentspannt. Ich dachte zu viel über mögliche Kalorien nach und nahm mir vor, als Ausgleich Abends weniger zu essen. Sicher könnt ihr euch denken, dass es mit diesem Zwang in die genau entgegengesetzte Richtung lief.

Angst vor Entlarvung.

Natürlich merkten meine Freundinnnen, dass ich mir oft einfach nur einen Teller Gemüse nahm. Sie zogen mich auf, nannten mich „Mia Brokkoli“ und daraus entstand ein Running Gag. Es verletzte mich nicht, aber es förderte meine Angst davor entlarvt zu werden.

3 Tipps für die Bewältigung der Mensa

Folgende Tipps haben mir mein Studentenleben in Bezug auf die Mensa und der Essstörung geholfen:

1. Vorsichtig an das Essen rantasten

Ich begann mit ungefährlichen Gerichten wie Obst oder Gemüse und arbeitete mich ganz langsam vor. Das war die erste Stufe der Pyramide.

2. „Triggerprodukte“ erst nach und nach in den Essplan bauen

Ich bestellte mir zunächst im 2 Wochen Abstand „Trigger“-Gericht. Irgendwann erhöhte ich auf eine Woche. Wenn es wieder schlimmer um meine Essstörung wurde, zog ich die Bremse und kehrte zur ersten Stufe der Pyramide zurück.

3. Keinen Druck machen und auf sich selbst hören

Oft stehen wir uns selbst im Weg. Wir wollen so schnell wie möglich gesund werden und am besten noch zufrieden mit unserem Körper sein. Leider geht das alles andere als schnell. Deshalb machte ich mir keinen Druck. Manchmal setzte ich mich zu ihnen ohne etwas zu essen. Und wenn ich mich stark genug fühlte, dann kaufte ich mir doch etwas. Aber wenn es gar nicht ging, dann mied ich die Mensa.

So viel zu meinen Erfahrungen in Bezug auf die Essstörung in der Uni und dem Essen.

Habt ihr noch weitere Tipps oder Erfahrungen, die ihr teilen wollt?

Genießt euren Start in die Woche! ♥

 

 

 

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6 Kommentare zu „Essstörung in der Uni – 3 Tipps für die Bewältigung der Mensa

  1. Super Beitrag und für mich auch gerade sehr aktuell, da ich hier im Auslandssemester wieder ganz neue Erfahrung mit der Mensa gemacht habe. Ich hatte genau wie du auch so meine Probleme mit der Mensa… aus denselben Gründen, vor allem wegen dem großen Trigger-Effekt und auch der Angst davor, etwas Ungesundes zu essen. Allerdings habe ich vor kurzem meine Angst „gezwungenermaßen“ überwinden müssen – und bin jetzt total froh drum! 🙂 Hier essen nämlich ALLE in der Mensa, weil das Essen wirklich gut & günstig ist. In letzter Zeit habe ich mich also einfach drauf einlassen „müssen“… und gemerkt, dass es mir sogar dabei hilft, wieder ein „normales“ Essverhalten zu entwickeln! Vor allem, weil man merkt, wie viel andere essen, was sie essen… Auch wenn das Vergleichen nicht immer förderlich. Aber ich fühle mich dadurch weniger „schuldig“ für das, was ich esse. Gleichzeitig hilft die Mensa dabei, wieder eine regelmäßige Essensroutine aufzubauen und wie du ja auch geschrieben hast, sich wirklich satt zu essen, damit man am Abend nicht binget. Und als letztes: Das Essen in der Öffentlichkeit finde ich immer sehr hilfreich, weil dadurch automatisch Kontrolle gegeben ist. Mittlerweile bin ich sogar an dem Punkt angelangt, dass ich traurig bin, dass ich die Mensa bald nicht mehr habe. 😀 So schnell kann sich Angst doch in eine große Hilfe und Unterstützung verwandeln! 🙂 Soweit meine Erfahrungen… Ich hoffe, dass du auch noch mehr positive Erfahrungen mit der Mensa machen kannst… Allerliebste Grüße! 🙂
    PS: Ich glaube, ich verstehe ziemlich gut, wie verletzend solche Kommentare wie „Mia Brokkoli“ sein können! Allerdings verstehen die meisten das wahrscheinlich nicht, sehen solche Kommentare nur als Witze. Ich glaube das einzige was man machen kann ist, wegzuhören… Falls jemand eine andere Lösung hat, dann bin ich dankbar für jeden Tipp. 🙂

    Gefällt 2 Personen

    1. Oh du sprichst mit deinem Beitrag sooo viele wichtige Dinge an, die ich vergessen habe zu erwähnen!! Danke dafür! DIe Mensa hilft absolut beim Entwickeln einer Routine – das hat mir auch meine Therapeutin gesagt. Aber besonders spannend finde ich, dass es tatsächlich besser wurde, als du in der Mensa essen MUSSTEST. MEinst du, dass es besser werden könnte, wenn du versuchst es in Deutschland beizubehalten?

      Ganz liebe Grüße und vielen Dank für diesen tollen Kommentar (vor allem die mitfühlenden Worte am Ende 🙂 )
      Liebe Grüße!

      Gefällt 1 Person

      1. Ja, wirklich spannend oder? 😀 Das zeigt mal wieder, dass man sich manchmal überwinden muss und, auch wenn man es nie gedacht hätte, sich Sachen um 180 Grad wandeln können.
        „Leider“ werde ich mein Studium (hoffentlich!) im Januar nächsten Jahres abschließen – damit habe ich dann keine Möglichkeiten mehr, in die Mensa zu gehen. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass ein geregelter Arbeitsalltag auch hilfreich ist. 🙂
        Und gerne! Das PS musste ich am Ende unbedingt noch hinzufügen, weil ich direkt beim Lesen gedacht habe, dass mich so ein Satz auch verletzen würde. Das sind vielleicht „Kleinigkeiten“, nicht so ernsthaft gemeinte Sätze, aber trotzdem bleiben solche Kleinigkeiten dann stark im Gedächtnis haften.

        Gefällt 1 Person

  2. Mensafraß – den habe ich stets gemieden. Scheint nicht besser geworden zu sein. Ist hoffentlich nicht noch das Essen von damals 🙂 Wir hatten allerdings eine kleine Alternative in Form einer Cafeteria. Die fand ich solange gut, bis es dort zu „gesund“ wurde und der „Ökobäcker“ meine Allergien offenbarte.

    Gefällt 1 Person

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