Die Macht der Waage – Warum sich Menschen mit einer Essstörung niemals wiegen sollten

Ich habe mich seit mehreren Jahren nicht mehr gewogen und fühle mich seitdem viel wohler. Hier erkläre ich euch, welche Macht die Waage hat und wie stark sie die Heilung behindern kann.

Wer auch an einer Essstörung leidet, wird wissen, dass der Blick auf die Waage manchmal das ganze Leben bestimmen kann. Die Stimmung, das Gefühlsleben, einfach alles. Gefällt mir die Zahl auf dem Zeiger, so kann der Tag nur gut werden. Gefällt sie mir nicht, kann ich mich gleich wieder heulend ins Bett legen, weil der Tag im Prinzip schon gelaufen ist.

Für Außenstehende mag das vielleicht absurd klingen, aber das Wiegen wird irgendwann zu einer Art Sucht. Man kann und will nicht aufhören. Für die Heilung ist es jedoch sehr wichtig, das zwanghafte Wiegen aufzugeben.

Weg mit der Waage

Eine Freundin, die mit Magersucht zu kämpfen hatte, empfahl mir als ersten Schritt alle Waagen im Haus zu entfernen. Das tat ich dann auch, wenn auch nicht sofort. Es erforderte mehrere Anläufe und noch mehrere Rückschläge. Aber nach einiger Zeit war ich endlich frei. Seitdem geht es mir deutlich besser. Jetzt, zwei Jahre später weiß ich noch immer nicht, wie viel ich wiege.

Natürlich ist das Wiegen in bestimmten Fällen äußerst wichtig. Aber da ich keine gesundheitlichen Probleme wie z.B Über-oder Untergewicht habe, oder eine sonstige Dringlichkeit besteht, verzichte ich auf sie.

Angst vor der Waage

Ich habe es zwar mittlerweile geschafft mich nicht mehr zu wiegen, aber ich bin von der Obsession in die Furcht gerutscht. Ich habe Angst vor der Waage. Wann immer ich mit ihr im Raum bin, starre ich sie an, wie ein Wolf, der jeden Moment über mich herfallen wird. Ich spüre den Reiz in den Fingern, aber werde von vielen schmerzlichen Erinnerungen heimgesucht. Ich kann mich gar nicht mehr auf sie stellen.

Mein Fazit Also: Wiegen behindert die Heilung.

Für all diejenigen, die mit Essstörungen zu kämpfen haben, rate ich die Waage schleunigst aus dem Leben zu entfernen. Eine Waage ist „nur“ ein Gerät, aber für eine Person mit Essstörung ist sie mehr als das. Sie zeigt das Gewicht, aber nicht die Last einer psychischen Krankheit an. Daher sollte beim Prozess der mentalen Genesung kein technischer Gewichteregler eine Rolle spielen.

Vielleicht hat dieser Beitrag den ein oder anderen etwas helfen können!♥

 

 

12 Kommentare zu „Die Macht der Waage – Warum sich Menschen mit einer Essstörung niemals wiegen sollten

  1. Ja, das ist ein wichtiger Beitrag.

    Da ich leider Übergewicht habe, wiege ich mich, dass das nicht völlig aus dem Ruder gerät, wenn ich nicht bewusst esse, wiege ich schnell mal 110 Kilo.
    Ich bin jemand, der sehr schnell ab und zu nimmt.
    Ich habe da meinen Weg noch nicht gefunden. ✨✨✨

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      1. Noch schöner wäre es natürlich, wenn ich das einfach ohne wiegen könnte: mein Gewicht in einem gesunden Rahmen zu halten. Ist leider ein ewiges Thema für mich… Bin da noch auf der Suche nach einer Lösung. 🌈

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  2. Haha, nein, alles gecheckt, habe nichts an der Schilddrüse. Esse zu gerne. Und jetzt in den Wechseljahren wird der Stoffwechsel noch langsamer…

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  3. Sehr interessant! Gerade, dass deine „Obsesssion“ sich in eine Art Angst verwandelt hat. Ich hab vor ein paar Monaten auch mal einen Post zu dem Thema geschrieben, hier nochmal zum Nachlesen 😜 https://ueberdaslebenundlieben.wordpress.com/2018/07/26/die-angst-vor-der-waage-in-einer-essstoerung/
    Insgesamt also spannend, dass wir so ähnliche Erfahrungen gemacht haben! In meiner WG war jetzt aucj eine Waage… aber ich hab mich, aus Angst und Protest/Prinzip, kein einziges Mal daraufgestellt. Damit kann ich gut leben.

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      1. Ach witzig! Ja, ich kann mir vorstellen, dass man zu dem Thema auch immer wieder neue Sichtweisen hat, es verändert sich ja auch in der Gesellschaft viel. 🙂 und stimmt, ich finde es auch auf jeden Fall gut! Auf jeden Fall fühle ich mich dadurch besser.

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  4. Das ist etwas, was ich leider noch nicht geschafft habe – wenn ich irgendwo länger zu Besuch bin, dann fehlt mir die Kontrolle und ich esse automatisch weniger. Aber es wäre schön, wenn sich diese Kontrolle aufheben lassen würde. Vielleicht mit, nicht täglich wiegen, sondern nur einmal in der Woche und dann weiter reduzieren. Liebe Grüße

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  5. Hallo,

    ich befinde mich aktuell wegen einer Sportbulimie in einer Klinik. Hier muss ich mich jeden Dienstag und Freitag wiegen und es ist für nich eine Qual, da ich etwas Übergewicht habe und damit psychisch nicht zurecht komme. Ich denke, dass das sich nicht wiegen ein Vermeidungsverhalten ist bzw. hier von den Therapeuten ala solches gesehen wird. Mir würde esaber aich enorm helfen, wenn ich nich nicht wiegen müsste. Ich hab zuhause auch keine Waage und mache es vom Spiegelbild abhängig.

    LG
    Svenja

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