„Die eine, die immer lacht“ – lachende Menschen müssen nicht immer glücklich sein

Lachende Menschen müssen nicht immer glücklich sein – das klingt im ersten Moment völlig logisch und einleuchtend. Und dennoch lassen wir uns viel zu oft davon täuschen, wenn wir sie sehen – die eine Person, die immer lacht.

Lachen macht glücklich?

Lachen setzt Endorphine frei und hebt merklich die Stimmungen. Dass das Lachen sich positiv auf das Gemüt auswirkt, möchte ich gar nicht abstreiten. In dem Moment, in dem wir lachen, fühlen wir uns nicht gerade am schlimmsten. Aber es ist fatal zu sagen, dass das bloße Lachen an sich einen glücklichen Menschen ausmacht.

Was – sie hat Depression? Warum? Sie lacht doch so viel!

Die drei Personen in meinem Leben, die am meisten lachen, sind absurderweise die unglücklichsten. Ihre Lache sind niemals gestellt oder erzwungen, sie lachen nur viel,  sind aber trotzdem unglücklich. Nach außen hin scheinen sie allerdings unbewusst ein ganz anderes Bild von sich zu geben. Die meisten Menschen kaufen ihnen die lachende Fassade ab und denken nicht daran, dass sich jenseits des breiten Grinsens und der Fröhlichkeit auch eine traurige Seite verbergen kann.

Gerade im Bereich psychischer Krankheiten wird noch immer das stigmatisierte Bild der tiefunglücklichen Menschen vermittelt. Zerzaustes Haar, Augenringe, leerer Blick. Eine Person, die viel lacht, passt da nicht ins Bild. Und doch ist es ein Mythos. Ich kann lachen und mich gut fühlen, ich kann aber auch lachen und mich schlecht fühlen.

Das Lachen ist kein Synonym für Glück.

Ich würde behaupten, dass selbst die Menschen, denen es wirklich schlecht geht, hin und wieder mal lachen. Ein kurzes Schmunzeln, ein leises Auflachen, oder ein gigantisches Losprusten. Lachen erheitert, aber es macht nicht glücklich. Denn wir sind nicht unglücklich, weil uns sämtlicher Humor im Leben fehlt. Glück und Unglück lässt sich nicht einfach definieren. Es hat tiefere Ursprünge, ganz anders als Lachen. Das Lachen kratzt an der Oberfläche.

Lachen hilft trotzdem.

Ich möchte mir jetzt nicht selbst widersprechen, aber in meinem Fall tut es mir unsagbar gut, wenn ich von Menschen umgeben bin, mit denen ich hin und wieder lachen kann. Gerade bei meinem abstrakten Humor freut es mich, wenn ich auf eine Person treffe, mit der ich mich auf den Boden schmeißen kann vor lachen. Lachen verbindet, lachen macht Freude, aber es reicht trotzdem nicht aus, um glücklich zu sein. Trotzdem ist es ein Anfang.

Was ist eure Meinung? Seht ihr das anders oder ähnlich?

 

https://www.instagram.com/p/Bva_itKFkbt/?utm_source=ig_web_copy_link

 

20 Kommentare zu „„Die eine, die immer lacht“ – lachende Menschen müssen nicht immer glücklich sein

  1. Lachende Menschen habe ich so und anders erlebt. Manche lachten leer, manche herzlich. Manche der herzlich lachenden Menschen waren nur in diesem Moment froh und in der nächsten Sekunde wieder nicht. Andere waren länger froh.
    Menschen mit leerem Lachen gab es solche und andere. Manche waren nicht froh und schienen sich durchs Lachen verstecken zu wollen, andere schienen im Gruppenzwangmodus zu verweilen.

    Eine äußere Sicht.

    Lachen verbindet Menschen, meine ich. Zusammen Lachen verschafft ein gemeinsames Gefühl, es öffnet in meinen Augen die Türen (wohin auch immer und individuell) zueinander.

    Lachen wird in digitalen Zeiten immer schwieriger. Ein Smiley ersetzt nicht die Augenfalten eines ehrlichen Lächelns. Digitale Kommunikation (immerhin Kommunikation) verarmt die Menschen und deren Fähigkeit zu kommunizieren. Meine ich.

    Lachen hat, gerade in der heutigen Zeit, nicht zwangsläufig etwas mit Glück zu tun. In einer Scheinwelt der sozialen Medien (worüber auch wir hier kommunizieren 😊) gilt es nur glücklich scheinende, lächelnde Bilder zu zeigen. Möglichst an tausend Orten der Welt, mit dem Ausschnitt einer Palme, nicht aber den 178 Plastikflaschen daneben am Strand.

    Hat der Glückliche ein Lächeln im Gesicht, das aussagt, wie schön das Leben ist mit der Erkenntnis, dass nicht Haben der Weg zum Glück ist, sondern sein?

    Heute gilt mein Kommentar Dir, weil ich über Deinen Beitrag gestolpert bin, der zur rechten Zeit am rechten Platz stand😉 und mich ansprach. Wie manches Mal bei Dir. Eine schöne Woche wünsche ich Dir, liebe Grüße vom Mittelrhein Mia, Olaf

    Gefällt 2 Personen

    1. Danke für deinen wirklich tollen Kommentar, der mich sehr zum Nachdenken angeregt hat!

      Die Menschen mit leeren Lachen kenne ich natürlich auch – wobei ich da auch denke, dass sie nicht oft als soche erkennt werden. Und dass das Lachen in digitalen Zeiten eher als Pictogramm fungiert und nicht aus der Kehle kommt, finde ich auch sehr spannend (und vielleicht sogar traurig!)

      Ganz liebe Grüße!

      Gefällt 1 Person

  2. Ich merke gerade selbst, wie verwirrend das auch für einen selbst sein kann. Natürlich weiß ich, dass Ablenkung gut tut, dass man auch lachen kann, wenn es einem nicht so gut geht. Aber von 0 auf 100 und wieder zurück, je nachdem ob man gerade in guter Gesellschaft ist oder nicht, bringt mich da schon ordentlich durcheinander. Und es zehrt sehr an den Nerven, immer wieder zurückzufallen. Aber umso mehr tut es auch gut, sich zwischendurch mal etwas leichter zu fühlen.
    Du hast absolut recht mit dem, was du da schreibst 😊

    Gefällt 1 Person

    1. Das glaube ich dir. Mich verwirrt es auch manchmal, wenn ich in wirklich schweren Momenten plötzlich lachen muss, obwohl es nicht zu meinem inneren Gemüt passt. Aber wie du schon sagst, ist es schön, sich für einen Moment etwas leichter zu fühlen!

      Liebe Grüße!

      Gefällt 1 Person

  3. Mein Lachen ist immer echt! Und wenn ich richtig lache, dann so sehr, dass mir die Tränen kommen und ich Bauchschmerzen bekomme 🙂 Und ja, es kommt sehr oft vor, T. sagt dann immer „oh weh, jetzt ist wieder was kaputt gegangen!“, er findet es sehr lustig, wenn ich nur noch gluckse vor lachen.

    Gefällt 1 Person

  4. Mit Deinem Eintrag hier leistest Du wieder einmal einen sehr schönen und wichtigen Beitrag zu Entstigmatisierung von Erkrankungen, psychischen zumal.

    Natürlich schließen sich Lachen und Depression nicht aus. Wobei ich schon glaube und es auch schon erlebt habe, dass Phasen sehr schwerer, sehr tiefer Depression tatsächlich nahezu keinen Platz für Lachen mehr lassen. – Es gibtr aber auch Phasen , die nicht so tief sind, nicht so anhaltend, es gibt Schwankungen innerhalb einer Depression oder depressiven Episode. – Depressive Erkrankunge(en) ist/sind vielfältig. Und in dieser Vielfältigkeit sind sie ernst zu nehmen. –

    Wer das tut, wird nicht auf die Idee kommen, einem Menschen, der an Depressionen leidet, die „Echtheit“, die Wahrhaftigkeit der Erkrankung abzusprechen, weil er neben Phasen tiefer Niedergeschlagenheit, verkapselter Einkehr, großer tatsächlicher oder empfundener Verzweiflung, auch lächelt oder lacht.

    Ich habe selbst Klinikalltag erlebt mit Menschen, die von Depressionen betroffen waren, ich weiß, ganz originär und aus mir selbst, was Depression bedeutet. Das ist immer schwere Zeit, aber es ist keine Zeit ganz ohne Lachen.

    Wobei, das ist hier in anderen Kommentaren schon angesprochen worden, das Lachen, die Gründe dafür sehr, unterschiedlich sein können und in der Regel auch sind. Ich kenne zum Beispüiel ein laustarkes, ausgelassenes (oder doch so interpretierbares Lachen), das bei weitem kein freies Lachen ist. Ich habe es von anderen, erkrankten Menschen gehört, und ich erinnere mich, auch selbst schon so gelacht zu haben.

    Wenn das Lachen ganz aufhört, dann ist da nicht mehr „nur“ Depression mehr, dann ist da nur noch Ende, Tod.

    Wann hört es nur auf, das psychische Erkrankungen immer wiieder in Schubladen einsortiert werden und Menschen, die von ihnen betroffen sind, gleich mit?

    Wenn endlich ganz viele Menchen mehr so denken, so differenzieren würden wie Du, liebe Mia.

    Ich bin Dir sehr dankbar, auis persönlihen Grünnden, die Du kemnnst, dass Du diesen Beitrag hier geschrieben hast.

    Ganz liebe, ganz dankbare Grüe an Dich! ❤

    Gefällt 2 Personen

  5. es gibt ein sehr schönes lächeln, das spontan ansteckend wirkt und im augenkontakt erfreut, es gibt das gähnen als reflex, das sich oft prompt überträgt, nicht aus langeweile, sieht man sogar bei affen oder löwen. dann gibt es das gröhlend laute lachen, das auslachen aus schadenfreude, beides ganz schrecklich, abstossend. die letzte art lachen nervt, diese blöde dauerlache im verbund einer gruppe, wo dann oft eine/r den ton vorgibt durch blöde bemerkungen und prompt die anderen einstimmen, kurz atem holen und auf kommando wieder losgröhlen.
    es gibt auch menschen, die als baby, kind, jugendlicher nie das lachen kennenlernten von der kommunikation zwischen mutter und kind oder vater mutter kind oder bezugspersonen, wo es solche gefühle nicht gab und lachmuskeln des gesichts kein echtes lächeln auslösen können, mit offenem mund bis hin zum bauch und wo das schliesslich als wohlbefinden wahrgenommen wird. wenn es diese emotionale beziehung in der kindheit nie gab, ist es in der weiteren entwicklung nicht einfach, zu lachen oder mitzulachen. und wenn man später oft zu hören bekommt, so lach doch auch mal, sei doch nicht so ernst, dann fand ich erst spät die antwort: verlangt man denn vom heiteren oder den dauerlachern, dass diese sich doch endlich mal – nach aufforderung – besinnen sollen?

    Gefällt 1 Person

    1. Was für ein schöner und äußerst tiefsinniger Kommentar! – Danke dafür! Das Lachen hat wie du schon sagtest viele verschiedene Auslöser und Formen. Existiert es schon in der Kindheit nicht, ist es natürlich ahrscheinlich, dass es ganz ausbleibt!

      Liebe Grüße!

      Like

      1. und damit zu leben, ich muss es schliesslich immer noch und immer wieder erleben, ist selbst dann nicht einfach, wenn ich inzwischen lernte, mit sehr viel übung, meinem mund das lächeln beizubringen, wenn die sonne blendet, passiert es automatisch, wenn mich – öfter als ein mann – eine frau anlächelt, kommt es sogar aus meinem herzen.

        Gefällt 1 Person

  6. Erinnert mich an die Geschichte von dem Clowndarsteller, der zum Arzt geht und dieser empfiehlt u.A den Zirkus mit einem tollen Clown zu besuchen, der in der Stadt sei. Da antwortet der unglückliche Patient, dass er dieser Clown sei… Wir leben in einer oberflächigen Gesellschaft und man muss nicht jedem sein Leid klagen. Aber leider weiß ich aus eigener Erfahrung, bzw miterlebt durch meinen Mann, dass es diese Krankheit einfach „nicht gibt“. Ich finde es wichtig, dass man einen kleinen Kreis hat in dem man offen sprechen kann und akzeptiert wird und vom Rest zumindest respektiert.

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar