Warum ich ein Problem damit habe, anderen immer die Schuld für etwas zu geben

Es ist immer leicht anderen die Schuld zu geben.

Ob den Eltern, der Familie, dem Partner, den FreundInnen – irgendwer ist immer schuld. Ich habe schon von vielen Menschen “Das ist alles seine/ ihre Schuld!” gehört. Oder aber “Nur deinetwegen bin ich so!” Allerdings finde ich Aussagen wie diese sehr schwierig.

Damit entziehen wir uns nämlich der eigenen Verantwortung! Nach dem Motto: “Bin ich nicht schuld, muss ich mich nicht darum kümmern.” Aber so leicht ist es nicht. Wir können nicht alles, was in unserem Leben schiefläuft, auf andere schieben.

Wir sind alle für uns selbst verantwortlich.

Zumindest wenn wir erwachsen sind. Vorher gab es eine Zeit, in der wir kaum entscheidungsfähig und von anderen Menschen vollends abhängig waren. Aber nun, wo wir erwachsen sind, gibt es niemanden, der unser Leben regeln sollte. Wir müssen es selbst in die Hand nehmen.

Wir wurden alle von verschiedenen Einflüssen geprägt.

Mein Denken, meine Ansichten, mein Charakter – all das wurde mir nicht in die Wiege gelegt. Viele Erinnerungen und Traumata haben mich in meinem Verhalten und Denken geprägt. Doch ich möchte nicht anderen die Schuld dafür geben, dass ich so bin wie ich bin. Der bloß Einfluss reicht meiner Meinung nach nicht.

Wir haben den freien Willen uns zu verändern.

Es ist allein unsere Entscheidung, ob wir etwas an unserem Leben ändern wollen oder nicht. Wenn wir wollen, können wir es selbst in die Hand nehmen. Wir haben die Möglichkeit aus unseren Trümmern aufzustehen und das zerstörte Haus wieder aufzubauen. Wir können es diesmal anders streichen, anders einrichten und aufhören uns darüber zu ärgern, wer damals die Wände nicht ordentlich verputzt hat. Das ist alles andere als leicht, aber definitiv nicht unmöglich.

Es gibt immer Ausnahmen.

Wie immer möchte ich nichts pauschalisieren, deshalb möchte ich hier erwähnen, dass es einigen Menschen unheimlich schwerfällt, anderen anderen Menschen nicht die Schuld zu geben. Und ich denke, dass auch das in Ordnung ist. Jede/r macht ihre/seine eigenen Regeln.

Aber meine Meinung dazu kennt ihr nun. Was ist eure?

18 Kommentare zu „Warum ich ein Problem damit habe, anderen immer die Schuld für etwas zu geben

  1. Ich teile deine Meinung, dass es zu kurz gedacht ist, die „Schuld“ (ich finde den Begriff schon schwierig) ausschließlich bei anderen zu suchen.
    Genauso schwierig finde ich es aber auch, die Verantwortung ausschließlich bei sich selbst zu suchen. Dieses „er/sie hat das ja nicht mit Absicht gemacht“ kann auch schnell dazu führen, dass man in absoluten Selbstvorwürfen versinkt.

    Ich denke es ist eine Mischung aus der Anerkennung, dass man früher vielleicht machtlos ausgeliefert war und dem Erkennen, dass man jetzt vieles ändern kann. Manches lässt sich nicht mehr verändern. Manches jedoch schon. Und genau das liegt in unserer Hand.

    Auch, wenn das häufig sehr harte und konsequente Arbeit erfordert.

    Gefällt 5 Personen

  2. Bei mir ist es eine lange Zeit so gewesen, dass ich MIR eher die Schuld für etwas gab und gar nicht bei dem anderen geschaut habe. Ich kann damit auch schwer umgehen, wenn Menschen nie ihre eigenen Anteile sehen und für alle ihre Probleme einen Schuldigen und Verantwortlichen suchen und gar nicht bemerken, dass es auch mit ihnen selber zu tun hat.
    Unschuldig ist niemand, nur Kinder.

    Gefällt 1 Person

    1. Ja, das kenne ich – das ist natürlich das andere Extrem. Und dein Ansatz, dass niemand bis auf Kinder unschuldig ist, finde ich sehr interessant! Fragt sich dann nur, wie Unschuld und schuld definiert werden…

      Liebe Grüße!

      Gefällt 1 Person

  3. Wenn ich ehrlich bin, mir hat es geholfen, dass eine Psychologin gesagt hat, dass die Ursachen meiner Probleme in der Kindheit/Erziehung liegen. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich mir nämlich immer an allem die Schuld gegeben. Mich hat das sichtlich erleichtert. ABER das war kein dauerhaftes Alibi für mich, ich habe an mir gearbeitet und finde, ich habe schon mega Fortschritte gemacht.
    Der Start in das Erwachsenenleben ist vielleicht für viele unterschiedlich, aber ab einem gewissen Alter/Reife trägt man selbst die Verantwortung für dein Leben.
    LG Kerstin

    Gefällt 1 Person

    1. Danke für deinen Kommentar! Ich kann mir gut vorstellen, dass es unsagbar erleichternd ist, zu erfahren, dass man eben nicht an allem schuld ist! Doch wie auch du sehe ich es genauso, dass es nicht alles, was in der Gegenwart schief geht, rechtfertigen sollte!

      Liebe Grüße!

      Like

  4. Natürlich ist es immer leichter die Schuld von sich zu weisen. Aber man lernt erst dann im Leben, wenn man sich mit dem Unangenehmen auseinander setzt. Ich finde, es kommt nie so wirklich auf die Schuldfrage drauf an, sondern auf das, was dem folgt. Die Konsequenz. Ja, wir haben es in der Hand. Ich will kein Opferlamm sein und Du scheinbar auch nicht. Schöner Beitrag, ich danke Dir.

    Gefällt 1 Person

  5. Also ich bin auch der Meinung, dass meine verkorkste Kindheit an vielen Fehlschlägen in meinem jungen Leben schuld war! Wäre ich ein glückliches Kind mit gutem Verhältnis zu den Eltern gewesen, dann hätte ich nicht mit 16 aus dem Elternhaus flüchten müssen…

    Gefällt 1 Person

  6. Und am besten und neuerdings gern in Mode „die Gesellschaft“ oder „die Medien“, wenn es nicht die Kindheit gewesen sein sollte….
    Ich finde dieses Suchen nach Schuld sowieso schwierig und setze da lieber den Begriff der Verantwortung.

    Like

  7. Liebe Mia,
    ja das ist ein sehr interessanter Beitrag, wie ich finde, danke dafür.

    Ich denke, wenn man es schafft, weder Anderen, noch sich selbst die Schuld für etwas zu geben, sondern stattdessen akzeptiert, dass es jetzt so ist, wie es ist, kann man seinen Frieden damit machen und die Situation / das Ereignis/ die Vergangenheit/ bzw. das Thema Schuld loslassen, um nach vorne zu schauen und das, womit man nicht weiter leben möchte beginnen zu ändern…

    LG Caritas

    Like

  8. Schuld ist so mein Hauptthema, ich habe viel mit Schuld zu tun, ich glaube, das hat jeder mit PTBS. Bis hierhin mein persönliches Fazit: Jetzt, wo ich erkannte habe, was mein Muster ist, wäre ich schuldig, wenn ich nicht daran arbeite. Bin ich schuld daran, dass Leute meine nahezu nicht-vorhandenen Grenzen komplett übertreten und eingerissen haben, dass ich mich nicht gewehrt habe, weil man es mir so beigebracht hat? Die Schuldfrage kann ich nicht beantworten, da sitze ich noch mit der Therapeutin dran. Schuldfragen sind schwer zu beantworten und es ist halt ganz abhängig vom Hintergrund. Trauma-Induzierte Schuldgefühle wird man ohne ganzganzganz viel Therapie nicht los. Aber ich finde es super wichtig, dass man sich nicht hängen lässt! Ich bin es MIR SCHULdig, dass ich mir keinen Schaden mehr zufüge/n lasse! 😉

    Gefällt 1 Person

    1. Eine interessante Sichtweise hast du da! Aber eigentlich stimme ich dir zu, dass es vermutlich gar nicht so leicht ist, die Schuldfrage völlig loszulassen. Was mich aber glaub ich besonders stört, ist, dass Fremdverschulden oft den Wunsch bedarf, dass jemand anderes das Kartenhaus auch wieder neu zusammenbaut, als selbst daran zu arbeiten! So habe ich das zumindest erlebt – denn egal wer/ob schuld ist st, raus muss man es trotzdem allein schaffen!

      Liebe Grüße!

      Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar