5 körperliche Folgen von Bulimie und Binge Eating

Dass Essstörungen ausschließliche psychische Folgen haben, stimmt nicht ganz. Ich teile mit euch hier 5 körperliche Folgen von Bulimie und Binge Eating.

Die Aussage, dass die Essstörung mich krank gemacht hat, erscheint im ersten Moment absurd, da es die logische Schlussfolgerung von Krankheiten ist, dass sie eben krank machen. Doch wie ihr selbst vielleicht wisst, können psychische Krankheiten manchmal in physische übergehen und andersherum. In meinem Fall hat die Essstörung zunächst auf seelischer Ebene ihr Unheil angerichtet, ehe sie sich meinem Körper zuwandte.

Hier sind 5 körperliche Folgen von Bulimie und Binge Eating

1. Kraftlosigkeit

Schnell rennen, springen, oder überhaupt Kondition haben, sind etwas, was ich nicht mehr kann. Ich habe keine Kraft mehr eine schwere Tür zu öffnen oder eine beladene Tasche zu tragen. Wenn meine Eltern über ihren müden Körper klagen und ich mich dem Gejammer anschließe, werfen sie mir einen verdutzten Blick zu und sagen, dass ich noch jung bin und nicht weiß, wovon ich rede. Tatsache ist, dass mein Körper sich alles andere als jung anfühlt. All das exzessive Essen, Fasten, Sport, Übergeben, haben ihn geschwächt und müde gemacht. Ich habe ihn nicht gut behandelt und das lässt er mich heute regelmäßig spüren.

2. Magenbeschwerden

Seit etwa einem Jahr kämpfe ich mit regelmäßigen sodbrennenartigen Bauchschmerzen nach fast allem, was ich esse. Die Gründe dafür sind das jahrelange Binge Eating und darauffolgende Übergeben. Mein Magen ist sensibler geworden – er reagiert stärker auf würzige, scharfe, süße oder schwere Nahrung. Auch ist er es nicht mehr gewohnt Nahrung für sich zu behalten. Obwohl ich schon viele Medikamente ausprobert habe, will er sich nach wie vor nicht erholen.

3. Haarausfall

Jep, meine Haare fallen aus. Es ist mir lange Zeit nicht aufgefallen, aber irgendwann wurde der Haarbüschel, den ich aus meinem Haar kämmte, immer größer. Wenn ich mit den Fingern über meinen Kopf fahre, fühlt es sich dünner an. Bei einer Essstörung stellt sich der Körper oft in eine Art Stromsparmodus ein. Er bekommt nicht mehr genügend Nährstoffe und prompt fallen einem die Haare aus. Die einzige Lösung ist, der Essstörung endgültig den Rücken zu kehren.

4. Unreine Haut

Ich hatte bereits in mein Beitrag Wie viel hat mir das „Kotzen“ gebracht? geschrieben, dass eine der Folgen von Bulimie unreine Haut ist. In meinem Fall hat mich die Hautunreinheit besonders getroffen, weil ich selbst während der Pubertät nicht ein so starkes Problem damit hatte wie jetzt. Obwohl ich nie Make-Up benutzt habe und das Gefühl auf der Haut eigentlich nicht mag, traue ich mich inzwischen ohne kaum mehr raus, weil ich mich andernfalls unwohl fühle. Trotz positiver Phasen ohne Rückfälle erinnern mich die Narben im Gesicht daran, dass die Essstörung ihre Brandwunden auf meinem Gesicht hinterlassen hat.

5. Das Ausbleiben der Menstruation

Während der Hochphase meiner Essstörung hatte ich nahezu ein ganzes Jahr lang keine Periode. Ich wollte damals keine Verbindung zu der ES sehen und schob es auf den Stress oder den Körper, der manchmal machte, was er wollte. Doch wie schon beim Haarausfall erklärt, geht der Körper in eine Art Sparmodus. Erst durch spätere Recherche erfuhr ich, dass jenes Ausbleiben gravierende Folgen wie z.B. Unfruchtbarkeit haben könnte. Inzwischen habe ich wieder eine regelmäßige Periode und weiß, dass ich durch ihr erneutes Ausbleiben auf so viele verschiedene Ebenen hellhörig werden sollte.

Das waren meine 5 körperlichen Folgen von Bulimie und Binge Eating!

Ich hoffe, dass mein Beitrag all jenen, die sich in der Anfangsphase einer ES befinden, ein kleines bisschen die Augen geöffnet hat und denjenigen, die sich inmitten einer ES befinden, erneut daran erinnern, dass diese Krankheit nicht nur seelische Folgen, sondern auch viele körperliche haben kann und zwangsläufig auch wird.

Lasst die Krankheit nicht siegen! Entscheidet euch für euch und eure Gesundheit! ♥

PS.: Wie siehts mit euch aus? Kennt ihr eine der Folgen? Habt ihr auch Erfahrungen mit körperlichen Beschwerden?

 

14 Kommentare zu „5 körperliche Folgen von Bulimie und Binge Eating

  1. Ich habe ja „nur“ Übergewicht und bin Stressesser. Allerdings hatte ich Bluthochdruck als Folge, der sich durch bewusstere Ernährung und Sport und vor allem Entspannung inzwischen normalisiert hat.
    Habe inzwischen Wege gefunden, Stress anders als mit Essen zu bewältigen.

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  2. Ich habe auch mit Hautunreinheiten und einem empfindlichen Magen-Darm-Trakt zu kämpfen.
    Andauernde Übelkeit, immer wieder Sodbrennen und Aufstoßen.

    Trotz längerer guten Phasen, bleibt es hartnäckig bestehen.

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  3. Ich hatte jahrzehntelanges Übergewicht, wog mal 162 kg und hatte eine Bing-Eating-Phase. Nach einem Burnout war ich in einer psychosomatischen Klink auf der Adipositasstation. Im Speisesaal saßen wir in einem Bereich mit Magersüchtigen und Bulimikern zusammen. Wir hatten alle dieselben Probleme, nur gingen wir unterschiedlich damit um. Nach dem Aufenthalt dort hatte ich keine Fressattacken mehr, nahm aber rasch die dort verlorenen Kilos wieder zu, weil so viel Sport in einen normalen Alltag nicht unterzukriegen ist. Nach Ernährungsumstellung, Weight Watchers usw. blieb mir am Ende nur die bariatrische OP. Ich wiege jetzt, knapp drei Jahre nach der OP 95 kg, habe seit der OP 58 kg abgenommen. Ich bewundere alle, die es ohne OP schaffen, ihr starkes Übergewicht zu reduzieren. Mir gelang es nicht und deshalb war die OP auch gut.
    Die körperlichen Probleme, die Du beschreibst, kenne ich aber auch. Etwa drei Monate nach der OP leiden die meisten operierten Frauen für einige Zeit darunter – Männer seltsamerweise nicht. Das hängt wohl, wie Du es auch erklärt hast, mit dem Stoffwechsel auf Sparflamme zusammen. Lass doch mal beim Hausarzt oder bei einem Internisten Deinen Vitaminstatus prüfen. Vermutlich hast Du jetzt schon einen Vitamin-D-Mangel. Jahrelange Bulimie hat oft Folgen, die im Alter nicht mehr umkehrbar sind, z. B. Osteoporose, die durch Vitamin-D-Mangel begünstigt wird.
    Ich finde Deinen Blog klasse. Es ist sehr interessant, wie andere mit ihrer Essstörung umgehen. Theoretisch ist meine mit der Magenverkleinerung beendet. Wenn der Kopf aber nicht mitmacht, kann der Magen auch wieder gedehnt werden, z. B. durch kohlensäurehaltige süße Getränke, hochkalorisches Essen (manche erwärmen z. B. Nussnougatcreme, weil Flüssiges den Magen schneller passiert als feste Nahrung) u. a. „komische“ Sachen.
    Alles Gute für Dich! LG Paninero

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    1. Wow, danke für deine Offenheit! Es bedeutet mir viel, dass du auf meinem Blog diese ehrlichen Worte mit mir teilst. Klingt so, als hättest du jahrzehnte lang eine Menge durchmachen müssen. ..

      Danke für deinen Tipp! Das mit dem Vitamin D Mangel hatte ich mir vorher gar nicht überlegt.

      Liebe Grüße!

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  4. Ja, ich habe jahrzehntelang mit meinem Hunger und meinem Gewicht gekämpft. Einzelne Schlachten gewann ich, nahm also ab, aber auch wieder zu und noch ein paar Pfund extra. Auf meinem Blog kann man unter „Über mich“ und „Schlauchmagen-OP“ einiges nachlesen.
    Wegen der Vitamine, es könnten auch noch andere Vitamine fehlen, die ich jetzt nicht auf dem Schirm habe, Vitamin B12 z. B. Manche Vitaminmängel machen sich ja erst nach vielen Jahren bemerkbar. Vielleicht wäre eine Ernährungsberaterin eine gute Hilfe? Ich hatte zwei Ernährungsberatungen: eine währende meiner Diätkarriere, die auch schon sehr hilfreich war und eine in Vorbereitung auf die bariatrische OP. Die Krankenkasse übernahm die erste anteilig, die zweite komplett (wurde vom Adipositaszentrum übernommen bzw. organisiert). Allerdings war die Therapie bei der Ernährungsberaterin, die ich parallel zur Verhaltenstherapie durchführte, sehr, sehr anstrengend. Sowohl Psychotherapeut als auch Ernährungsberaterin durchleuchten das Leben und machen auf einige Dinge aufmerksam, die wehtun. Ich glaube, heute würde ich die Verhaltenstherapie pausieren lassen, so lange die Ernährungstherapie läuft.
    Liebe Grüße

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