Warum ich bewusst in der Öffentlichkeit esse – Konfrontationstherapie

Zur Bewältigung einer Essstörung gehört das „essen (er)lernen“. Hierfür versuche ich mich derzeit an einer Art Konfrontationstherapie und versuche bewusst in der Öffentlichkeit zu essen.

Essen in der Öffentlichkeit ist immer so eine Sache.

Zumindest für Menschen mit einem essgestörten Verhalten. In meinem Fall kann ich mich nie richtig entspannen. Ich habe zwar keine Essanfälle in der Öffentlichkeit, aber trotzdem fühle ich mich unbehaglich, wenn ich beim Essen beobachtet werde. Ich nenne das das Nachbeben einer Essstörung. Denn selbst wenn sie inaktiv ist, ist sie im Kopf irgendwie da. Wie ein Schatten begleitet sie uns überall hin, vor allem an Orte, in denen es vor Essen wimmelt.

Und doch bietet das Essen in der Öffentlichkeit gleich mehrere Vorteile:

1. gibt es dort geregelte Portionen.

2. kommt man aus seiner Essens-Komfort-Zone raus und kann Neues testen.

3. lernt man dort vor den Augen anderer zu essen.

Für mich ist das Essen in der Öffentlichkeit eine Art Konfrontationstherapie. 

Ich sehe es als notwendig, hin und wieder in die Realität einzutauchen und das Essverhalten (in der Öffentlichkeit) zu kontrollieren. Ich versuche daher bewusst „draußen“ zu essen.

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Momentan funktioniert die Konfrontationstherapie gut. Beinahe jeden Tag mache ich einen langen Spaziergang, setzt mich anschließend in ein Café und esse dort ein Eis oder ein Stück Kuchen. Manchmal gibt es auch etwas Deftiges auf die Hand. Dies alles hilft mir dabei mich an die „Trigger“ Produkte auf meiner imaginären Liste vorsichtig heranzutasten. Ich konfrontiere mich mit ihnen. Und bisher funktioniert das ganz gut.

Wie handhabt ihr das mit dem Essen in der Öffentlichkeit? Fällt es euch auch so schwer? Würde euch eine Art „Konfrontationstherapie“ zusagen? 

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17 Kommentare zu „Warum ich bewusst in der Öffentlichkeit esse – Konfrontationstherapie

  1. Mich stört essen in der Öffentlichkeit so gar nicht, auch wenn ich ja nicht direkt eine „Essstörung“ habe. Allerdings wird mir das von Außen gern unterstellt und es wird sehr genau beobachtet, was ich wann esse. Das hat mich auf Arbeit völlig genervt.
    Jetzt, wo ich zu Hause bin, habe ich ganz nebenbei zugenommen, ohne Streß, einfach so 😁
    Letzte Woche war ich mit Mini auf dem Kinderfest im Ort und es war mir ein großes Vergnügen mir dort ein Bratwurstbrötchen und Pommes mit Mini reinzuziehen … 😁
    Hier glaubt man ja auch, das ich bestimmt Magersucht hätte … 🤦🏼‍♀️

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      1. Ich habe ja tatsächlich Untergewicht, aber nicht, weil ich eine Essstörung habe, sondern was an der Lunge 🤤
        Na ja, das Verhalten der Kollegen habe ich als übertriebene Fürsorge betrachtet 🤔

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  2. Das kann ich total nachvollziehen! Absolut jedes Mal, wenn ich in der Öffentlichkeit esse, mache ich mir Gedanken darüber – das fällt mir erst jetzt nach deinem Beitrag auf! Dabei ist es so, dass ich durch den Job jetzt täglich mit anderen esse. Mir ist es immer unangenehm, wenn mich jemand auf das anspricht, was ich esse und ich vermeide es auch, zu „komische“ Sachen mitzunehmen: Also entweder zu „gesundes“ oder zu „ungesundes“ Essen. Meistens merke ich aber, dass es absolut niemanden interessiert, was ich mitgebracht habe oder mir kaufe. Trotzdem vermeide ich es auch manchmal, einen Snack oder so zwischendurch zu essen, weil ich nciht möchte, dass das auffällt. Ich halte mich manchmal zurück. Ich weiß selbst noch nicht, ob das gut oder schlecht ist, weil es einerseits restriktiv ist, andererseits gerät mein Essverhalten so nicht außer Kontrolle.

    Gleichzeitig hat das Essen in Gesellschaft einen rieeeesigen Vorteil: Man sieht, was die anderen essen! Das ist in der Mensa in der Uni ja auch so (ich glaube, darüber hast du oder jemand anderes mal was geschrieben. Oder sogar ich selbst, haha) und ich merke gerade wieder, dass es mir gut tut zu sehen, dass andere Leute auch mal viel mehr essen als ich, manchmal weniger, manchmal fettiger, manchmal kalorienreicher und so weiter. Es gibt einfach kein „Ideal“, jeder is(s)t anders, aber alles ist in Ordnung! 🙂

    Oh Gott, jetzt hab ich ganz schön viel über mich selbst geredet – sorry! Aber vielleicht ist ja interessanter Input dabei! 😀 Auf jeden Fall finde ich es super, dass du dich daran wagst und dass es dir etwas bringt. 🙂 Jedes Mal, wenn du dich traust, ist das eine gute Übung und es bringt dich sicherlich ein Stück weiter. Liebe Grüße!

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    1. Nein, überhaupt nicht! Ich finde es toll, wenn du und andere ihre Meinungen und Erfahrungen hier teilen 🙂 und ja, das mit der Mensa hast du glaub ich mal in Bezug auf Portionen erwähnt!

      Ich kann deine Gefühle sehr gut nachempfinden. Das ganze Essensthema ist in unseren Köpfen so groß, dass man schnell paranoid wird und denkt, dass jeder einen verurteilt! Dabei interessiert es die meisten wirklich nicht 🙈 und ich finde es auch gut mal andere essen zu sehen, denn wie du schon sagst hat jeder ein unterschiedliches Sättigungsempfinden! 🙂

      Danke für deinen Kommentar! Liebe Grüße!

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      1. Ja genau, ich glaube man ist wirklich in einer Art „paranoid“ und weiß gar nicht, was „normal“ ist. Bzw: ALLES ist absolut normal. Leute ohne Essstörung machen sich nicht so viele Gedanken, davon bin ich überzeugt. Es wäre schön, wenn wir es schaffe, irgendwann mal dahin zu kommen. 🙂

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  3. Das ist ja interessant zu lesen, was Betroffenen so durch den Kopf geht beim essen… Mir wurde auch mal unterstellt Magersüchtig zu sein, als Jugenddliche, weil ich so „dünn“ war. Ich weiß noch wir waren beim Osterbrunch und meine Mama erzählte mir brühwarm was eine meiner Tanten vom Stapel gelassen hatte. besagte Tante war an dem Mittag auch anwesend und ich ich habe ordentlich das wirklich leckere deftige Essen verputzt und meinte dann so ganz provokativ zu ihr: So, das Essen war sehr lecker und das bleibt wo es ist, es wäre doch schade wenn das unverdaut im Klo landen würde.“ Der Blick von ihr war doch recht peinlich berührt. Als ich von daheim auszog 2008 wog ich tatsächlich nur 45kg bei 1.62m aber durch regelmäßiges Eessen und wenig Elterlichen- und Beziehungs Stress, denn das war der Grund für mein „nicht Essen und viel Sport“ nahm ich schnell auf Normalgewicht zu, was ich bis heute halte. Aber ich kann mir gut vorstellen, wäre ich länger daheim geblieben, hätte sich daraus tatsächlich ein ungesundes Verhältnis zum Essen und/oder zu meinem Körper entwickeln können!

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      1. Ja, zu der zeit war es sehr anstrengend daheim 😦 Deshalb war es wichtig dass ich weit weg mein Leben als Erwachsene starte. Aber ich habe ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern es ist nur wichtig, das ich Abstand wahre 😉

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  4. Ich esse in der Öffentlichkeit nicht. Vor allem wenn die Bienen / Wespen anfliegen, renne ich schreiend weg. Alleine essen im Restaurant finde ich dermassen doof. Da gucken die Leute dich doof an. Und ich könnte nie wirklich alleine essen im Restaurant, genießen? Geht wohl bei mir zu Hause. Ich achte zu Hause darauf, das ich was zu essen bekimme und gesund. Wenn ich unterwegs wöre, könnte ich mich 1. nie entscheiden wo ich essen sollte. Frittenwerk, Dunkin Donuts oder oder oder. Es könnte sein, das es bei mir sich ausartet. Ich bin aber auch diejenige, die sagt „zuhause-. sparen!“ und zu geizig ist eine Pizza für 4e zukaufen. Ich muss mich immer schwer zusammen reissen nicht „auszuflippen und zu kaufen. Hahaha. Das mach ich ja mit Büchern.

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    1. Das verstehe ich! Ich hatte ähnliche Gedanken wie diese und wollte bewusst aus ihnen raus. Oft denken wir nur, dass die Leute doof gucken, dabei interessiert es Sie meistens nicht. Aber die Entscheidung in der „Öffentlichkeit“ zu essen, ist auch völlig individuell! 🙂

      Liebe Grüße!

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