Kann ich nur noch mit Leuten befreundet sein, die auch „kaputt“ sind?

Okay, die Überschrift klingt ziemlich provokant, ich geb’s zu! Dennoch meine ich, was ich sage. Kann ich nur noch mit Leuten befreundet sein, die auch „kaputt“ sind?

Es ist so: In den letzten Jahren ist mein Freundeskreis rapide geschrumpft. Ein Grund ist, dass ich toxische Menschen aus meinem Leben gestrichen habe. Der andere ist, dass meine Erwartungen in menschlichen Beziehungen gestiegen sind.

Ich erwarte Empathie.

Neben einem vertrauensvollen Umgang, ist mir Empathie besonders wichtig. Seit ich  offen und ehrlich mit meiner psychischen Krankheit umzugehen versuche, hoffe ich darauf, dass meine Worte und Gedanken angenommen bzw. respektiert werden. Natürlich weiß ich, dass es bei Themen wie diesen besonders schwer ist, die „richtigen“ Worte zu finden, doch es geht mir nicht primär um „Worte“, sondern um Anteilnahme. Ich wünsche mir, dass jemand zuhört und „da“ ist. Ich wünsche mir, dass jemand nachfragt, selbst, wenn er/sie nicht weiß, was er/sie sagen soll. 

Wer kann mich besser verstehen, als jemand, der genau weiß, wie es mir geht?

Obwohl es eigentlich „traurig“ ist, haben die meisten meiner engsten Vertrauten eine psychische Krankheit (wenn auch nicht dieselbe, wie ich). Nicht, dass ich mir diese Menschen bewusst ausgesucht habe, es hat sich vielmehr so ergeben, dass ich mich zu ihnen hingezogen fühlte und ihnen am meisten Vertrauen schenken konnte. Weil sie sich nach mit erkundigten. Weil sie mich verstanden. Weil sie Ähnliches durchlebt hatten. Weil sie Empathie zeigten.

Vielleicht klingt es lächerlich, aber ich kann besser mit „kaputten“ Menschen connecten. Selbst als Jugendliche hatte ich immer ein besonderes Interesse für Außenseiter und Nerds. Meistens muss ich ihnen nicht die Grundlagen meines verworrenen Wesens erklären. Sie verstanden mich.

Ohne meine vertraute Blase fehlt mir etwas.

Wann immer ich zum Beispiel  mit netten Kollegen freundlich plaudere, kann ich es irgendwie nicht „genießen“. Diese oberflächlichen Gespräche geben mir nichts mehr. Vielmehr fühlen sie sich manchmal sogar wie Zeitverschwendung an. Aber ich kann mich doch nicht auf ewig in meine traute Blase einschließen. Ich muss doch irgendwie mit der Welt coexistieren. Nur wie?

Kann ich nur noch mit Leuten befreundet sein, die auch „kaputt“ sind?

Und wieder stelle ich mir diese Frage. Komme ich nicht mehr mit Menschen klar, die das Glück haben, von keiner psychischen Krankheit betroffen zu sein? Brauche ich „kranke“ Menschen in meinem Leben?

Und damit gebe ich meine Frage weiter an euch? Kennt ihr das „Phänomen“ fast nur noch mit Menschen auszukommen, die wirklich wissen, wie es euch geht? Gelingt es euch trotzdem, mit anderen Menschen freundlich zu verkehren?

PS.: Mein Buch „Zwischen meinen Worten“ ist jetzt erhältlich!

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31 Kommentare zu „Kann ich nur noch mit Leuten befreundet sein, die auch „kaputt“ sind?

  1. Kommt darauf an was man selbst möchte. Kommt darauf an wie man selbst ist. In seiner „Krankheit“ vergisst man leicht das „normal“ sein. Man grenzt sich selbst aus und sucht gerne die Gründe hierfür in den Anderen, den scheinbar „normalen“ Menschen. Aber von denen gibt es in der Realität nicht all zu viele. Man kommt auch leicht zu dem Denken, das man selbst viel tiefschichtiger als die Gesunden. Mag manchmal stimmen aber es ist nicht der Grund warum man nur noch Gleichgesinnte um sich herum verträgt. Es ist die eigene Angst erkannt zu werden und wieder kein Verständnis zu erfahren. Ablehnung oder Hohn als Reaktion kommt. Davon hatte man einfach schon zu viel im Leben. Daher das Ausschluss Verfahren. Aber um gesund zu werden braucht man auch die Normalität. Als Orientierung, als Bild das es braucht um die eigene Wahrnehmung zu verändern. Wenn du nur noch Freunde hast die sich alle gleich verhalten, dann hält es einen automatisch dort wo man gerade ist. Auch wenn man sich damit gut fühlt, ist es falsch. Den das eigene Gehirn denkt in einer bestimmten Richtung falsch und braucht daher die richtige Sicht im Bezug auf das eigene Krankheitsbild.
    Lg Robert

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    1. Danke für deinen Kommentar, lieber Robert. In einigen Punkten würde ich dir zustimmen, aber ich habe nur noch nicht ganz verstanden, was du damit meinst, dass es falsch ist, wenn man nur noch mit ähnlichen Menschen verkehrt und warum andere Menschen den „richtigen Bezug auf das Krankheitsbild“ bringen sollen? Was ist überhaupt das „richtige“ Krankheitsbild? Und was ist ein „falsches“ Krankheitsbild?

      Liebe Grüße!

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      1. Diese Fragen müsstest du dir selbst beantworten können. Kannst du aber nicht, da du im Bezug auf deine „Krankheit“ dir ein Bild geschaffen hast. Mit diesem Bild gehst du durch dein Leben. Aber dein Bild ist fehlerhaft im Bezug auf dein Essverhalten. Hast du jetzt nur Freunde um dich herum die auch ein fehlerhaftes Bild in sich tragen, wie möchtest du dann erkennen wo der Fehler liegt. Dein Kreis von Leuten erkennen ihn nicht, da sie selbst wenn sie andere „Krankheiten“ haben, dein Ausweichverhalten von sich selbst kennen und daher dein Verhalten unterstützen. Ein „gesunder“ Mensch erkennt und du kannst ihn ihm deine Unterschiede im Verhalten erkennen. Er wird nicht Konform mit dir gehen und du nicht mit ihm. Da du aber weist das er das“gesunde“ Verhalten lebt, kannst du dich an ihm orientieren. Nicht das Krankheitsbild ist richtig oder falsch. Die Leute mit denen man sich umgibt sind die Richtigen oder die Falschen im Bezug auf die eigene „Erkrankung“. Zumindest wenn man vor hat gesund zu werden. Von daher sollte man beide Kategorien im „Freundeskreis“ haben. Und wissen wer warum da ist.

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      2. Da würd dich dir tatsächlich entschieden widersprechen. Ich finde nicht, dass mein Bild auf meine Krankheit fehlerhaft ist – um ehrlich zu sein finde ich auch nicht, dass man „das“ auf jemanden diagnostizieren kann, denn man eigentlich nickt kennt und noch nie gesehen hat.

        Mein Umkreis ist emphatisch und aufmerksam – auch das finde ich nicht fehlerhaft. Krank zu sein bedeutet nicht, verblendet zu sein. „Gesunde“ Menschen müssen diese Empathie nicht zwingend besitzen, und genau darum geht es ja eigentlich in meinem Beitrag – nicht um meinen angeblichen „fehlerhaften Bezug auf mein Essverhalten“!

        Liebe Grüße!

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      3. Wenn das was du über dich in deinem Blog schreibst der Wahrheit entspricht und davon gehe ich aus, dann muss etwas fehlerhaft in deiner Sicht sein ansonsten wärst du ja gesund. Und mit Empathie ist das so eine Sache. Empathisch Menschen verstehen einen entweder viel zu gut oder sie lehnen diese Empfindungen auf Dauer ab, da sie selbst dadurch anfangen zu leiden. Und Empathie ist kein Privileg von „kranken“ Menschen. Auch habe ich nie das Wort verblendet benutzt. Ich maße mir auch nicht an dich zu kennen aber ich kenne Menschen mit deiner „Erkrankung“. Zwei davon sehr gut. Mir liegt nicht daran dich zu verletzen. Ich dachte wenn jemand offen über seine „Erkrankung“ schreibt, dann versteht er und fühlt sich nicht angegriffen. Wobei das jetzt genau das beschreibt, was ich zu Anfang beschrieben habe. Aber scheinbar habe ich das falsch eingeschätzt. Daher entschuldige ich mich da du dich durch meine Aussagen verletzt fühlst. Wie gesagt war das mit Sicherheit nicht meine Intention.
        Lg Robert

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      4. Und mit gesunder Mensch als Vorbild ist gemeint:
        A. Ein Mensch mit Agoraphobie lebt mit einem Menschen mit Agoraphobie zusammen.
        B. Ein Mensch mit Agoraphobie lebt mit einem Menschen zusammen der keine Agoraphobie hat.
        Hat Mensch A oder Mensch B die besseren Heilungschancen? Ich habe jetzt absichtlich diese abweichenden Beispiele genutzt. Mehr wollte ich mit dem Begriff „gesunden Menschen“ nicht sagen.

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  2. Provokative Gegenfrage, liebe Mia, bist du selbst empathisch? Wenn du es bist, kannst du an allem teilnehmen, auch an Dingen die dich nicht selber betreffen. An Armen, Leidenden, sogenannt Gesunden, Glücklichen und Unglücklichen, Andersdenkenden, Eingeschränkten, Reichen, Extremen, Dummen und Gescheiten, Zweibeinern, Vierbeinern, Mehrbeinern. Offenheit ist meiner Meinung das Rezept. Neugier, Selbstvertrauen und Selbsterkenntnis öffnet uns den Weg zu der Welt. In einer Blase zu verharren gibt vielleicht ein gutes und sicheres Gefühl, aber es verzerrt die Sicht auf alles Andere. Jeder ist anders, alle haben wir unsere inneren K(r)ämpfe, sind an Seele und Körper mehr oder weniger verletzt, bei einigen mehr sicht- und bemerkbar, mal mehr alltagsbestimmend oder dann eher weniger, was wissen wir schon! DIE Normalität gibt es nicht. Akzeptanz von uns selbst und des Anderen ist wichtig, Austausch ist wichtig, auf die andern zugehen und sich öffnen ist wichtig. Aber ständig und alles zu hinterfragen soll nicht zum Lebensinhalt werden. Wir können und sollen mit Menschen befreundet oder zumindest bekannt sein, die völlig anders ticken und leben. Es muss nicht immer Tiefgang haben! Wir müssen uns nicht angleichen, aber wir können vielleicht immer wieder etwas dazulernen. Leben ist Lernen. Sich selbst von toxischen Freunden zu befreien ist gut und mutig, aber wir müssen uns davor bewahren selber toxisch für andere zu werden. Grosse Ansprüche haben an die anderen und selber nichts geben können/wollen wäre für mich so ein Kriterium. Liebe Grüsse und ein gesundes, gutes neues Jahr, voller Freude und Freunde!

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    1. Danke für deinen Kommentar 🙂 Um deine Frage zu beantworten: Ja, ich würde schon sagen, dass ich empathisch bin. Ich habe ein starkes Einfühlungsvermögen und fühle mich mit Menschen wohl, die ebenfalls welches besitzen, weil sie genau wissen, was sie sagen/tun wollen. Und egal wie weltoffen ich bin, dasselbe Gefühl der Zugehörigkeit kann ich nirgendwo sonst erlangen. Ist das etwas schlechtes? Ich weiß nicht. Ich glaube, es wird nur dann schlecht, wenn man selbst Schaden davon nimmt, oder anderen damit schadet!

      Liebe Grüße!

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  3. Ich bekomme ja mehr und mehr den Eindruck, dass es wirklich „gesunde“ Menschen gar nicht gibt. Bisher habe ich bei allen Menschen, die ich etwas besser kennen gelernt habe, später herausgefunden, dass sie auch ihr Päckchen mit sich rum schleppen. Am toxischsten sind dabei nur die Menschen, die der Meinung sind, sie seien ja viel gesünder als alle anderen.

    Was ich also hier aus deinem Post lese ist nicht, dass du „nur noch mit kaputten Menschen befreundet sein“ kannst, sondern, dass du nur noch Menschen um dich haben willst, die ehrlich mit ihren Problemen umgehen und das ist meines Erachtens eine sehr positive Sache 😉

    Alles Liebe und frohe Weihnachten!

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    1. Danke für deinen Kommentar, liebe Geübel-Eule! Deinen Ansatz verstehe ich sehr gut! Gesund und krank sind ja sehr relativ! Zu dem toxischen Umgang würde ich noch hinzufügen, dass toxisch auch diejenigen sind, die zwar verständnisvoll sind und die Krankheit anerkennen, aber trotzdem keine Empathie haben.

      Liebe Grüße und dir auch frohe Weihnachten!🎄🎁

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      1. Ja, Empathielosigkeit ist definitiv auch toxisch. Ich wollte damit auch nicht sagen, dass das die einzigen toxischen Menschen sind, sondern nach meiner Erfahrung nach die toxischsten, da sie nicht bereit sind irgendwie an sich zu arbeiten… Aber es ist wohl auch einfach etwas weird die Toxizität hier irgendwie vergleichen zu wollen 😅

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  4. Hey – wieso kaputt? Kaputt ist nur der, der sich so betitelt – was Du – so glaube ich – mit dem kaputt meinst, ist wahrscheinlich nur ‚anders‘ und anders finde ich klasse – die Masse ist nämlich nicht klasse. Also ich finde ehrliche, nicht-toxische Menschen nicht kaputt. Aber ich finde es ziemlich toxisch, Dich selbst und andere, die Dir gleichen kaputt zu nennen ziemlich zerstörerisch. Hör auf damit, Du bist nicht kaputt!

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    1. Nein, mit „kaputt“ meine ich nicht anders, sondern sehr stark psychisch belastet. Und ich finde mich nicht „kaputt“ – das ist eine überspitzte Formulierung, die ich deshalb auch in Anführungsstriche gesetzt habe 🙂 Natürlich ist niemand von uns kaputt!

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  5. Mein Freundeskreis ist gemischt, d. h. ich habe sowohl Freundinnen mit psychischen Erkrankungen als auch ohne. Und ich finde es für mich persönlich genau passend so – wären alle meine Freunde auch krank, hätte ich Angst, irgendwann zu viel über die Krankheiten und die Schwere, die damit verbunden ist, zu sprechen. Durch die EX IN-Ausbildung, meine Therapie, das Bloggen & Instagram nimmt dieses Thema schon relativ viel Raum in m

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    1. Danke für deine Sichtweise! Tatsächlich habe ich nicht Angst, dass die Schwere der Krankheit der anderen etwas mit mir machen könnte. Es ist nur so, dass mich jene Menschen am meisten verstehen und ich demnach auch häufig etwas mit ihnen unternehmen möchte!

      Liebe Grüße!

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  6. Ich verstehe deinen Gedanken sehr gut, würde dir allerdings nicht vollständig zustimmen. Ja, es ist leichter mit Menschen Gespräche aufrecht zu erhalten, wenn man weiß, dass die andere Person viel durch gemacht und vielleicht auch einen „Knacks“ weg hat. Mir fällt es oft leichter, weil ich weniger Angst vor Verurteilung habe. Und oft finde ich solche Menschen auch interessanter und auf ihre ganz eigene Art charakterstark und somit automatisch einfach schön.
    Aber: ich glaube, die meisten Menschen sind heutzutage in irgendeiner Art „kaputt“. Manche mehr und offensichtlicher, andere versteckter. Und klar, es kommt auch viel darauf an, was man als „kaputt“ betrachten möchte. Zählt nur man „tatsächliche“ psychische Krankheiten dazu oder auch „einfache“ Selbstzweifel?
    Ich glaube, dass viele Menschen, die schon viel erlebt haben, reflektierter sind und an viele Dinge offener und mit einem anderen Humor umgehen, da sie selber in bestimmten Situationen gewesen sind und vielleicht auch mehr auf Toleranz angewiesen sind. Aber auch gesunde und „heile“ Menschen können so sein. Entscheidender ist meiner Meinung nach eine gewisse Offenheit und Uneinvoreingenommenheit und die Bereitschaft zu reden.

    Ganz liebe Grüße! ☺️

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    1. Danke für deinen Kommentar 🙂 Tatsächlich glaube ich, dass sich viele an dem Wort „kaputt“ aufhängen, von dem ich dachte, dass die Intention verstanden werden würde. 😀 Vielleicht hätte ich das genauer formulieren sollen.

      Aber: Wie ich empfinde, kann ich leider nicht beeinflussen. Ich wünsche mir ja selbst, irgendwie „drüberstehen“ zu können (was in der Praxis aber gar nicht so leicht ist!)

      Erst heute hatte ich ein sehr nettes Treffen mit alten Kolleginnen, die allerdings wieder sehr wenig Empathie für mich übrig hatten. Viele ihrer Worte empfand ich als sehr problematisch (um nicht zu sagen diskriminierend). Ich wollte drüberstehen, um die Stimmung nicht zu verderben, sehnte mich aber im selben Moment nach meinem Freundeskreis, meiner kleinen Blase.

      Toleranz, Offenheit, Reflexion und Unvoreingenommenheit sind wie du sagst, durchaus etwas, das „gesunde“ Menschen haben können. Aber wenn ich nur aus meiner persönlichen Erfahrung spreche, muss ich gestehen, dass ich das eher selten erlebe.

      Liebe Grüße und danke für deinen Input! Du siehst, ich habe gerade vor mich hin sinniert.:)

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      1. Das Wort „kaputt“ provoziert wo einfach ziemlich und kann schnell falsch aufgegriffen werden 😀

        Und ich verstehe deinen Gedanken dahinter auch! Von meiner Essstörung wissen auch nur eine gute Freundin, die selber viele psychische Probleme hat und meine beste Freundin, die mich seit 11 Jahren kennt und – wenngleich sie nicht kaputt ist – sie sehr tolerant und unvoreingenommen ist. Aber: über Probleme reden fällt mir auch (da stimme ich dir ja auch zu) leichter, wenn der andere auch „schwerwiegendere“ Probleme hat. Einfach weil man auch ganz anders darüber lachen kann – wohingegen meine beste Freundin immer im ersten Moment ein wenig geschockt und zurückgehalten reagiert und einfach nicht weiß, wie sie reagieren „darf“. Aber das schiebe ich persönlich eher auf die Vorurteile, die gegen psychische Erkrankungen herrschen und eben die Angst, etwas falsches zu sagen.
        Das finde ich auch ein wenig in deiner Schilderung über das Treffen mit deinen Kolleginnen wieder: Vorurteile und Äußerungen, die aus falschen Intentionen und falschem gutem Willen entstehen – die gar nicht böse gemeint sind, aber einfach verletzen und diskriminieren können. Aber solche Kommentare kommen meiner Meinung nach zustande, weil man sie oder ähnliche oft hört und eben keine andere „Schablone“ kennt, wenn man sich noch nicht ausreichend mit einem Thema befasst hat (weißt du, worauf ich hinaus will? Ich glaube, ich hab den Faden ein paar Mal zerteilt und wieder verknotet 😀 )

        Ich wünsche dir noch einen entspannten Abend! 🙂

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  7. Ich sehe das so wie Grübeleule. Schon bevor ich ihren Kommentar gelesen habe, hatte ich ähnliche Gedanken im Kopf, nachdem ich deinen Beitrag gelesen habe. Ich sehe es eher als Fortschritt, weil du dir bewusst die Leute aussuchst, mit denen du in Kontakt stehen möchtest – Leute, die dir hoffentlich gut tun! Dazu gehört viel Mut und Selbstbewusstsein! Vielleicht hast du dich bei anderen Menschen, denen du nicht vertrauen kannst, in der Vergangenheit auch oft verstellt. Nicht sich selbst sein zu können ist wahnsinnig anstrengend. Außerdem, davon bin ich auch überzeugt, hat jeder sein Päckchen zu tragen. Jetzt bist du nur mit Menschen befreundet, die auch offen über ihre Psyche kommunizieren. Viel gesunder wäre es, wenn jeder, zumindest Freunden, von seinem Seelenleben etwas preisgibt.

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    1. Danke für deinen Kommentar! Und du hast auf jeden Fall recht. Jede/r hat ihr/sein Päckchen zu tragen – die einen zeigen es, die anderen nicht.

      Aber wenn ich mal als ganz blödes Beispiel meine Essstörung in Augenschein nehme, haben all meine engsten Vertrauten sehr positiv auf die ES reagiert, als welche, die gar nichts mit psychischen Krankheiten am Hut haben. Demnach gelingt es mir bei denen auch eher weniger, „ich“ zu sein, weil ihnen die nötige Sensibilität und Empathie für das Thema fehlt. Ich wollte, es wäre nicht so, aber in meiner trauten Blase fühle ich mich nun mal am wohlsten, denn manchmal ist es wirklich anstrengend, bei vielen blöden Bemerkungen immer „drüberzustehen“. 🙈 Die Frage ist nur, ob dieses Abschotten langfristig so gut ist…🤔

      Liebe Grüße!

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      1. Ah ok, verstehe (glaube ich :D)! Klar, mit Leuten, mit denen man nicht zu 100 % klar kommt oder auf einer Wellenlänge ist, wird man immer in Kontakt kommen, z. B. im Job oder so. Die Frage ist nur, ob man mit diesen Freunden befreundet oder mehr als oberflächliche Gespräche führen muss. Abschotten würde ich es nicht nennen. Manche Beziehungen sind halt oberflächlicher, manche tiefgründiger. Ich finde Smalltalk auch nicht so toll, z. B. mit Arbeitskollegen, aber manchmal ist er halt notwendig, weil er auch eine Form von Kontaktherstellung ist. Nur meine Gedanken gerade, ich weiß nicht, ob sie dir etwas bringen. 😀

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  8. Ja, ich denke schon dass es so ist wie du sagst. Wer eine Therapie macht/e, der ist sensibilisierter für viele Dinge. Offener, empathischer und verständnisvoller mit Personen, die auch an (psychischen) Erkrankungen leiden. Der Blick auf die gesamte Welt verändert sich. Man merkt eher, wer und was schadet – toxische Menschen, wie du es schon sagst. Man achtet mehr auf sich selbst. Es können wertvolle und tiefe Freundschaften entstehen. Allerdings muss man sich evtl. auch von einigen Personen, die man während der Therapie kennen lernte trennen. Denn man entwickelt sich selbst weiter. Manche gehen diesen Weg mit dir, andere nicht.

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  9. Zu deinen Fragen:
    1. Kennt ihr das „Phänomen“ fast nur noch mit Menschen auszukommen, die wirklich wissen, wie es euch geht?

    Nein, kenne ich nicht. Das wäre mir auch zu „therapeutisch“ angehaucht. Um mit anderen Menschen eine angenehme Zeit zu verbringen, reicht eine gute Wellenlänge, die sich z.B. aus passenden gemeinsamen Interessen ergibt und ähnlicher Mentalität ergibt.

    2. Gelingt es euch trotzdem, mit anderen Menschen freundlich zu verkehren?

    Ja, natürlich gelingt mir das. Ich bin erstaunt über die Frage. Warum sollte man denn nur freundlich mit Menschen verkehren können, die „wirklich wissen, wie es einem geht“?!

    Das hört sich sehr selbstbezogen und alles andere als empathisch zu anderen an.

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