„Ich muss nicht alles an mir toll finden“ – Die wahre Bedeutung von Body Positivity

Dellen, Falten oder Pickel gehören zum Menschen und sind nichts, wofür man sich schämen muss. Aber darf ich deshalb nichts mehr an mir ändern wollen? Ich möchte in diesem Beitrag die wahre Bedeutung von Body Positivity aus meiner persönlichen Sicht mit euch teilen.

Nicht alle haben „den“ Idealkörper. Und doch sind alle Körper „richtig“.

Body Positivity schafft Repräsentation für verschiedene Körperformen und zeigt auf, dass alle auf ihre individuelle Weise schön sind. Body Positivity geht es um das Wohlgefühl im eigenen Körper. Keine Zahl auf der Waage und auch kein BMI bestimmt, ob wir schön oder „richtig“ sind oder nicht. Keine Pore hält uns davon ab, uns schön zu finden. Jeder Körper ist anders, und doch ist jeder Körper perfekt!

Aber muss ich deshalb alles an meinem Körper bedingungslos lieben?

Ist das das Endziel von Body Positivity? Alles an seinem Körper bedingungslos zu akzeptieren und nicht ändern zu wollen? Muss ich jede hässliche Narbe, jeden blöden Pickel, jede Delle und jedes einzelne Haar an mir mögen? Ist es falsch, wenn ich meinen Körper verändern will?

Denn das tun wir Menschen doch eigentlich jeden Tag, oder? Wir verändern den Körper mit Sport, mit chirurgischen Eingriffen, mit Schminke, oder ganz simpel: mit Klamotten. Das, was uns nicht passt, entfernen oder kaschieren wir. Laut Body Positivity brauchen wir das aber nicht, weil unsere Körper trotzdem richtig und perfekt sind. Deshalb die Frage: widerspreche ich dieser Ideologie, wenn ich Teile meines Äußeren nicht mag und ändern will?

Warum will ich überhaupt etwas an mir ändern?

Ich denke, dass es immer wichtig ist, seine eigenen Gedanken zu hinterfragen und nicht sofort zu beschließen, etwas an sich zu ändern. Das Hinterfragen kann dazu führen, die Ursachen seiner Komplexe zu finden. 

Bei mir war ein großer Komplex meine kleine Oberseite. Also fragte ich mich selbst: Warum will ich eigentlich eine größere Oberweite haben?

Weil größere Oberweiten schöner ist.

Weil kein Junge auf kleine Oberweite steht.

Weil ich mit kleine Oberweite nicht begehrenswert bin.

Dies waren meine Antworten auf meine Fragen. Doch je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass ich eigentlich nichts an meiner Oberweite auszusetzen hatte, sondern für meine Umwelt ändern wollte. Und so gelang es mir eines Tages, diesen Komplex los zu werden und meine Oberweite als Teil meines Körpers zu akzeptieren.

Bei anderen Dingen hingegen gelang es mir nicht. Und egal, wie sehr ich sie hinterfragte (zum Beispiel meine Hauptprobleme),kam ich zu dem Entschluss, dass ich mich unwohl fühlte, und etwas dagegen ändern wollte.

Body Positivity bedeutet nicht, alles an sich schön finden zu MÜSSEN.

Wir haben uns unseren Körper nicht ausgesucht, und wenn es etwas gibt, dass uns nicht gefällt, müssen wir uns nicht dazu zwingen, es schön zu finden. Aber vielleicht können wir ihn trotzdem akzeptieren, es gibt nämlich mindestens 10 Gründe, seinen eigenen Körper zu lieben! Demnach liebe ich heute nicht jeden einzelnen Zentimeter meines Körpers, axeptiere und schätze ihn jedoch.

Die wahre Bedeutung von Body Positivity

Wenn ich mich schminken will, kann ich das gut und gerne tun. Wenn ich mir Brustimplantate einsetzen lassen möchte, sollte auch das toleriert werden. Wenn ich mir die Beine rasieren will, soll mich niemand davon abhalten.

Aber wenn ich mich mal nicht schminken will, ist auch das okay! Wenn ich mit meiner kleinen Oberweite stolzieren will, dann nur zu! Wenn ich einen Urwald über meine Beine wachsen lassen will, ist das meine Sache!Für mich ist das nämlich die wahre Bedeutung von Body Positivity:

Mein Körper, meine Regeln! ♥️

Was ist eure Meinung dazu? Wie steht ihr zu Body Positivity?

PS.: Mein Buch „Zwischen meinen Worten“ ist jetzt erhältlich!

zwischen_meinen_worten

 

 

 

27 Kommentare zu „„Ich muss nicht alles an mir toll finden“ – Die wahre Bedeutung von Body Positivity

  1. Hallo, Mia! 🙂

    Bei diesem Beitrag musste ich sofort an einen Artikel denken, den ich neulich gelesen habe: https://mobil.stern.de/familie/beziehung/julia-peirano/j–peirano–mein-freund-achtet-extrem-auf-seinen-koerper—und-ich-habe-bulimie-um-mitzuhalten-9056696.html

    Erwartungen von Außenstehenden, und seien es nur *vermeintliche* Erwartungen, können erwiesermaßen Leben zerstören- 😟

    Ich denke jedenfalls auch, dass jeder mit sich selbst (und seinem Körper!) genau DAS machen sollte, worauf er Bock hat- 😊

    VVN

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    1. Der Stern-Beitrag erinnert mich an eine typische Verhaltensweise von mir! Ich habe mir früher immer bewusst moppelige Männer gesucht, damit ich daneben dünner aussehe. Und wenn ich mal einen dünnen hatte, versuchte ich immer mehr abzunehmen, weil ich dachte, dass ich neben ihm unheimlich fett aussehe…

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    2. Danke fürs Weiterleiten dieses tollen Artikels! Die Person tut mir sehr leid, das ihre ganzen Handlungen fremdgesteuert sind! Tatsächlich glaube ich, dass dieser Mensch nicht gut für sie ist, weil er sehr oberflächlich zu sein scheint und sie viel auf seine Meinung gibt.

      Liebe Grüße!

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      1. Ohne Zweifel! Gerade in Liebesbeziehungen ist es so fundamental, *um seiner selbst Willen* geachtet und gewertschätzt zu werden… Ich wünsche es jedenfalls (fast 😉) jedem, dass er diese Erfahrung machen darf-

        VVN

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  2. Also ich mag meinen Körper, aber natürlich mag ich manche Dinge an mir mehr als andere.
    Ich plädiere für ein entspanntes Verhältnis zum eigenen Körper.

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  3. Die Perspektive auf den weiblichen Körper ist überall immer eine sehr distanzierte, auf die Ästhetik und das Aussehen fokussierte, daher empfinde ich sie als massiv schwierig für uns Frauen. Ich halte die distanzierte Beziehung zum eigenen Körper für die Ursache vieler unserer emotionalen Probleme, gerade in Beziehungen. Unser Körper ist das Medium um Liebe zu geben und aufzunehmen. Unser Geist, unser Denken ist aber distanziert und kritisch. Etwas das dem Körper vermittelt nicht gut zu sein, falsch zu sein und dann verschlißt er sich vor uns. Wir leben dann nicht mehr im Körper, nur in unserem Geist der gefüttert von Gesellschaft und Medien Absurditäten hineinplatzt.
    Wir müssen wieder lernen unsere Körper von innen zu fühlen und zu lieben und nicht im Verstand Außen zu vergleichen. Unser Körper ist unser Tempel, wenn wir ihn nicht mit ganzer Liebe bewohnen und ihm so auch begegnen, dann spalten wir uns stets von unsere eigenen Kraft ab und erschöpfen am Ideal was uns die Umwelt vorlebt. Body Dingensbummens ist nur ein verkauftes Konzept, weil man kein Bock mehr auf Selbstzweifel hat, was ja generell richtig ist. Gefühle des Mangels sind aber im Körper gespeichert und lassen sich über kein verstopftes Konzept der Welt heilen. Wer Heilung möchte, sollte sich für positive Erfahrungen mit seinem Körper öffnen. Hierin besteht eine extrem hohe Chance die Ablehnung und Abwertung sich selbst gegenüber zu überwinden. Kein Konzept kann das tun. Auch wenn jeder Gedanke natürlich etwas bewegt. Er kann niemals das Fühlen ersetzen. Und oft ist es eben nur der Versuch ein Pflaster auf die gefühlten Unzulänglichkeiten zu kleben mit Worten und Konzepten, obwohl es einer tiefen Transformation bedarf die im Spüren ihren Anfang nimmt.
    Liebe Grüße von Amanda 🙏💃🏼

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      1. Sorry ich bin echt ein Chaot 😆😆😆 Der Kommentar gehört zu dem anderen Strang, wo du erklärt hast dass du erst freischalten musst etc. ..

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  4. Toller Beitrag, teile deine Ansichten zu 100 %! Was ich gemerkt habe ist, dass man auch erst einmal lernen muss, wie man die Theorie in die Praxis umsetzt. Zum Beispiel bei der Beinbehaarung: Im Winter ist es mir so was von egal, wie viele Haare ich auf meinen Beinen habe. Trotzdem musste ich mich erst mal dazu bringen, diese auch wirklich nicht abzurasieren. Ich wollte halt meine Ideale auch wirklich „leben“. Letztendlich ist meiner Meinung nach, und ich denke so siehst du das auch, aber alles ok!

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    1. Danke für deine Worte 🙂 Ich versuche mich derzeit an einer neuen challenge, die gar nicht so leicht zu bewältigen ist: Beinhaare vor dem FREUND nicht rasieren. 😛 Mich stört es im Winter überhaupt nicht, die Beine nicht zu rasieren, aber es stört mich, weil ein Teil von mir noch glaubt, „schön für den Mann“ sein zu müssen. Davon will ich zukünftig versuchen abzukommen! 😀

      Liebe Grüße!

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  5. Liebe Mia,

    dies ist der erste Beitrag auf WordPress, den ich seit langem lese – und es hat mir wirklich gut getan ihn zu lesen! Viele Menschen sehen Body Positivity als reine Liebe zum eigenen Körper. Doch da bin ich eher deiner Meinung.
    Natürlich sollte ich meinen Körper akzeptieren und meine unschönen Gefühle ihm gegenüber immer hinterfragen, aber wenn ich etwas wirklich für mich nicht mögen kann, dann ist es meine Entscheidung, ob ich etwas daran ändere oder nicht! Für mich geht es bei body positivity vor allem auch darum, dass ich meinen Körper so sehr liebe, dass ich ihm nicht extra schade – was natürlich nicht heißt, dass ich nichts an ihm ändern darf!
    Alles Liebe
    yelli

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