Corona und Angststörung – Der perfekte Mix für Panikattacken

TW: Angst/Panikattacken

Eigentlich habe ich mir nicht viele Gedanken um den Corona Hype gemacht. Doch jetzt, wo die Sicherheitsmaßnahmen immer verschärfter werden und die Medien über kaum etwas anderes mehr berichten, schwappen meine Ängste wieder an die Oberfläche und lassen meine Panikattacken ebenfalls wieder zum Vorschein kommen.

Ich habe Angst.

Das meine ich nicht nur auf den Corona Virus bezogen, sondern generell. Ich bin ein von Natur aus ängstlicher Mensch, der sich schnell in seine Ängste reinsteigert. Für eine Menschen mit Angststörung ist eine solche „Epidemie“ die reinste Triggerhölle.

Alle rasten aus.

Die Supermärkte sind leergeräumt und für einfaches Klopapier muss ich fünf Läden abklappern. Der Großteil in mir findet das Ganze lächerlich, der andere erwischt sich selbst dabei, wie er anfängt auf Vorrat zu kaufen, weil er nicht mehr fünf Läden für Klopapier durchforsten will.

Tatsächlich gehöre ich zu den letzten aus meinem Umkreis, die vom Corona Hype angefixt wurden. Anfangs hatte ich es belächelt, wenn bei meiner Arbeit Besucher mit Mundschutz aufgetaucht sind oder Desinfektionsmittel aus den Toiletten geklaut wurde. Doch dann, nachdem all meine Arbeitsaufträge für den März storniert wurden und Freunde und Familie über nichts anderes mehr sprechen konnten, kam die Angst zum Vorschein.

Hallo Panikattacken!

Meine Ängste kreisen diesmal gar nicht so sehr um mich, sondern vielmehr um meine Eltern. Die Todesrate ist bei Männern häufiger als bei Frauen. Die ganze Zeit über muss ich an meinen Vater denken, der bei seiner Arbeit viel mit Menschen zu tun hat und von Geburt an eine schwache Lunge hat. Würde es mich erwischen, müsste ich vermutlich eine Weile Quarantäne ertragen und würde das Ganze überleben. Würde es ihn treffen, dann … Ich kann gar nicht übers „dann“ hinaus denken.

Die meisten Ängste sind irrational, diese ist es nicht.

Diesmal kann ich meine Panikattacken nicht dämmen, indem ich mir einrede, dass alles gut wird. Die Angst ist real und statistisch wahrscheinlich. Ich habe Angst und weiß nicht, was ich dagegen tun soll.

Was nun? 

Ich glaube nicht, dass das die Lösung darin besteht, sich zu Hause zu verschanzen und nicht mehr raus zu kommen. Da der Corona Virus von Mensch zu Mensch übertragbar ist, kann er auch vom Postboten weitergegeben werden.

Außerdem will ich mich bewusst nicht mit Essen eindecken, weil ich wegen meiner Essstörung ganz bewusst nicht zu viel im Haushalt habe. Ich wüsste gar nicht, wie ich damit umgehen würde, wenn ich plötzlich so viel Essen da hätte…

Sicher ist es ratsam, überfüllte Orte zu vermeiden und sich öfter die Hände zu waschen. Aber wenn wir die Angst weiterhin nähern, indem wir ihr genau das geben, was sie will, werden wir vielleicht nicht infiziert, aber unsere Seelen schon. Ängste sind zerstörerisch und auf eine andere Weise gefährlich.

Deshalb versuche ich neueste Nachrichtenmeldungen nicht mehr auf Schritt und Tritt zu verfolgen und auch keine „Meckergespräche“ über den berühmten Corona Virus zu führen. Vor allem zwinge ich mich dazu, nicht über die Strängen zu kaufen, nur weil alle anderen es auch tun. Niemand braucht einen Jahresvorrat an fester Seife oder Hartweizennudeln.

Die Angst ist nur dann stark, wenn wir ihr die Macht dazu geben!

Hören wir also auf damit! ♥

Was sagt ihr zu dem ganzen Corona Hype? Trifft er euch ähnlich stark wie mich?

15 Kommentare zu „Corona und Angststörung – Der perfekte Mix für Panikattacken

  1. Ich kann deinen Beitrag nur unterschreiben: Mir geht es ganz ähnlich, dass der Corona-Hype meine Angstanfälle zusätzlich befeuert… Und auch bei mir ist die Situation mit den Vorräten sehr ähnlich. Glücklicherweise drehen die Leute in meiner Stadt noch nicht so krass am Rad, was Hamstereinkäufe angeht und im Supermarkt gibt es die meisten Dingen noch ziemlich normal. Wie das in ein, zwei Wochen aussieht, will ich mir noch gar nicht vorstellen.

    Was ich am anstrengensten finde, sind die ganzen Halbwahrheiten und Vermutungen, die Leute sich um die Ohren hauen. Mediale Dinge bekomme ich ganz bewusst nicht so stark mit (ich hab keinen Fernseher und schaue wenn aktuell nur Spielfilme oder einzelne Videos, Facebook hab ich vorerst vom Handy geschmissen und Nachrichten checke ich nur 2x täglich – einfach um meine Angst nicht zusätzlich zu befeuern). Dann habe ich das Glück, dass die meisten meiner Freunde und meine Familie die ganze Situation relativ locker angehen und mich immer wieder ein wenig runter holen, wenn ich mir zu viele Gedanken mache.

    Lustigerweise habe ich auch gar keine Angst davor, selber krank zu werden (immerhin verlaufen die meisten Fälle mild), aber eher um alle Menschen, die mir oder oder mir wichtigen Menschen wichtig sind. Das schließt meine Freunde und Familien ebenso wie deren direkte Freunde und Familienmitglieder ein und je mehr Kontakt zu anderen Menschen besteht, desto größer die Sorge.

    Auch um die Wirtschaft und das Gesundheitssystem mache ich mir ziemlich viele Gedanken, denn was ich von Freunden und anderen höre, die die Auswirkungen des Virus bereits zu spüren bekommen, ist besorgniserregend.

    Trotzdem bemühe ich mich, mich nicht zu sehr hinein zu steigen und einfach abzuwarten. Aktuell gibt es einfach noch zu wenig handfeste Informationen, um wirklich etwas vorher sagen zu können und auch die Verläufe unterscheiden sich ziemlich zwischen den Ländern. Am schlimmsten ist für mich aktuell die Unsicherheit, aber ich versuche einfach abzuwarten, gut für mich zu sorgen, Kontakt zu anderen zu halten und wann immer möglich eine Runde raus zu gehen.

    Liebe Grüße!

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    1. Oh ja, diese Halbwahrheiten regen mich auch auf, zumal niemand wirklich genau weiß, was die Zukunft bringen mag. Außerdem weiß ich nicht, welches Ausmaß das Ganze haben wird. Wird man nicht mehr das Land, die Stadt oder gar das Haus verlassen können? Alles sehr besorgniserregend, aber es tut gut zu wissen, dass ich nicht die einzige bin, der das alles an die Nieren geht!

      Liebe Grüße!

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      1. Weil ich deine Frage gerade im Instagram-Beitrag gelesen habe: hast du einen Keller in deiner Wohnung? Ich hab mir eine Kiste gepackt, komplett in Klebeband eingerollt und die in meinem Kellerteil gestellt, ist mein „Coronavorrat“, auch nicht zu viel, gerade genug, um durch eine normale Woche zu kommen und auch nicht mit „ungesundem“ Essen, sondern reis, saucen, eingewecktem Obst und Gemüse, haltbarer Milch, Haferflocken, Nüssen usw. Plus eine Tafel Zartbitterschokolade und eine Tüte Lakritz 🤔
        Also das Essen an einem anderen Platz lagern und klar vom „normalen“ Einkauf abgrenzen

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      2. leider nein :/ Aber meine beste Freundin wird netterweise ein paar Sachen für mich lagern, zumindest, solange wir noch aus dem Haus dürfen! Aber das mit dem Coronavorrat ist eigentilch eine echt gute Idee 😛

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      3. Sehr gut 🙂 Ich hab auch schon überlegt, notfalls die Sachen zu einer Freundin zu bringen, falls ich merke, dass das mit dem Keller nicht gut geht. 😅
        Ist halt schon schwierig mit Corona, Hamsterkäufen, ner Ess- und Angststörung (also ich bin komplett bei dir 😅)

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  2. Ich bin eigentlich teils Hypochonder, betrifft aber nur bestimmte Dinge! Das Corona macht mir nicht wirklich Angst, muss ich gestehen. Ich denke, die Aufregung kommt daher, dass es keinen Impfstoff gibt und kein Medikament, nix. Sobald ein neuer Impfstoff gefunden und zugelassen ist, wird das abflauen. Vermutlich schon zum Sommer, weil das Virus wohl nicht sehr hitzeresistent ist. Ich denke, dass winterliche Corona-Wellen bald, wie die Grippewelle, zur Normalität gehören. Ich kann aber auch ganz gut ausblenden, muss ich gestehen, aus Selbstschutz. Viel schlimmer finde ich, bei Youtube über Doku-Titel wie „Durch Zahnarztbehandlung zum Pflegefall“ oder „Wegen Infektion keine Hände mehr“ zu stolpern. Da möchte ich einfach mal quer durch den Bildschirm boxen, aber Klicks sind ja wichtiger als Rücksicht auf die hohe Anzahl an Angstpatienten in diesem Land. :/
    Fazit aber: Was mir oft gegen die Panikstörung geholfen hat, sind Fakten, Zahlen, Statistiken usw. Denn oft sieht man dadurch, dass das, was einem der Kopf vormacht, eben 100x mal schlimmer ist als die Realität. 🙂

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    1. DANKE!!! Dein Kommentar war gerade extrem hilfreich für mich!! Das, was mir am meisten Angst gemacht hat, war, dass kein Ende in Sicht zu sein scheint, aber dass der Trubel zum Sommer hin vermutlich von selbst nachlassen wird, hatte ich gar nicht betrachtet! Und ja, Statistiken helfen bei sowas auch wirklich!

      Liebe Grüße!!

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  3. Liebe Mia,

    mein heutiger Eintrag in mein Tagebuch sagt (insbesondere in seinem zweiten Teil) einiges über das, wie ich die aktuelle Situation wahrnehme und welcher Art die Sorgen sind, die mich umtreiben. Es ist auch für mich schwer damit umzugehen. –

    Ich denke, dass wir mit unserem Spüren, und Verarbeiten mal wieder nicht so besonders weit auseinander liegen … – Immerhin fühle ich mich dadurch nicht ganz so allein. (Und ein paar Menschen (wenn ich die Kommis hier so lese) ticken wohl auch noch so ähnlich.) – Ich hoffe, Dir geht es ebenso.

    Ganz liebe Grüße von mir! 💖

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  4. Derzeit scheint es wirklich sinnvoll zu sein, reale soziale Kontakte auf das Nötigste zu beschränken. Und mich wundert die Kombination aus Mineralwasser, Dosenravioli und Klopapier, die als Erstes ausverkauft waren in der letzten Woche.
    Ich habe ja nun selbst einen öffentlichen Beruf und da war schon vor zwei Wochen das Thema „Hand geben oder nicht“. Nur ganz selten gab es keine Hand, sondern Faust oder Ellenbogen. Jetzt sind alle öffentlichen Dinge abgesagt. Das hätte man gern schon früher und konsequenter tun können statt die Leute in Sicherheit zu sabbeln.
    Ich finde heute auch niemanden, mit dem ich Termine vereinbaren kann.
    Draußen bewege ich mich wie immer und frische Luft ist ja auch nicht schlecht. Bin allerdings auch kein ÖPNV-Nutzer, generell nicht. Alles andere werden wir sehen. Häusliche Quarantäne hatte ich schonmal im Zusammenhang mit schwerer Krankheit und krassen aber guten Medikamenten. Drei Wochen für sich bleiben, meine Mama hatte mir damals das Essen vor die Wohnungstür gestellt. Die Tabletten gab es ein halbes Jahr lang. Ist aber schon lange, lange her.
    Liebe Grüße an Dich und bleib gesund!

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    1. Danke für das Teilen deiner Erfahrung! ich glaube auch, dass es sinnvoll ist, öffentiche Orte zu meiden, aber reine Isolation (zumindest länger als ein Monat) ist glaub ich auch nicht gesund…Statt der öffentilchen Verkehrsmittel bin ich jetzt wieder aufs Fahrrad umgestiegen, was in einer Großstadt aber auch ganz schöne Strecke bedeutet.

      Liebe Grüße zurück und bleib du mir auch gesund!

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