Eine Woche in Quarantäne – Eine Woche ohne Schminke

Inzwischen ist über eine Woche vergangen, in der ich mich in meinen vier Wänden verbarrikadiert habe. In dieser Zeit ist mir eines besonders aufgefallen: in der isolierten Quarantäne ist mir Schönheit egal.

Viele lieben Make-up und alles, was dazugehört. Ich nicht. Ich schminke mich, um meine unreine Haut abzudecken, meine Augenringe zu kaschieren, und um meine Augen und Lippen zu betonen. Ich fühle mich selbstbewusster und schöner mit Schminke – genau, wie die Schönheitsindustrie es will. In meinem Beitrag „Warum es mir immer wichtig war, schön sein zu wollen„, erzähle ich etwas mehr darüber.

In der Quarantäne ist mir Schönheit egal.

Ich schminke mich nicht und manchmal bleibe ich sogar den ganzen Tag im Schlafanzug. Klar fühle ich mich weniger „schön“, aber gleichzeitig ist es mir egal. Wenn ich nur alleine mit mir bin, verspüre ich nicht den Drang, mich äußerlich zu „optimieren“.

Ich schminke mich nicht für mich, sondern für andere.

Zwar dachte ich, dass der Druck der Gesellschaft, der in fast jedem von uns schlummert, bei mir deutlich nachgelassen hat, aber so richtig befreit bin ich offenbar auch noch nicht. Wenn ich den ganzen Tag in meinen vier Wänden verbringe, verspüre ich nicht den Wunsch, mich „schöner“ oder „wohler“ zu fühlen. Da bin ich so wie ich bin. 

Und auch, wenn es teeniehaft klingt, gibt es nach wie vor wenige, vor denen ich mich ganz unbefangen ungeschminkt zeigen kann. Meine Familie, meine beste Freundin, mein Freund. Das war’s schon. Fünf Leute und die so ziemlich Wichtigsten in meinem Leben.

Warum ist es mir mein Aussehen vor den „wichtigen“ Menschen egal und bei allen „anderen“ nicht egal?

Auch diese Frage stelle ich mir schon seit geraumer Zeit. Immerzu ist es mir wichtig, was Menschen (die mir teilweise völlig egal sind) von mir denken. Das ist krank – zumindest empfinde ich es persönlich so. Ich bremse mich dadurch selbst ab, werde abhängig vom stummen Feedback anderer, und verhindere, mich vollständig zu entfalten.

Sch*** drauf, was andere denken. 

Ich habe lange überlegt, aber mir fällt keine andere Lösung ein, um mich meiner Angst zu stellen. Wenn ich wirklich will, dass es mir egal, sind, was andere von mir halten, dann muss ich was tun. Von nichts kommt nichts. Ob es mir gelingen wird, weiß ich nicht, aber den Versuch wird mir niemand nehmen.

Ich sehe die Zeit nach der Quarantäne als eine Challenge, um zu wachsen.

Jetzt gerade kann ich ohnehin nicht viel machen, aber wenn die Pandemie abgeklungen ist, schon. Ich will danach nicht sofort wieder in alte Verhaltensmuster rutschen, die durch meinen damals niedrigen Selbstwert entstanden, und seither unbedacht fortgeführt wurden. Ich will mich nicht schminken, wenn ich nicht will. Ich will mich nicht darum kümmern, was andere Menschen von mir halten mögen. Ich will einfach nur ich sein – immer.

Also Michaela und Julia, morgen bei unserem Skype Date werde ich ungeschminkt sein  – nur als Vorwarnung 😀

Wie wichtig ist euch Schönheit während der Quarantäne? Bemüht ihr euch weiterhin, eurer gängigen Routine nachzugehen?

23 Kommentare zu „Eine Woche in Quarantäne – Eine Woche ohne Schminke

  1. Also ich schminke mich auch, wenn ich allein bin und eine Woche die Wohnung nicht verlasse! Ich mache das für mich und nicht (nur) für andere 🙂 Auch wenn ich allein bin fühle ich mich mit Schminke wohler, allerdings schminke ich mich ohnehin wenig, aber so kleine Korrekturen (die vielleicht nur ich selbst bemerke) müssen schon sein.

    „Warum ist es mir mein Aussehen vor den „wichtigen“ Menschen egal und bei allen „anderen“ nicht egal?“ ja, das ist in der Tat eine wichtige Frage! Vielleicht, weil einen die „wichtigen“ Menschen ohnehin so lieben, wie man eben ist und man ihnen vertrauen kann?! Mit Macken und Schönheitsfehlern und allem Drumherum finden sie uns trotzdem okay. Die „anderen“, besonders andere Frauen, suchen nur nach Fehlern, um sich selbst besser zu fühlen. Und jeder gefundene „Makel“ wird dann auch noch herumposaunt, damit jeder beim nächsten Mal genau hinschaut….. es ist zum Kotzen.

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    1. Das finde ich auch toll – ich bewundere Menschen, die sich gerne schminken; ich finde das manchmal lästig 😛

      Und ja, bei den engsten Vertrauten ist die Beziehung weniger von Vorurteilen oder Selbstpräsenz gezeichnet. Das Reden/Kommentieren über andere ist in unserer Gesellschaft tatsächlich nach wie vor sehr aktuell…

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  2. Witzigerweise ist bei mir genau das Gegenteil passiert! 😂 Ich hab seit Jahren fast nie Makeup getragen, gelegentlich zu besonderen Anlässen ist wenn ich einfach Lust drauf hatte, was insgesamt im letzten Mal vielleicht fünf bis sechs Mal passiert ist. Jetzt ist es seit ein paar Tagen so, dass ich Mascara und einen getönten Lippenpflegestift und vielleicht ein wenig Puder benutze, wenn ich mich bereit machen will, raus zu gehen. Irgendwie hilft mir das gerade, die Motivation dazu zu finden. Es geht mir also eigentlich gar nicht darum, was andere denken könnten, sondern darum, dass ich es für mich machen möchte.

    Meine Einstellung zum Thema Makeup ist übrigens entstanden, weil ich als Teen ziemlich starke Akne hatte und die auch mit Makeup nicht überdecken konnte und ich hab diese „Male“ under dem Makeup als viel schlimmer empfunden, als einfach dazu zu stehen. Was übel war: meine Mama hat mir (lieb gemeint) gesagt, dass ich mit Makeup besser aussähe, aber ich hab mir im Kopf immer wieder gesagt „Wem nicht gefällt, was er sieht, soll mich halt nicht ansehen“ 😂 Und das hat tatsächlich geholfen! Und im Endeffekt – ich urteile andere nicht über ihr Aussehen, warum sollten andere also über meines urteilen? Und mit Menschen, die mich aufgrund meines Gesichts nicht mögen, will ich auch gar nichts zu tun haben!

    (Wobei dieser Gedanke bei meinem Selbstbild und meinem Körper gnadenlos scheitert 🤦)

    Ein Buch das ich kürzlich zu dem Thema gelesen habe (vielleicht kennst du es?), ist beyond beautiful. Ich fand es unglaublich gut und hilfreich, vielleicht ist das auch für dich interessant?

    Liebe Grüße!

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    1. Ist ja witzig 😀 Ja, ich habe schon von viele gehört, dass sie sich gerade jetzt etwas mehr zurechtmachen, um sich selbst ein wenig zu motivieren 🙂

      Spannend, wie deine Einstellung zum Schminken schon im Teenie Alter zu zweifeln begann. Bei mir hat der Make-up Drang tatsächlich erst durch die Essstörung angefangen, als wegen der Bulimie meine Haut so schlimm wurde, dass es mit Make-up wenigstens etwas „besser“ wurde. Aber im Zentrum des Eigentlichen stand immer das Wort „schön….

      Das Buch kenne ich vom Namen, habe es aber noch nicht gelesen. Wenn du das empfehlen kannst, werde ich mich mal in den Klappentext einlesen 🙂

      Liebe Grüße!

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      1. Ich hab tatsächlich schon relativ früh angefangen Makeup zu benutzen und auszuprobieren, aber da es meine Haut eher verschlimmert hat und ich mich auch nicht mehr wirklich authentisch gefühlt habe, hab ich es dann wieder gelassen. Und inzwischen ist mir Makeup auch ganz einfach zu teuer 😂

        Ich finde es einfach unglaublich traurig, dass so viele Frauen und auch relativ junge Mädels sich darüber definieren und es gar nicht hinterfragen, was und warum sie Makeup tragen. Grundsätzlich finde ich es auch okay, wenn man sich dadurch besser fühlt, aber es sollte kein Weg sein, sich zu verstecken…

        Ja, bitte. Und schreib, was du darüber denkst, falls du es liest! ☺️

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      2. Ja, das finde ich auch. Eigentlich sage ich immer, dass jede*r tun soll, was er/sie will, aber oft werden Entscheidungen der Schönheit zuliebe getroffen, ohne die gesellschaftlichen Anforderungen oder die eigene Meinung zu hinterfragen. Deshalb finde ich es so wichtig, dass Vorbilder, die das Stigma aufbrechen, ein bisschen mehr Repräsentation bekommen!

        Liebe Grüße!

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  3. Hey, bei mir hat sich das viele Zuhause Sein ebenfalls bemerkbar gemacht. Ich laufe öfters in bequemen Klamotten herum und wasche mir die Haare nicht mehr so häufig wie sonst, sondern greife mehr auf Trockenshampoo zurück. Die Haare sind auch noch nicht nachgetönt trotz Ansatz 😉
    Geschminkt habe ich mich vorher schon nicht so viel. Kajal und Lidschatten gehören bei mir zur täglichen Routine, auch wenn ich nur daheim bleibe, denn ohne fühle ich mich ehrlich gesagt unwohl. (Habe ziemlich kleine Augen und blasse Haut, deswegen finde ich, dass ich ganz ohne die Augen zu schminken irgendwie krank aussehe.) Und es macht mir Spaß, mit Farbkombinationen beim Lidschatten zu experimentieren. Auch wenn das widersprüchlich ist, da mich die gesellschaftlich propagierten Schönheitsideale gegenüber Frauen aufregen, vor allem in Sachen Gewicht … Manchmal kommen bei mir noch Rouge oder Lippenstift dazu.

    Vielleicht hilft uns die Coronakrise ja, im Nachhinein die ein oder anderen unsinnigen Ideale zu überdenken …

    Liebe Grüße
    Nelia

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  4. Ich hab mir letzten Sonntag auch nicht die Haare gewaschen, obwohl ich das sonst IMMER tue 😉 Aber ich habe damit gerechnet, dass ich nach Hause geschickt werde ins Homeoffice – war wohl nix, jetzt sitze ich hier mit ungewaschenen Haaren und fühle mich nicht sonderlich wohl damit.

    Ah, noch jemand, der sich daheim schminkt ❤ Genau, so ganz ohne sehe ich auch krank aus, ich brauche vor allem etwas Farbe auf den Lippen, sonst sehe ich aus wie der Tod -_-

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  5. Die Idee mit der Challenge finde ich toll! Auch ich besinne mich gerade auf das Wesentliche und merke ganz viel „einen Scheiss muss ich“ Einstellung. Das ist befreiend!
    Bin gespannt auf deine Challenge.
    Liebe Grüße aus meinem Garten
    Biene

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  6. Also ich schminke mich genausowenig wie sonst 🙂
    Aber ernsthaft: ich halte es für sinnvoll, ein paar Routinen aufrecht zu erhalten. Auch und gerade, was Tagesablauf und Job betrifft. Allein, weil ich selbst nicht das Gefühl von „Holiday“ aufkommen lassen will. (Sollte man als Freiberufler generell nicht, davon mal abgesehen.)

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  7. Lustig. Das Thema beschäftigt mich gerade auch. Wenn ich nicht regelmäßig mal Makeup draufmache, fange ich mich an, mich hässlich zu fühlen. Ohne Makeup gehe ich nicht in die Uni, aber zb. Gassi und einkaufen. Nur, dass ich mich dann eben manchmal total schäbig fühle. Ich habe mit mir ausgemacht, dass Makeup einfach meine kleine Krücke für mein Selbstbewusstsein ist und das ist okay. Ich meine, mein Selbstbewusstsein wurde von Geburt an kompromittiert, sabotiert und zerstört. Es ist verletzt. Es braucht eine Geh-hilfe 🙂 Deswegen mag ich eigentlich die Ansicht nicht mehr, dass man sich auch ohne seine Selbstbewusstseins-hilfen genauso selbstbewusst fühlen muss. Das würde man ja bei physischen Einschränkungen auch nicht sagen, „du kannst doch auch ohne Krücken voll gut laufen, lass die doch mal weg“. Hm. Mir ist dieser Vergleich ein paar Tagen erst eingefallen und er gefällt mir. 🙂 Klar finde ich es schon schade, dass ich mir ohne Makeup weniger gefalle, phasenweise sogar sehr unwohl fühle. Aber ich kann das nicht „bekämpfen“, also akzeptiere ich es einfach erstmal wie es ist und helfe meinen Selbstwert mit der „Makeup-Krücke“ auf die Beine 😀
    Liebe Grüße ♥

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    1. Ja, das sich ohne make up schäbig fühlen kenne ich 🙈 Das mit der selbstbewusstseinshilfe stimmt total! Allerdings versuche ich gerade eben nicht mehr mein Selbstbewusstsein aus meinem Äußeren zu ziehen. Das ist zwar unglaublich schwer zu ändern, aber ich glaube, der „Kampf“ lohnt sich 🙂 Denn mit „Hilfe“ ist man schließlich nach wie vor eingeschränkt!

      Liebe Grüße!

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  8. Ich schminke mich wenn dann hauptsächlich für berufliche Dinge. Einfach weil ich weiss, dass die äusserliche Wahrnehmung in das Bild mit hineinspielt, das man von einer Person hat und ich habe es in der Hand, wie ich wahrgenommen werden will.
    Ich bin auch jemand, der sich nicht wahnsinnig gerne schminkt und das nur für andere macht. Wobei eigentlich mache ich es auch wieder für mich, weil ich so entscheide, wie ich von anderen wahrgenommen werde. Für meine Freunde und Familie schminke ich mich nicht, nur zu speziellen Anlässen. Wenn ich einkaufen gehe oder so etwas, schminke ich mich ebenfalls nicht, weil es mir da egal ist, wie mich andere Menschen wahrnehmen.
    Eigentlich würde ich mich am liebsten gar nie schminken müssen. Ich mache es nicht gerne, ich mache es nicht besonders gut und ich würde gerne als Person mit einer bestimmten Ausstrahlung wahrgenommen werden anstatt als Kleiderständer mit Gesicht.
    Ich geniesse aktuell das Home Office und dass ich mich nicht aufhübschen muss. Viel bequemer 🙂

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    1. Same here! 😀 Ich genieße das Home Office auch sehr – gestern habe ich mich ausnahmsweise wieder geschminkt und hab wieder gemerkt, wie mühselig und zeitaufwändig es sein kann. Aber es hat nun mal einen Effekt darauf, wie man wahrgenommen wird…

      Liebe Grüße!

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