Liebeskummer in Freundschaften? Warum reden wir eigentlich nie darüber?

Das Ende einer Beziehung ist oft sehr schmerzhaft, und das gilt für jede Form. Aber wie ist das eigentlich bei Liebeskummer in Freundschaften? Und warum reden wir nie darüber?

Wer auch nur eins meiner Bücher gelesen hat, weiß, welch hohen Stellenwert Freundschaften für mich haben. Freund:innen sind die Familie, die man sich selbst ausgesucht hat. Menschen, die einen stets im Leben begleiten und zum Lachen bringen, denen wir uns anvertrauen, und einfach da sind, wenn sie uns brauchen. Ich liebe und pflege meine Freundschaften, und weiß mit jeder Faser meines Körpers, dass wir immer füreinander da sind.

Mit den Jahren hat sich mein Freundschaftskreis allerdings immer mehr ausgedünnt. Zwar sind neue Menschen dazugekommen, aber noch mehr gegangen. Und das ist eigentlich okay. Manchmal passt es einfach nicht mehr, und dann wird es Zeit, Abschied zu nehmen. So wie es auch in romantischen Beziehungen hin und wieder passiert.

Trotzdem tut es weh.

Liebeskummer in Freundschaften

Vor einigen Monaten habe ich die Freundschaft mit einem Menschen beendet, mit dem ich lange befreundet war. Wir hatten eine sehr turbulente Zeit miteinander. Unsere Freundschaft stand oft auf der Kippe, und irgendwann hatte ich genug. Ich zog die Zeißleine, weil dieser wunderbare Mensch mir letztendlich trotzdem mehr nahm als gab. Anfangs kam ich auch gut mit dem „Verlust“ klar, denn die Wut über sein Verhalten überwog. Doch mit den Monaten wurde der Zorn immer leiser und die Trauer lauter. Ich vermisste diesen Menschen. Ich vermisste, was wir hatten, und konnte nicht glauben, dass wir nach all den Jahren nicht mehr im Leben des anderen waren.

Die Trauer kam in Wellen, überrollte mich hin und wieder ganz plötzlich. Zuletzt an Weihnachten. Keine Ahnung, warum ich in dieser Zeit besonders oft an ihn dachte. Vielleicht, weil es „das Fest der Liebe“ war oder so ähnlich. Jedenfalls erwischte ich mich dabei, wie ich mir wünschte, die Person würde sich melden, damit wir wieder in Kontakt träten. Ich dachte natürlich auch darüber nach, den ersten Schritt zu machen, tat es aber nicht, weil ich es schließlich  „beendet“ hatte. Und als von uns beiden gar nichts kam (wir sind beide Sturköpfe), war ich sehr, sehr traurig.

Um die Freundschaft kämpfen?

Nein. Das haben wir mehrmals versucht und es hat nicht geklappt. Die Person hat mich zu oft (unwillentlich) mit ihrem Rassismus verletzt, und mittlerweile bin ich in einem Alter, in dem ich mir sowas einfach nicht mehr von meinen „Liebsten“ gefallen lasse. Von unbedeutenden Fremden vielleicht, aber nicht von ihnen. Ich bereue unser Ende nicht. Trotzdem leide ich darunter, denn Liebeskummer tut nun mal weh.

Vermutlich wird das auch noch eine Weile so bleiben, denn dieser Mensch hat mir unendlich viel bedeutet. Ich habe ihn geliebt, und diese Liebe verschwindet nicht einfach, nur, weil man den Kontakt abbricht.

Warum reden wir eigentlich nie über Liebeskummer in Freundschaften?

Er ist genauso Liebe, und genauso Kummer – manchmal sogar noch schlimmer als beim romantischen Liebesaus. Ich finde es wichtig, über das Phänomen zu reden, vor allem, weil man sich Zeit zum Trauern geben muss. Auch wenn das Ende die richtige Entscheidung für alle war, dürfen wir den Schmerz zulassen, weinen und Trost suchen. Tun wir das nicht, passiert das, was immer passiert, wenn wir Gefühle verdrängen: Sie gehen nicht weg. Sie bleiben, während der Schmerz um den Verlust weiter unter der Oberfläche brodelt.

Ihr seht, ich bin gerade ein bisschen melancholisch. Aber das bin ich immer, wenn sich das Jahr dem Ende neigt. Und Liebeskummer drückt eben auch ein bisschen auf die Stimmung.

(Btw: Bin ich die Einzige, die sich SO SEHR darauf freut, dass das Jahr 2021 endlich endet? )

Habt einen schönen Abend ❤

3 Kommentare zu „Liebeskummer in Freundschaften? Warum reden wir eigentlich nie darüber?

  1. Nein, Du bist nicht die Einzige. Ich spüre zwar mit jedem gehenden Jahr, dass es wirklich eines weniger ist und also nunmehr auch weniger Jahre für mich verbleiben, aber 2021 war überwiegend ein sehr schweres und schwieriges Jahr für mich.

    Das Thema, das Du hier ansprichst, ist ein ebenso interessantes wie sensibles. Von meiner ganz persönlichen Warte aus denke ich, dass es deshalb ein Thema ist, über das wenig gesprochen wird, weil es halt ein sehr sensibles, für den Einzelnen auch sehr persönliches ist. Ich vermag so etwas nur mit ganz wenigen, manchmal nur mit einem einzigen Menschen zu teilen und mitunter halt auch über längere Zeiträume gar nicht.

    Noch schlimmer als gar nicht darüber zu reden, finde ich freilich, wenn ich darüber rede, mich aber dann nicht verstanden fühle oder tatsächlich nicht verstanden werde. So eine Erfahrung ist ziemlich das Ärgste, was einem passieren kann, wenn man darum kämpft, einen Verlust irgendwie zu verarbeiten, damit zu leben, ihn irgendwie zu kompensieren.

    Es braucht ein besonderes Vertrauensverhältnis zum Austausch über bestimmte Themen, sonst geht es nicht oder kann gar noch trauriger machen oder gar verletzend sein. – Dies hier gehört für mich ganz zweifelsfrei dazu.

    Ganz, ganz liebe Grüße an Dich! 💖

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    1. Da gebe ich dir recht, lieber sternfluesterer. Sich zu öffnen und nicht verstanden zu werden ist schlimmer als gar nicht erst darüber zu reden. Zum Glück ist das bei uns nicht so!<3

      (Und ja, dein 2021 war wirklich ein hartes. Eigentlich kann es nur besser werden…)

      Liebe Grüße! ❤

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