Binge Eating allein zu Haus

Ich möchte in diesem Beitrag mit euch die Tatsache verdeutlichen, wo psychische Erkrankungen meist ausgelebt werden. Binge Eating, sowie alle restlichen Essstörungen  und „andere seelische Sorgen“  geschehen meist hinter geschlossenen Wänden. Alleine. Wenn niemand da ist. In meinem Fall würde ich sogar immer sagen.

Es ist kein Geheimnis, dass sie selten nach draußen getragen werden, im Gegenteil. Nach außen hin wirkt meist alles „perfekt“. Wie oft hören wir „Von ihm/ihr hätte ich das niemals gedacht!“ Wir reagieren meist schockiert darauf, wenn wir von näheren Bekannten oder sogar FreundInnen erfahren, wie schlecht es ihnen geht. Und warum? Weil sie es nach außen hin nicht zeigen. Sie treten aus der Tür mit einer Maske der Täuschung.

Wer ist dein Vorbild?

Mein Freund fragte mich am Anfang unserer Beziehung, wer mein Vorbild sei. Ich konnte ihm die Antwort damals nicht geben, weil ich ihm sagte, dass ich ihm mit der Antwort sehr viel von mir gab. Er wusste damals weder etwas von meiner Essstörung, noch von meinem sonstigen verkorksten Gehirn. Hätte ich ihm gesagt, dass mein Vorbild Demi Lovato sei, hätte er mit diesem Namen vermutlich kaum etwas anfangen können. Sie ist eine begnadete Sängerin mit einer wirklich umwerfenden Stimme. Und vor allem ist sie eine wahre Kämpferin.

Es war mir immer unangenehm sie als Vorbild zu bezeichnen, weil sie ähnlich wie Miley Cyrus damals noch mit ihrem Disney Image in Verbindung gebracht wurde. Jedoch hat sie schon damals meinen größten Respekt gewonnen, als sie offen über ihre jahrelange Essstörung und spätere Drogensucht sprach. Sie veränderte sich vom dünnen Disney Mädchen zur kurvigen Schönheit und gab mir damals die Hoffnung, dass wenn ich gesund werden würde, noch dieselbe Ausstrahlung wie Demi besitzen würde.

Demi singt in ihrem Song sober, darüber, dass sie nicht mehr nüchtern ist und sich bei ihren Eltern dafür entschuldigt. Dieses Lied hat mich sehr bewegt und mehr als ein mal zu Tränen gerührt.

Ihre folgende „line“ hat mich sehr bewegt.

I do it every, every, every time
It’s only when I’m lonely

Ich erkenne so viel darin wieder. Auch ich tue ES, wenn ich alleine bin. Oder einsam. Die Auswirkungen einer psychischen Krankheit geschehen meist hinter geschlossenen Türen. Wir versagen, verletzen vielleicht sogar dritte damit und schwören, es nie wieder zu tun. Es geschieht hinter geschlossenen Wänden. Dort wo niemand es sieht. Und sicher war es auch für vieler ihrer (Demis) Fans ein Schock, als sie ihren Rückfall öffentlich machte.

Wenn wir einen lächelnden Menschen sehen, dann gehen wir davon aus, dass er fröhlich ist. So bin auch ich. Ich stolziere durch die Welt, versuche ganz viel positive Energie zu verbreiten, und kann es manchmal nicht erwarten nach Hause zu kommen und „loszulassen“. Alleine.

Zum Abschied das Lied (die Idee geklaut vom lieben sternfluesterer). Sie hat eine unglaubliche Stimme. ❤

8 Kommentare zu „Binge Eating allein zu Haus

  1. Bei mir ist es auch so, ich zeige nur die lächelnde Fassade, weil sie das ist, was die meisten Menschen sehen wollen. Wie es in mir aussieht, weiß keiner. Und als ich noch Fressanfälle hatte, dann immer nur, wenn ich allein war. Ich wartete den ganzen Tag darauf, endlich heimzukommen und die ganze Anspannung des Tages von mir abfallen zu lassen…

    Einmal hatte ich ziemlich am Anfang einer Beziehung den Fehler gemacht, meinen Partner „zu tief blicken zu lassen“, es endete in einem Fiasko, er konnte mit den Abgründen meiner Seele nicht umgehen und war schneller weg, als ich „Halt“ sagen konnte. Danach habe ich nie mehr alles von mir preisgegeben.

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    1. Oh nein. Das kenne ich. Wenn man sich öffnet und es dann nicht richtig verstanden wird, tut das so unendlich weh…Für mich war es auch eine Überwindung es wieder zu tun. Denn irgendwie muss man sich ja öffnen. Konntest du dich wenigstens einer professionellen Person anvertrauen?

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      1. ich habe niemals professionelle Hilfe in Anspruch genommen und mich nur alleine durchgebissen. Einmal hatte ich nach einem Termin für Psychotherapie gefragt – Wartezeiten von 9 Monaten… Und ich hatte mal ein Gespräch mit einer Psychologin wegen meinen Essproblemen. Sie riet mir zu „einer Diät mit 1600 Kalorien pro Tag“ – ich war damals untergewichtig, so viel dazu.

        Aber das ist zum Glück alles Vergangenheit, mein jetziger Partner kann mit meinen dunklen Seiten gut umgehen.

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      2. Toll, dass du es ganz alleine da heraus geschafft hast. Es ist trotzdem überhaupt nichts Schlimmes, sich mal Gedanken über sowas zu machen, oder gemacht zu haben. Im Gegenteil – es ist vernünftig 🙂

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  2. Mit dem, was einem schwer und peinlich ist, zieht man sich zurück. Ich weiß davon, liebe Mia. –

    Als es bei mir besonders schlimm war, ist mir das allerdings nicht mehr wirklich gelungen. Wenn eine bestimmtes Maß überschritten war, stand mir die Depression wohl im Gesicht geschrieben. Wenn eine derartige Phase manifest wird und alles um einen herum doch immer wieder nur fordert,, ist es kaum noch möglich, beständig dagegen anzuleben oder sie gar völlig zu verbergen.

    Es gibt freilich auch andere Dinge der oben genannten Art. Und die mache ich nach wie vor ganz mit mir allein ab. Ich kann nicht anders und will es auch nicht.

    Ich weiß nicht, ob ich dafür irgendwann noch einen Menschen finden kann und werde, dem gegenüber ich mich bezogen auf ein oder mehrere solche Dinge zu öffnen vermag. Es sind solche, die niemand anderem schaden, von denen dennoch nicht einmal mein Therapeut etwas weiß …

    So ähnlich stelle ich es mir mit dem Binge Eating vor. Ich glaube, ich kann’s ganz gut verstehen. Und deshalb könnte oder würde ich mich von jemandem, der darunter leidet, nicht abwenden oder ihn/sie gar verurteilen oder meinen es „besser“ zu wissen.

    Herz ❤ liebe Grüße an Dich!

    P.S. – Ich finde nicht, dass Du eine Idee von mir "geklaut" hast – ich sehe es so, dass ich sie nun mit Dir teile. Und das finde ich schön. 🙂 – Und das Lied, dass Du hier geteilt hast, gefällt mir sehr gut, es ist beeindruckend in jeder Hinsicht.

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    1. Lieber sternfluesterer,

      es bedeutet mir sehr viel, dass du mir hier in meinem Blog immer wieder deine persönliche Erfahrung zu diesem wirklich sehr intimen und verletzlichen Thema teilst. Vieles kann ich sehr gut nachempfinden, und auch, wenn ich noch nie in einer Situation war, in der ich meine Gefühle nach außen hin nicht verbergen konnte, so glaube ich sehr gut, dass es manchmal einfach nicht mehr geht, eine Maske aufzusetzen.

      Danke für deine lieben Worte und das du das Lied angehört hast!

      Liebe Grüße!! ❤

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