Warum mein Leben nicht mehr nach dem Plan läuft und es mir selten so gut ging wie jetzt

Obwohl wir es uns meist nicht eingestehen, leben wir nach einer vorgegebenen Struktur. Ich habe mich von dieser in diesem Jahr bewusst abgekapselt und möchte euch hier erzählen, warum mein Leben nicht mehr nach dem Plan läuft und es mir selten so gut ging wie jetzt!

Vielleicht kennen die ein oder anderen den inneren Druck, der einen bekommt, wenn man nicht in der Regelstudienzeit studiert oder aber schon dreißig ist und erst mit dem Studium beginnt. Oder aber, wenn ihr schon auf die Vierzig zugeht und noch nicht verheiratet seid oder noch immer bei euren Eltern wohnt. All diese dumpfen Gefühle rühren daher, dass wir uns schuldig fühlen, weil wir nicht nach dem Plan leben, der uns vorgegeben wurde: Schule, Arbeit, Heirat, Kinder, Rente…

Auch ich kenne den Druck. Mein ganzes bisheriges Leben habe ich versucht nach dem Plan zu leben, bin nach der Schule sofort ins Studium gerutscht und habe im Turbotempo versucht mein Studium abzuschließen. Aber damit ist jetzt Schluss. Zumindest für mich.

Manchmal lasse ich euch an meinem sozialen Leben teilhaben und manchmal nicht. In den letzten Monaten bin ich etwas reservierter geworden, weil sich einiges verändert hat, mit dem ich selbst kaum umgehen konnte. Lange Rede, kurzer Sinn: Es ging mir schlecht und ich musste unbedingt etwas ändern. Um meiner Gesundheit willen und für mich.

Ich habe das Semester abgebrochen.

Mitten im Semester, bzw. fast am Ende. Es fehlten nur noch wenige Wochen, doch nach der Weihnachtszeit hörte ich auf. Meine Eltern wissen nichts davon und auch sonst ist das nichts, was ich in meinen Neuigkeiten bei Facebook teile. Ich traf diese Entscheidung für mich. Weil ich tief im Herzen nicht mehr konnte und vor allem nicht wollte.

Ich entfalte meine Kreativität.

Jetzt, wo ich die Uni etwas auf Eis gelegt habe, komme ich wieder dazu, mich um die Dinge zu kümmern, die mir gut tun, für die ich jedoch keine Zeit hatte. Ich sprühe vor Inspiration und beschäftige mich am Tag überwiegend mit den Dingen, die  mir Spaß machen. Ich habe neue Ideen, Pläne und viele Momente am Tag, in denen ich mich freue oder vor mich hingrinse.

Trotz aller Schicksalsschläge geht es mir gut.

Mir scheint, als könnte ich mit Problemsituationen viel besser umgehen, als vorher. Selbst wenn die Arbeit noch so stressig und der Streit mit meiner Familie noch so belastend ist, habe ich trotzdem viele Rückzugsorte und fühle mich erstmals in meinem Leben wirklich aufgefangen. Auch mein Essverhalten ist momentan „schwierig“, aber ich komme damit klar! Irgendwie bin ich „Zen“, ich lasse nicht mehr so viel an mich heran. Ich komme besser damit klar, weil ich viele Ventile habe. Mir geht es gut, selbst wenn es mir nicht so gut geht. Macht das Sinn? Ich hoffe es.

Natürlich habe ich Druck, wie es weitergehen wird.

Ich rede momentan nicht gerne mit meinen Uni-Freundinnnen, die mit der Uni schon viel weiter sind und alle lästigen Prüfungen hinter sich gebracht haben. Ich versuche mich davon nicht beeinflussen zu lassen und sage mir immer wieder, dass es nicht schlimm ist, nicht immer die Höchstleistung zu geben und diese Uni-Pause unsagbar gut tut. Und vor allem komme ich endlich dazu nachzudenken.

Will ich überhaupt noch studieren?

Jetzt, wo ich mich von dem Studium distanziert habe, frage ich mich erstmals, ob ich das überhaupt noch will. Klar, der Bachelor hat mir Spaß gemacht, aber will ich das weitermachen? Oder habe ich es nur weitergemacht, weil ich soll? Weil der Studiengang und die Uni mir vertraut sind und ich mich vor dem Neuen fürchte? Und möchte ich überhaupt weiter studieren? Oder will ich mich ohne Master einfach mal ans Arbeitsleben wagen oder vielleicht sogar eine Ausbildung ranhängen?  Möchte ich meine absurde Idee in die Welt setzen und mich selbstständig machen? Ich weiß es nicht. Aber es tut gut darüber zu grübeln.

Ich versuche mir weiterhin Gutes zu tun.

Und gut tut mir Uni momentan nicht. Daher weiß ich auch nicht, wie es weitergehen wird. Vermutlich werde ich aber noch eine längere Pause brauchen. Der Gedanke wieder zu Uni zu gehen macht mir große Angst (das hat u.a verschiedene Gründe).

Ich habe mir außerdem noch ein paar kleine Reisen vorgenommen. Ich liebe Berlin, aber manchmal brauche ich eine Pause von dieser Stadt und vor allem einen Tapetenwechsel.

Natürlich weiß ich, dass ich in dieser Hinsicht großes Glück habe, weil ich noch „ungebunden“ bin und keine Kinder oder ähnliches habe, die meine Verantwortung fordern und um die ich mich kümmern muss. Deshalb versuche ich es zu genießen.

Es ist nicht schlimm, nicht nach dem Plan zu leben.

Es ist nicht schlimm, noch mit 30 den Bachelor zu machen oder überhaupt nie studiert zu haben. Es ist nicht schlimm, in einem gewissen Alter noch keine Kinder zu haben oder überhaupt keine zu wollen. Das Leben muss nicht immer nach dem Plan laufen. Vielleicht gelingt es uns auch unsere eigenen Pläne zu erstellen! ♥

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19 Kommentare zu „Warum mein Leben nicht mehr nach dem Plan läuft und es mir selten so gut ging wie jetzt

  1. Sch… was auf die Pläne und Erwartungen anderer. Mach dir deinen eigenen Plan! Für dein Glück, bist nur du ganz allein zuständig und auch nur du kannst wissen, was dich glücklich macht. Also, tu es einfach. Das Leben ist viel zu kurz.

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  2. Ich lebe auch viel befreiter, seit ich nicht mehr nach Plan lebe. Siehe meinen Beitrag „Denke anders, lebe anders“ 🌷
    Du machst das genau richtig! 🌻

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  3. Dann leb‘ doch einfach! – Wenn Du Dich damit gut fühlst, ist es doch okay. Mit einem gewissen Abstand sind manche Dinge vielleicht auch gar nicht mehr so reizvoll. Stattdessen entdeckst Du Neues. Liebe Grüße!

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  4. Es ist sehr schön zu lesen und zu wissen (ich weiß es jedenfalls 😉 ), dass und wie viele Möglichkeiten Dir offenstehen, liebe Mia. Und gerade bist Du dabei auszuloten, Dich auszuprobieren und zu überdenken.

    Du hast so viele wunderbare kreative, Inspiration seiende und schenkende Gedanken in Dir, dass ich mir insoweit um Deine Zukunft keine Sorgen mache. Ein sehr kulturvoller, ethischer und in dieser Richtrung sensibel und interessiert bleibender Mensch wirst Du immer sein. Dessen bin ich mir vollkommen sicher. In diesem Sinne hast Du Dich längst gefunden, bist Du DU. – Und Dir als einem solchen Menschen wirklich Freund sein zu dürfen, ist so sehr wertvoll!

    Ich habe Dir anderenorts schon einmal gesagt oder geschrieben, dass ich von der Zeit an, als wir uns näher kennenzulernen begannen, bis heute eine sehr große, starke, schöne, positive Entwicklung bei Dir wahrgenommen habe. Auch im Verhältnis zu und im Verhalten bezüglich Deiner Essstörung.

    Auch, wenn da noch nicht alles im Lot ist, hast Du doch ein wirkliches Selbnstbewusstsein im Umgang mit dieser Problematik entwickelt, an dem Du überdies andere Menschen (Betroffene oder auch sonst Interessierte) teilhaben lässt. Ich denke, dass Dich das an sich, aber auch die Reaktionen der anderen darauf, weiter stärken und motivieren.

    Überdies drücken Dir, dessen bin nich gewiss, mittlerweile viele Menschen aufrichtig die Daumen für Deinen Weg und Deine Heilung.

    Einer der das ganz, ganz doll und intensiv tut und immer weiter tun wird, sitzt gerade vor diesem Fenster und schreibt Dir diese Zeilen …

    Liebste Grüße an Dich! ❤

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    1. Deine Worte bedeuten mir so unendlich viel, lieber sternfluesterer!<3es ehrt mich sehr, wie du mich wahrnimmst und vor allem finde ich es interessant, weil man selbst Veränderungen an sich gar nicht so bemerkt!

      Nur die liebsten Grüße und ein schönes Wochenende! ❤️

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  5. Ach, du glaubst nicht wie sehr ich mich über diesen deinen Beitrag gefreut habe und auch stolz war, dass du diesen Mut hattest! Ich kann mir gut die überwindung vorstellen, die die Entscheidung bedeutet hat….
    Ich freu mich auf deine Berichterstattungen über all das positive, was nun deinen Weg streifen wird ☺️
    Und ich hoffe, dass du dich damit nicht allzu lange vor deiner Familie verstecken musst und wenn du es so doch vorziehst, sass alles gut läuft 😉

    Liebste Grüße!

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    1. Wie lieb von dir, Luna! ❤ Ich freue mich auch sehr über diese Entscheidung, auch wenn ich mich von Zeit zu Zeit selbst daran erinnern muss!

      Meine Familie wird es wohl vorerst weiterhin nicht erfahren. Wir führen keine Bilderbuch-Beziehung und es nagt an grunsätzlichen Kommunikationsproblemen! 😉

      Liebe Grüße! ❤

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  6. Wer hat denn schon einen lückenlosen Lebenslauf oder einen geraden Weg vorzuweisen? Es sei denn, man steckt hier ein wenig und kaschiert da noch was. Und dann das Gefühl, man müsse sich rechtfertigen, dass man sich eine Auszeit genommen und erst mal sein Leben auf die Reihe bekommen hat, um genau möglich dann das machen zu können, was man wirklich möchte, kann und im Stande ist mit sich zu vereinbaren. Es ist wirklich mutig zu sagen, nein, Uni ist mir zu viel, ich steige da mal aus. Es läuft eh selten wirklich nach Plan, das wird im Außen nur gerne vorgegeben. Und nicht jeder passt in diese vorgefertigten Schablonen und das ist auch gut so 🙂 Liebe Grüße mygesundmithund

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  7. Das Leben kann gar nicht gradlinig verlaufen und muss es auch nicht! Glück und Erfolg in standartisierter Form zu suchen ist unsinnig. Auf Herz und Bauch hören ist viel besser und letztendlich macht jeden sein eigenes Ding glücklich und viel erfüllter als der Versuch den Vorgaben nachzuleben welche die Gesellschaft uns vorschreibt. Mutige Entscheidungen bringen uns weiter und machen stark und stolz, auch und gerade wenn sie Brüche im Leben bedeuten. Ich finde, deine Überlegungen und Entschlüsse toll und bewundernswert. Liebe Grüsse

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  8. Ich finde es wahnsinnig toll dass du etwas gemacht hast, was nicht deinem Plan entspricht. Meiner Erfahrung nach birgt das Leben immer Unsicherheiten auch wenn man sich genau nach einem Plan hält. Damit hast du dir Freiraum geschaffen für etwas was du möchtest! Toll!!

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