Rassismus ist …

… wenn du mir nicht zuhörst.

… wenn du mir nicht glaubst.

… wenn du mit „Ja, aber“ konterst.

… wenn du meinen Schmerz mit deinem gleichsetzt.

… wenn dir meine Wut übertrieben oder gar hysterisch erscheint.

… wenn du glaubst, dass es lustig ist, nach Lust und Laune mit mir „darüber“ zu debattieren.

… wenn dir immer noch nicht klar ist, dass allein das Gerede über Rassismus traumatisch für mich ist.

… wenn du immer wieder dasselbe Thema rausholst, weil du es einfach nicht gut sein lassen willst.

… wenn du keine sensible Sprache verwenden willst, aber dich darüber echauffierst, wenn dich schon wieder jemand „Alman“ genannt hat.

… wenn du Rassimus nicht verstehen willst.

Ich bin so müde.

Müde vom Diskutieren. Müde, gegen eine Wand zu reden.

Fast jeden Tag bin ich mit Rassismus konfrontiert. Er ist so alltäglich, dass ich schon abgestumpft bin. Natürlich verletzt er mich immer, aber so absurd es klingt – man gewöhnt sich daran.

Wenn mir der Schmerz aber doch bis ins Herz schneidet, dann kommt er meistens von den Menschen, die ich „liebe“.

Viele sind bereit, mir zuzuhören, aber andere missverstehen mich noch immer.

Das geht so weit, dass ich manchmal einfach nur nie wieder mit jener Person reden möchte. Weil das Gewicht einer kurzen rassistischen Bemerkung so stark wiegt, dass sie sämtliche Jahre Freundschaft übertrumpft. Und das Verrückte ist, dass ich es immer und immer wieder sage, und trotzdem das Gefühl habe, gegen eine Wand zu reden.

Wir alle machen Fehler. Wir alle verletzen hin und wieder jemanden, den wir nicht verletzen wollte. Das ist menschlich, solange wir daraus lernen.

Aber wenn wir es nicht tun … wenn wir einfach weitermachen und auf die Gefühle der Person scheißen – was bringt es dann noch?

Ich glaube nichts.

Und warum sollte man an „nichts“ festhalten?

Hört zu, wenn andere ihren Schmerz teilen.

Auch, wenn ihr anderer Meinung seid. Auch, wenn ihr euch diese Dimension an Schmerz überhaupt nicht vorstellen könnt. Wir können nur dann als gemeinsame Einheit leben, wenn wir aufeinander Rücksicht nehmen.

So richtig, meine ich.  

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7 Kommentare zu „Rassismus ist …

  1. Mich bewegen Deine Zeilen sehr, nicht zuletzt, weil ich weiß, dass ich bestenfalls in Teilen ermessen kann, was all das, was Rassismus ist, für Dich ausmacht, für Dich bedeutet.

    Ich hoffe sehr, dass ich stets soviel Aufmerksamkeit und selbstkritisches Hinterfragen aufbringe, so aufzutreten, dass ich keinen schwarzen Menschen verletze, eine Basis meines Lebenssinns ist der überhaupt keinen Menschen zu verletzen. Aber ich weiß, dass ich als Weißer geboren, aufgewachsen und sozialisiert, dennoch Dinge tun und Sachen sagen kann, schwarze Menschen unangenehm berühren oder auch verletzen können.

    Wenn Du je irgendwann, irgendwo etwas derartiges bei mir bemerken solltest, dann sag‘ es mir bitte, IMMER und GERADEZU. – Ich bin so dankbar für Dich. Und das schließt eben diese Offenheit ausdrücklich ein.

    Liebste Grüße an Dich! 💖👩🏾🧑🏻💖

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  2. Eigentlich ist es mehr Dummheit. Denn, egal was man an der Backe hat, viele Leute reagieren genau so wie du es beschrieben hast. Das Thema ist egal. Es hat nichts mit dir zu tun, sondern mit deren Unwillen sich in andere hineinzuversetzen, jemandem Glauben zu schenken, selbst wenn man dessen Themen selbst nicht erlebt hat.

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  3. Ich würde gerade so gerne etwas „schlaues“ sagen – aber es steht mir einfach nicht zu. Es steht mir nicht zu, weil ich natürlich NICHT weiß und nicht wissen KANN, wie es sich anfühlt, immer und immer von rassistischen Gedanken, Kommentaren und Handlungen umgeben zu sein, dem immer wieder konfrontiert zu werden und dem auch gar nicht entkommen kann, wenn es so allgegenwärtig ist und bleibt.

    Und ja, ich bin mir auch bewusst, dass ich viele Dinge als Weiße auch gar nicht mitbekomme – weil ich wortwörtlich nicht in deiner Haut (oder in der Anderer) stecke und dadurch auch (leider – im Sinne von: dass diese Unterschiede existieren) privilegiert bin – und garantiert auch Fehler mache.

    Dementsprechend schreibe ich nicht, dass ich dich verstehe, sondern dass ich dich lese und deine Worte an- und ernst nehme, auch wenn das nicht viel an der Gesamtsituation änüßedert.

    Liebe Grüße!

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