Hello und willkommen zu meinem ersten Post der Rubrik „Schreiben“! Da mein Blog längst nicht mehr nur Essstörungen behandelt, hatte ich die Idee, auch mehr zum Thema Schreiben zu bloggen. Heute mit einem ganz besonderes Thema, nämlich dem Phänomen, dass Bad Boys heiß sind, aber Bad Girls, die es den Bad Boys gleichtun als Zicken abgestempelt werden.
Die Welt der Bücher liebt die Bad Boys und Broken Heros. Und ich verstehe es, denn je mehr wir ihn kennenlernen, desto deutlicher stellt sich heraus, dass er vielleicht gar nicht so bad ist. Oder er durchlebt im Laufe des Buches eine Charakterentwicklung.
Ich persönlich war immer mehr Fan der „Nice Boys“, wie man es in Büchern wie Fangirl von Rainbow Rowell kennt. Aber ab und an hat der gute alte Bad Boy mit Lederjacke und Motorrad auch etwas, besonders, wenn er weniger bad als mehr sarkastisch und aufziehend ist.
Schwierig wird es nur, wenn die blöden Aktionen, die der Bad Boy baut, einfach hingenommen oder gar romantisiert werden.
Was ist mit den Bad Girls?
Es gibt sie nicht. Zumindest nicht viele. Mir persönlich fällt kein Buch ein, von dem ich sagen müsste: Ja, da sind die Rollen vertauscht! Überhaupt kommt es mir vor, dass weibliche Figuren oft die People Pleaser sind – lieb, nett, leise – überhaupt nicht aufbrausend oder gar bad.
Wenn ich an alle Enemy to Lover Geschichten denke, die mir spontan einfallen, dann ist der Mann immer derjenige, der bad ist. Cardan von „Cruel Prince“ zum Beispiel ist unfassbar bad und behandelt seinen Love Interest (anfangs) wie ein Stück Dreck. Oder auch Carter aus der Forbidden Royals Reihe, der zwar nicht gemein-bad, aber auch ziemlich oft eingeschnappt ist. Aber diese Boys werden geliebt – und das ist völlig okay!
Aber was ist mit den Frauen?
Was, wenn Frauen auch mal bad sind?
Achtung, jetzt spoilere ich ein bisschen meine eigene Geschichte (aber sehr oberflächlich):
Als ich an Nightsky full of Promise schrieb, hatte ich eine Mission. Ich wollte menschliche Charaktere erschaffen, Charaktere, die auch mal scheiße bauen und unbedachte Entscheidungen treffen, weil sie nun mal Menschen sind. Mir war vor allem wichtig, dass ich eine weibliche Protagonistin zeichne, die ebenfalls ein bisschen „Bad“ ist – nicht im Sinne von böse, aber wütend. Genau wie wir es schon von den vielen Bad Boys kennen. Zugleich war mir aber auch wichtig, ihre Wut zu begründen, um ihre Entscheidungen so besser zu verstehen.
Ebenso wichtig war mir nicht nur eine wütende Frau, sondern auch eine wütende Schwarze Frau zu erschaffen, da Schwarze Frauen im realen Leben nie zornig oder temperamentvoll sein dürfen, ohne in das Angry Black Women-Stereotyp zu fallen (Aber dazu bald mehr in einem anderen Post!)
Lange Rede kurzer Sinn: Mit Sydney wollte ich veraltete Strukturen aufbrechen und ihr das erlauben, was den männlichen Figuren ebenfalls erlaubt wird.
Aber was würden die Leute davon halten, wenn die Frau mal „bad“ ist? Würde es überhaupt jemandem auffallen? Würde man es toll finden, vielleicht sympathisch und erfrischend, oder schrecklich und unsympathisch?
Bad Girls sind zickig …
Soweit meine bisherige Feststellung. Eine wütende Frau zu erschaffen, macht sie zur Zicke. Und das finde ich sehr interessant. Denn was bedeutet das? Und warum ist es ok, wenn ein Bad Boy Mist baut? Warum verzeihen wir ihm, egal, wie viel Wut er an den Tag legt?
Bei Lia und Samira von „Zwischen meinen Worten“ und „Zwischen meinen Träumen“ hatte ich übrigens dasselbe Problem. Beide wurden in Situationen, in denen sie reserviert oder wütend waren, als „zickig“ empfunden, während Noah, der sich gelegentlich ebenfalls eine Menge Scheiße erlaubt, nicht nur glimpflich davonkam, sondern nur umso mehr geliebt wurde.
Das finde ich irgendwie schade, weil Frauen in der Gesellschaft sehr oft den Mund halten, um nicht als Zicke abgestempelt zu werden (und von Schwarzen Frauen will ich gar nicht erst anfangen!). Aber Wut ist menschlich. Warum also ist es schlimm, sie als Frau zu zeigen? Andere durch seine Wut zu verletzen ist natürlich falsch. Aber warum lieben wir es, wenn der Mann es tut? Oder vielleicht nicht lieben … aber warum verziehen wir ihm eher?
Ihr seht, mein Blogpost enthält sehr viele „Warums“, denn die Wahrheit ist, dass ich selbst noch eine Menge offene Fragen habe. Das, was ich hier festhalte, ist lediglich eine persönliche Beobachtung, und ich teile sie mit euch, weil sie dem ein oder anderen vielleicht als Reflexionsanstoß dienen könnte.
Gleichstellung? Nope!
Was ich mit aller Sicherheit behaupten kann, ist, dass Bad Boys und Bad Girls keinesfalls gleich aufgestellt sind. Und das bedeutet, dass in der Welt der Medien – der Bücher – noch immer zu viele veraltete Muster feststecken.
Aber von nichts kommt nichts. Ein Wandel wird nicht eintreten, wenn nicht irgendjemand den ersten Schritt macht. Ich tue das mit meinen Figuren. Klar tut es jedes Mal ein bisschen weh, wenn sie für ihre feministischen Ansätze kritisiert werden, die ich ganz bewusst so geplant habe. Aber meine Freude darüber, wenn andere mir sagen, dass sie die Figuren eben wegen ihrer Menschlichkeit lieben, schenkt mir den Mut, an meinem Plan veraltete sexistische/diskriminierende Strukturen in Büchern aufzubrechen, weiter festzuhalten.
Übrigens haben mir einige Frauen geschrieben, dass sie sich total mit Sydneys Figur identifizieren konnten und sie sogar sehr sympathisch fanden. Das haben sie mir allerdings immer in einer persönlichen Nachricht gesagt. Und vielleicht interpretiere ich hier zu viel rein, aber mir scheint, als würden wütende Frauen sich oft nicht trauen, (öffentlich) zu ihrer Wut zu stehen. Und das inspiriert mich nur umso mehr, weiterhin Geschichten für sie zu schreiben. 😊
„Bad Girl“ – Buchempfehlungen:
Das Reich der sieben Höfe – Silbernes Feuer – Sarah J. Maas
Diesen Band kann man nur lesen, wenn man die ersten drei Bände vom Reich der sieben Höfe kennt, denn in diesem geht es um Feyres Schwester Nesta. Über die Handlung kann ich noch nicht viel sagen, weil ich den Teil noch lesen muss, aber ich weiß, dass viele ein Problem mit Nesta haben, weil sie alles andere als ein Mauerblümchen ist, nämlich stolz, stur, zynisch und wütend – eben diese Art von „Bad“. Ich persönlich finde sie super, weil es einfach zu wenige Frauenfiguren wie sie gibt, und ich persönlich auch nicht finde, dass man sich mit der Protagonistin immer identifizieren muss.

Queenie – Candice Carty-Williams

Dieses Buch hat eine Protagonistin, die viele als anstrengend, nervig und vielleicht auch als zickig empfinden würden. Aber genau das war ja von der Autorin gewollt. Sie hat ja nicht einfach so eine unsympathische Figur erschaffen, sondern jemanden mit Tiefe . Ich habe Queenies Schmerz gefühlt, mit ihr gehofft und gelitten. Klar hatte sie ein paar „unangenehme“ Charakterzüge, aber war sie deshalb schlecht? Nein. Im Grunde war sie nicht mal wirklich „bad“, sondern broken.
Bei Instagram habe ich Anfang des Jahres bereits ein paar Gedanken festgehalten: