Kann ein selbstloser Mensch egoistisch werden?

Man sagt, dass der Charakter des Menschen eingemeißelt und unveränderbar ist. Aber stimmt das wirklich? In letzter Zeit habe ich starke Veränderungen an mir festgestellt, die mich zu folgender Frage bringen: Kann ein selbstloser Mensch egoistisch werden?

Vor einigen Tagen hatte ich ein sehr ehrliches Gespräch mit meiner Schwester. Sie traute sich, mir zu offenbaren, dass sie etwas enttäuscht von mir sei. Nach ihrer Auffassung werde ich langsam etwas „egoistisch“. Sie finde es zwar toll, dass ich mich immer mehr um mich kümmere, doch für sie wäre es, als ob ich von einem Radikal ins nächste rutsche und meine Selbstlosigkeit allmählich vollständig nachlasse.

Ich dachte über ihre Worte nach. Und stellte fest, dass sie recht hatte.

Ihre Worte kränkten mich sehr, doch bei näherem Betrachten konnte ich ihr ihre Gefühle unmöglich absprechen. Insbesondere, weil sie richtig lag.

Ja, ich „kümmere“ mich nicht mehr so um sie. Ich frage nicht mehr oft nach, obwohl ich weiß, wie schlecht es ihr geht. Ich biete meine Hilfe und Unterstützung nicht mehr von selbst an. Ich höre zwar zu, wenn Sie mit mir redet, aber das war’s schon. Ich gebe nicht mehr viel. Und diese Erkenntnis ist irgendwie sehr ernüchternd.

Werde ich egoistisch?

Diese Frage stellte ich mir in den letzten Tagen sehr oft. Schließlich ist es nicht gerade selbstlos, nur an sich zu denken und seine Liebsten im Stich zu lassen. Ganz so dramatisch ist es natürlich nicht, aber dass ich inzwischen mehr an mich denke, selbst wenn andere mich brauchen, ist Fakt.

Ich fragte mich, woher dieser Sinneswandel kam. Wie konnte es sein, dass ich „guter“ Mensch plötzlich so egoistisch wurde?

Dann wurde mir endlich klar, woran es lag. Es triggert mich, Gutes zu tun.

Das mag jetzt seltsam klingen, aber es stimmt. Wann immer ich auch nur in den kleinsten Situationen gebraucht werde, zieht sich alles in mir zusammen. Die Erkenntnis, mein ganzes Leben lang immer für andere da sein zu müssen und nie auch an mich denken zu können, holt mich schlagartig ein. Selbst, wenn die Situation banal ist.

Durch die Therapie habe ich gelernt, dass ein kindlicher Anteil in mir aktiviert wird.

Und sobald er aktiviert ist, empfindet er genau wie in der Vergangenheit, als es tatsächlich Situationen gab, in denen ich ausschließlich für andere und nicht für mich da sein konnte.

Wenn es also z. B. auch bloß darum geht, die Wäsche für meine Mutter aufzuhängen, weil sie ein verletztes Bein hat, aktiviert sich sofort das Kind, das darüber jammert, dass es immer alles für andere machen muss.

Ganz schön heftig, oder? Für mich war es diese Erkenntnis zumindest.

Heute gibt es auch den erwachsenen/gesunden Anteil in mir.

Der erwachsene Anteil sieht das Ganze rationaler. Er ist kein Kind mehr und kann daher besser beurteilen, wie viel er geben kann, ohne sich dabei selbst zu schaden. Er denkt an sich, aber auch an andere.

Doch der erwachsene Anteil ist nach wie vor zu leise und wird in Situationen, in denen ich gebraucht werde, vom kindlichen zurückgedrängt. Das Kind reagiert mit Trotz und entzieht sich komplett der Situation. Meine Schwester hat also recht. Ich bin von einem Extrem ins nächste gerutscht.

Ich muss den erwachsenen Anteil in mir lauter werden lassen.

Noch ist das Kind zu dominant in meinem Kosmos. Es fürchtet sich davor, wieder dorthin zu gelangen, wo es war und reagiert mit einer Abwehrhaltung. Ich muss eine gesunde Mitte finden. Der kindliche Anteil muss irgendwie seinen Frieden finden und der erwachsene/gesunde Anteil das Ruder übernehmen.

Wie aktiviere ich den gesunden Anteil in mir?

Nun, das weiß ich auch nicht so genau. Ich werde vorerst versuchen, jede Situation, in der ich automatisch „nein“ sagen will, zu hinterfragen, und mich immer wieder daran erinnern, dass ich jetzt erwachsen bin, und weder mich, noch meine Mitmenschen vernachlässigen will.

Habt ihr dieses Phänomen schon mal erlebt? Seid ihr mal von einem Extrem ins andere gerutscht?

Übrigens, weil es gut zum Thema passt: Hier der Link zu meinem Jugenbuchroman Zwischen meinen Worten – über Liebe, Freundschaft und psychische Krankheiten (zum Beispiel Essstörungen!)

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24 Kommentare zu „Kann ein selbstloser Mensch egoistisch werden?

  1. Auf die Frage in deinem Titel kann ich eindeutig mit „ja“ antworten! Ich habe das bei meiner Mutter erlebt. Sie war immer der liebste Mensch auf der Welt, tat alles für ihre „Schutzbefohlenen“. Das änderte sich völlig, nachdem mein Vater tot war, sie war plötzlich ein ganz anderer Mensch, es gab nur noch „ichichich“. Wahrscheinlich hatte sie das Gefühl bekommen, sich immer viel zu viel zurückgenommen zu haben seinetwegen. Keiner aus der neuen Familie mochte die „neue Person“, ich habe sogar den Kontakt abgebrochen nach langer Überlegung.

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  2. Ich finde Deine Gedanken und Deine Untersuchung zu diesem Thema sehr spannend und animierend. Und wieder stoße ich auf ‚Achtsamkeit‘ und ‚Bewusstsein‘ – das scheint mir die Lösung für vieles.

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  3. Liebe Mia,
    Ich finde die Kritik deiner Schwester keineswegs so gerechtfertigt. Zwar stimme ich zu, dass es durchaus möglich ist, dass aus Selbstlosigkeit Egoismus wird, aber „nicht aktiv Hilfe anbieten“ ist noch nicht egoistisch. Es ist auch noch nicht egoistisch, bei der Frage, ob man anderen helfen kann, auch an sich selbst und die eigenen Grenzen zu denken.

    Es wird von Menschen, die es gewöhnt sind, dass man sich völlig ohne Grenzen zu kennen, komplett aufopfert, gerne so wahr genommen, dass man egoistisch handelt, wenn man beginnt, für sich einzustehen und Grenzen zu setzen. Das halte ich aber für hochgradig fragwürdig.

    Wer sich aufopfert, kann anderen bei weitem nicht so gut helfen, wie jemand, der seine eigenen Reserven sinnvoll einteilt.

    Würdest du nun sagen „es ist mir egal, dass es dir schlecht geht, du musst dich jetzt um mich kümmern“, dann, ja, würdest du egoistisch handeln. Aber du bist weiterhin für deine Schwester da – nur eben nicht mehr so proaktiv.

    Liebe Grüße

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    1. Danke für deine Worte, liebe Grübel-Eule. Jetzt, wo ich deinen Kommentar lese, sehe ich die Sache aus einem völlig anderem Blickfeld. Die Angst davor egoistisch zu sein, triggert mich nach wie vor sehr, genau wie diverse Vorwürfe. Aber natürlich bedeutet das nicht, dass ich tatsächlich egoistisch bin.

      Dennoch muss ich einräumen, dass ich immer weniger „Lust“ habe, für andere da zu sein. Und dieser Charakterzug gefällt mir nicht. Ich versuche daher, eine Mitte zu finden.

      Liebe Grüße!

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      1. Ich halte diese mangelnde Lust in gewissem Maß durchaus für eine normale und gesunde Reaktion auf die bisherige Aufopferung. Um also eine gesunde Mitte zu finden, halte ich es für wichtig, sich das in einem gewissem Maß eben auch zuzugestehen und eben eher daran zu arbeiten, dass man eine gute Abwägung treffen kann, in welchem Maß man helfen kann und möchte, ohne sich selbst zu viel abzuverlangen.
        Du hast einiges an schwierigen Erfahrungen gemacht und die Erwartungen deiner Familie, deine Interessen komplett hinter allem anderen zurückzustellen sind sicher nicht unschuldig daran, dass du da jetzt so leicht triggerbar bist.

        Pass gut auf deine Bedürfnisse auf!
        Liebe Grüße 🙂

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  4. Hallo Mia,
    Ja, ich kenne solche Situationen sowohl von mir als auch von Familienmitgliedern. Und ich kenne auch die Situation, dass Menschen genau diese Hilfsbereitschaft abrufen ohne zu bemerken, wie viel sie dabei fordern.

    Ähnliche wie Grübel-Eule würde ich aber auch sagen, dass sich deine Veränderung für andere zunächst wie negativ anfühlt, weil du ihnen etwas vertrautes nimmst. Du bist nicht egoistisch, wenn du klare Grenzen setzt! Und vielleicht ist es sogar wichtig in dieser Hinsicht erstmal über das Ziel hinaus zu schießen – bis sich alles in der Mitte einpendelt. Aber diese Mitte bestimmst du.

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  5. Oh, mein Kommentar scheint nicht geschickt zu haben. Dann versuche ich, das wichtigste nochmal zu schreiben.

    Ich weiß ja nicht, wie „extrem“ dein „Egoismus“ sein soll, aber allgemein würde ich sagen, dass es nicht zwangsweise egoistisch ist, nicht mehr so viel für andere da zu sein und sich auf zu opfern. Und es ist ja auch eine Frage der Perspektive, was genau man als egoistisch wahr nimmt.
    Auf sich selber und seine Grenzen zu achten, damit man nicht getriggert wird, sich selber nicht vernachlässigt, sich nicht für andere zum eigenen Nachteil aufopfert, ist nicht egoistisch, sondern gesund. Gleichzeitig ist es aber auch nicht in Ordnung, andere zum eigenen Vorteil zu nutzen und links liegen zu lassen.
    Es ist vielleicht ein bisschen wie ein Balanceakt auf einem Hochseil: bist du zu aufopfernd, selbstlos und hilfsbereit, fällst du auf der einen, bist du zu selbst bezogen und egoistisch, fällst du auf der anderen Seite runter. Beides wäre nicht gut – weder für dich noch für deine Mitmenschen.

    Allgemein glaube ich, dass es normal ist, dass man erstmal von einem Extrem ins andere wechselt, beziehungsweise die Gefahr, dass es passiert sehr hoch ist. Vielleicht wie bei einem Pendel: war es bis auf Anschlag nach hinten gezogen und wird dann los gelassen, schwingt es ja auch erst so weit wie möglich nach vorne und je nachdem, was für ein Pendel es ist, schwingt es noch ein paar mal vor und zurück, bis es in der Mitte stehen bleibt. Ein Fadenpendel ohne Rückhalt und Widerstand würde vielleicht mehr und stärker pendeln, ein Pendel mit Metallfassung, Metallstange und geringem Gewicht unten vielleicht etwas weniger. Wenn es jedoch klemmt, bleibt es auf einer Seite stecken.
    Was ich damit sagen will: ich kann mir gut vorstellen, dass dein Kopf versucht die Defizite, die er vorher vielleicht wahrgenommen hat, auszugleichen und deswegen weit in die andere Richtung schwingt. Immerhin war ja dieses aufopfern auch irgendwie bedrohlich und versetzt dich zurück in den Kindermodus (ist bei mir übrigens ähnlich!)
    Wahrscheinlich war es gut, dass deine Schwester dich auf ihre Wahrnehmung hingewiesen hat und vor allem auch, dass du darüber reflektierst. Dadurch bist ja erst auf diesen Wechsel aufmerksam geworden bist und dadurch neu adjustieren kannst. Vielleicht läufst du Gefahr, dass du wieder zu stark in die andere Richtung rutscht, aber dann kannst du eben wieder schauen, was für dich besser passt.

    Und darauf kommt es doch eigentlich an: Wichtig ist, dass du für dich selber den besten Umgang findest zwischen für andere und für dich da sein. Es ist total in Ordnung, mehr für sich selber da zu sein, als für andere – und andersrum, solange es dir gut tut. Und wahrscheinlich gibt es auch keinen perfekten dauerhaften Mittelweg. Es ist immer im Ganzen zu betrachten: wer gerade viel Stress, Sorgen, Arbeit hat, hat automatisch weniger Kapazitäten für andere; wer gerade viel Zeit hat und stabil ist, hat zumindest eher die Möglichkeit für andere da zu sein.

    Rein objektiv betrachtet – bist du wirklich nicht für deine Schwester da und ist sie dir egal? Oder hattest du einfach viele andere Dinge zu tun, musstest dich selber schützen und auf dich achten und warst deswegen nicht so viel da?
    Es ist auch verständlich, dass es deiner Schwester schwer fällt und vielleicht auch weh tut, wenn du plötzlich nicht mehr so viel für sie sorgst – gerade, wenn sie es eigentlich gewohnt von dir ist. Daran muss sie sich auch gewöhnen. Das heißt aber nicht, dass du falsch oder schlecht handelst. Es sind einfach neue Umstände und ihr beide müsst euch in ihnen zurecht finden.

    Nochmal als Schlusswort: das Wichtigste ist meiner Meinung nach der Mittelweg zwischen Selbstlosigkeit und Selbstbezug. Man kann nicht immer in der Mitte sein, die temporäre Ausrichtung und Orientierung hängt auch immer stark von den Umständen ab, in denen man selber und die andere Person sich befinden. Zum Selbstschutz nicht für andere da sein, ist nicht egoistisch, sondern super wichtig! Und solange man mit sich selber im Klare ist, ist jede Entscheidung in Ordnung.

    Ganz liebe Grüße!

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    1. Wow! Erst jetzt kam ich dazu, mir deinen ausführlichen Kommentar durchzulesen. Vielen Dank dafür! Du hast mich damit auf jeden Fall zum Nachdenken angeregt. Ich glaube tatsächlich, dass ich etwas streng zu mir war, was den Egoismus anging. Ich habe eben noch zu viel Angst davor, egoistisch zu sein. Jetzt denke ich, dass es vielleicht gar nicht egoistisch war, eher an mich zu denken. Dennoch möchte ich die gesunde Mitte finden und andere Menschen nicht links liegen lassen und/oder ihnen kommunizieren, dass ich aus bestimmten Gründen gerade nicht für sie da sein kann.

      Liebe Grüße und danke nochmal für diesen tollen Input! Du weißt ja, dass ich ein großer Fan von deinen Kommentaren bin 😀

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      1. Hehe, danke für das Kompliment! Ich bin auch großer Fan deiner Beiträge, von daher passt das ja 😀

        Ich glaube, dass fast jeder, dem andere am Herzen liegen und der viel Wert auf die Meinung anderer legt, erstmal verunsichert reagieren würde und den Fehler bei sich sucht. Aber es gehören ja immer mindestens zwei dazu und bei veränderten Umständen müssen halt beide lernen, damit umzugehen.
        Ich glaube, Mitmenschen zu kommunizieren, dass man gerade nicht für sie da sein kann, ist tatsächlich die gesundeste Lösung. Das mache ich inzwischen auch und meist trifft man auf Verständnis. Ich glaube, bisher ist es mir erst ein oder zwei Mal passiert, dass jemand komisch reagiert hat und da war es mir eigentlich auch relativ egal, weil mir die Personen nicht wichtig waren. Das ist vielleicht auch noch eine Sache, die man mit in Betracht ziehen sollte: Wie wichtig ist mir der andere Mensch? Wenn er einem nicht so wichtig ist, dann ist es meiner Meinung auch durchaus okay, „egoistischer“ zu sein, wenn man einfach die Kapazitäten gerade nicht frei hat. Wobei ein „auf-sich-acht-Geben“ definitiv nicht egoistisch ist!
        Im Zusammenhang dazu fällt mir ein Paper ein, das ich die Woche für ein Seminar lesen musste. Es ist leider nicht frei zugänglich, aber vielleicht bekommst du auch über die Uni Zugriff dazu (Frankfurt: The Importance of What We Care About), aber ich arbeite aktuell auch wieder an einem Beitrag dazu, ähnlich dam Beitrag von vor etwa über einer Woche – falls du den gelesen hast 😀

        Ganz liebe Grüße!

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  6. Manchmal kann es ja auch so sein, dass das Umfeld es egoistisch findet, wenn jemand, der sich früher über die Maßen für andere engagiert hat (auf Kosten der eigenen Kraft…) irgendwann einem gesunden Egoismus entwickelt. Einfach, weil sie es so lang anders gewohnt waren…

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  7. Generell solltest du überlegen, was sich für dich richtig anfühlt. Wenn du nicht egoistisch sein willst, weil das deine Schwester dann kritisiert, bist du auch wieder das kleine Mädchen, das gefallen will.

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  8. Liebe Mia,

    mal wieder ein ganz toller Beitrag, der zum Nachdenken anregt.

    Was Deine Frage betrifft, denke ich persönlich, dass die Wortwahl „Selbstlos“ und „Egoistisch“ sehr starke Worte sind. Selbstverständlich weiß ich, was Du damit ausdrücken wolltest, aber die Intensität dieser Wörter ist nicht zu unterschätzen. Wer für sich selbst sorgt, ist nicht gleich Egoist. Das dies so gesehen werden kann, ist Interpretationssache. Nicht nur von Dir selbst, sondern auch von Deinem Umfeld.

    Natürlich würde ich auch nicht gerne eine ständige Ja-Sagerin verlieren wollen, weil sie sich nun (glücklicherweise!!!) um sich selbst kümmert. Grenzen zu setzen, auch Familienangehörigen gegenüber ist (lebens-)wichtig. Sonst könnte man von jedem und allem vereinnahmt werden.

    Das man am Anfang von einem Extrem ins andere rutscht, ist sicherlich eine ganz normale Reaktion. Man braucht immer einen Gegenpol, bis sich die Dinge wieder einpendeln und sich irgendwann vielleicht mittig ein Gleichgewicht finden. Aber es könnte doch auch sein, dass Du Dich gut in der neuen „extremem“ Ecke fühlst. Dann ist es nicht falsch, nur weil es andere so sehen.

    „Selbstlos“ ist auch so ein Ding. Unter einem meiner kürzlichen Beiträge wurde kommentiert, dass wir im Grunde genommen alles nur für uns selbst machen. Auch das für andere aufopfern, tun wir paradoxerweise für uns selbst. Die Gründe sind wahrscheinlich mannigfaltig: angelernt; von Bezugspersonen so vorgelebt; wir fühlen uns selbst gut, wenn wir anderen etwas Gutes tun, weil wir denken, dass sich gute Personen so verhalten müssen; wir empfinden Schuldgefühle und durch unsere angebliche Selbstlosigkeit, versuchen wir dies wiedergutzumachen; etc. … Es kommt immer darauf an, wie man etwas sieht und sehen will.

    Deine Schwester oder Du magst die neue Mia als egoistisch sehen, aber es gibt auch eine andere Seite: Da ist eine junge Frau – Du!!! – die es trotz all der Widrigkeiten im Leben schafft, aus eigener Kraft heraus, für sich selbst zu sorgen, die Gründe für ihre Esssucht zu ergründen, ihr Leben zu reflektieren und Änderungen herbeizuführen, Schritt für Schritt ihren ganz persönlichen eigenen Weg zu gehen, andere dabei zu motivieren, ein Buch zu veröffentlichen, Menschen damit zu inspirieren und ein Lichtblick für all die zu sein, die in ähnlichen Situationen sind. … Klingt das für Dich egoistisch? Also für mich nicht! 😉

    Herzliche Grüße
    Serap

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    1. Liebe Serap, natürlich hast du völlig recht. Die Worte selbstlos und egoistisch sind zwei Extreme, die eine sehr ausdrucksstarke Bedeutung haben! Dass du denkst, dass das Hineinrutschen in dieses „Extrem“ anfangs vielleicht normal ist und sich später wieder einpendelt, beruhigt mich sehr! Und dein letzter Absatz ist so unendlich lieb!!! Danke für deine Worte! ❤

      Liebe Grüße!

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  9. Menschen entwickeln sich halt und damit auch neue Bedürfnisse, ändern Haltungen. Keine Lust zu haben, stets für Andere da zu sein, sehe ich nicht als egoistischen Zug. Es gibt halt einfach auch einschneidende Erlebnisse, die einen manches überdenken lassen. Vielleicht sogar das ganze Leben.
    Ein Kollege und ich haben uns mal darüber unterhalten, daß wir „nach schwerer Krankheit“ von manchen Dingen/ Leuten einfach die Schnauze voll hatten und über andere Dinge/Leute lächeln können, weil es viel Wichtigeres gibt. Was Andere aber noch nicht entdeckt haben, weil sie unsere Erfahrungen nicht gemacht haben. – Das führt am Ende sicherlich dazu, daß man von außen anders wahrgenommen wird. Aber: was soll’s? 🙂
    Ganz liebe Grüße!

    Gefällt 1 Person

    1. Danke für deinen Kommentar! Ich stimme dir auf jeden Fall zu, dass der Mensch und seine Bedürfnisse sich auch ändern können. Nicht alle Menschen in unserem Umfeld „ziehen“ da mit und da kann natürlich eine Art Spannung entstehen.

      Liebe Grüße!

      Gefällt 1 Person

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