5 tröstende Sätze, die man sich einfach sparen kann

Ich freue mich immer sehr darüber, wenn mich jemand versucht mit ein paar lieben Worten aufzubauen. Aber mit der Zeit ist mir klar geworden, dass einige Phrasen – und seien sie noch sie lieb gemeint – trotzdem unnötig sind und man sie sich einfach sparen kann.

Zu diesem Beitrag inspiriert hat mich der letzte Post von Liebes Leben, indem sie sich über den Spruch: „Nimm doch nicht immer alles so persönlich!“ auslässt. Neben diesem Satz, den ich genauso wenig hilfreich finde wie sie, sind mir noch einige Sätze eingefallen, die ich überhaupt nicht tröstend oder hilfreich finde.

5 tröstende Sätze, die man sich einfach sparen kann:

1. Lass dich nicht ärgern!

2. Sei nicht traurig!

3. Wein doch nicht!

4. Da musst du drüber stehen!

5. Denk nicht daran!

Was haben diese fünf Sätze gemeinsam?

Sie animieren einen dazu, seine Gefühle abzustellen. Aber das geht nicht. Gefühle lassen sich nicht kontrollieren. Sie erscheinen auf der Bildfläche und verpuffen nicht, wenn man ihnen sagt, dass sie gehen sollen. Wenn es so wäre, gäbe es vermutlich kein Leid mehr auf der Welt. Keine traurigen Menschen, keinen Liebeskummer, keine Träne des Verlustes.

Phrasen wie diese lösen Schuldgefühle in mir aus.

Wenn ich mich anderen öffne, wünsche ich mir, in irgendeiner Weise aufgefangen zu werden – nicht „verurteilt“. Das meinen jene Menschen sicher nicht böse, aber so fühlt es sich nun mal an. Und das lässt mich darüber schuldig fühlen, warum ich empfinde wie ich empfinde.

Außerdem werden mir in gewisser Weise meine Gefühle abgesprochen.

Und das ist etwas, was kein Mensch jemals tun darf. Wir wissen nicht, was in anderen vorgeht, deshalb können wir uns nicht das Recht herausnehmen, einer Person zu sagen, wie sie fühlen und nicht fühlen soll.

Meistens sage ich das der Person auch direkt.

„Ja, wenn ich könnte, würde ich auch drüber stehen oder nicht traurig sein. Aber ich kann nicht verhindern, wie ich mich fühle.“

Ins eine Ohr rein, ins andere raus.

So gehe ich jetzt mit Sprüchen wie diesen um. Da ich nichts aus ihnen gewinnen kann, lasse ich sie an mir vorbeiziehen und versuche mich nicht weiter mit ihnen zu beschäftigen. Das ist für mich die einzige Möglichkeit, um nicht jedes Mal wütend und gekränkt zu werden.

Was haltet ihr von diesen Sprüchen? Kennt ihr noch andere Parolen, die man sich einfach sparen kann?

18 Kommentare zu „5 tröstende Sätze, die man sich einfach sparen kann

  1. Ich kann diesen Eintrag nur ganz und gar unterschreiben – ich empfinde es ebenso. –

    Vor allem das mit den Schuldgefühlen ist sehr wahr. – Die habe ich so schon zur Genüge. Wenn man oft depressiv ist und darum weiß und sich kritisch damit auseinandersetzt, dann weiß man, dass es für die Menschen um einen herum, nicht so einfach ist, damit umzugehen. Allein dieses Wissen verursacht oft, ja eigentlich permanent ein Schuldgefühl. Denn man will doch niemandem eine Last sein.

    Und dann kommt so eine Aussage, wie die von Dir oben genannten …

    Es gibt sehr, sehr wenige Menschen, die eben nicht und gar unmittelbar (ver)urteilen, die einfach nur da sind, nichts gleich bewerten, erst einmal eine Hand reichen.

    Auch wenn es mitunter (je nachdem, wie tief das Loch ist, in dem ich gerade sitze) nicht gleich gelingt es zu zeigen, aber sofort, wenn ich das von einem Menschen spüre, geht es mir innerlich ein bisschen besser, es ist als würde in diesem Moment ein kleines Licht in der Dunkelheit angezündet.

    Wenn ich Dir an dieser Stelle einen ganz besonders lieben Knuddel schicke, dann weißt Du weshalb, liebe Mia …

    Von Herzen liebe Grüße an Dich! 💖 Und zum Ehrentag heute noch ein kleines Extra … 🌹

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    1. Danke für deine Worte, lieber sternfluesterer. Deine Ergänzung zeigt umso deutlich, wie sehr du dieses „Dilemma“ verstehst. Denn man will ja niemanden vor den Kopf stoßen, bloß weil er/sie versucht uns aufzubauen. Aber gleichzeitig fühlt man sich selbst vor den Kopf gestoßen, weil einem die Gefühle indirekt abgesprochen werden…

      Ganz liebe Grüße! ❤

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  2. Ich möchte doch noch etwas ergänzen, denn ich habe Deine Frage oben nicht beantwortet, die, nach den Sätzen, die mir überflüssig erscheinen, ja, mich mitunter richtig böse machen können:

    Der Schlimmste ist-

    „Du musst einfach mal Deine Komfortzone verlassen!“ (Als wenn es bei/in mir komfortabel wäre)

    Auch „schön“:

    „Du musst doch keine Angst/Panik haben. So schlimm ist/wird das doch nicht.“

    „Komm schon, einfach weglächeln!“

    usw. usw.

    (Tut mir übrigens leid, liebe Mia, dass ich erst jetzt auf Deinen Eintrag kommentiere – ich habe heute aber keine Info bekommen, dass Du geschrieben hast. Die Wege von WordPress sind manchmal unergründlich … – hoffentlich war das eine einmalige Sache …)

    Noch einen lieben Gruß an Dich – Schlaf schön! 💖😴🌟

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    1. Oh ja, diese Sprüche gehen mir auch an die Nieren. Generell finde ich alles mit „du musst“ sehr grenzüberschreitend…

      Und wie lieb du bist! Ich hoffe, du siehst es nicht als deine Pflicht an, meine Beiträge kommentieren zu müssen! Ich freue mich immer sehr, wenn du mich auf meinem Blog besuchst, aber hier gelten keine Verpflichtungen!

      Im Übrigen kenne ich das Problem auch. Deine Beiträge verschwinden auch regelmäßig in dem Reader…

      Nochmal liebe Grüße! ❤

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      1. Nein, liebe Mia. Ich schreibe immer aus freien Stücken, insbesondere hier bei Dir. Zu manchen Deiner Einträge schreibe ich ja auch nichts, etwa, wenn es spezieller um Essstörungen geht. Ich schreibe nur dann, wenn ich denke, dass ich „mitreden“ kann oder wenn mich Deine Gedanken anregen, inspirieren. Das tun sie freilich sehr oft. 🙂 Und wie auch immer ich Dich bgeleiten darf, NICHTS davon ist mir Pflicht!

        Bis später 😉! 💖

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  3. Das hört sich jetzt vielleicht seltsam an, aber ich denke, solche Sätze sollte man von vornherein nicht als so schrecklich subtanzvoll sehen wie sie aufs erste Hören scheinen. Bei manchen Leuten ist es auch irgendwo zwischen gedankenlos und hilflos anzusiedeln, weil sie halt irgendwas sagen wollen und nicht genau wissen, was.

    Liebe Grüße!

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    1. Ich weiß! Ich glaube auch daran, dass keine böse Intention darin liegt. Aber ich glaube, dass Menschen sich viel zu selten selbst reflektieren – wenn sie es täten, würden sie vielleicht von ihren üblichen Sprüchen abkommen. Ich finde es übrigens überhaupt nicht schlimm, wenn mein Gegenüber mir sagt, dass er/sie gerade gar nicht weiß, was er/sie sagen soll 🙂 Das ist ehrlich, verschönert aber auch nichts künstlich!

      Liebe Grüße!

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      1. Finde ich auch, prinzipiell, daß eine nicht-künstliche Antwort da mehr bringt. Wenn überhaupt. – Das mit der Selbstreflexion, da stimme ich Dir im Grundsatz zu. Nur: es gibt einfach Leute, die dazu schlichtweg nicht in der Lage sind. Vielleicht auch, weil sie es nie gelernt haben.
        Mal als Beispiel: als mein Vater starb, gab es einige Leute, die ihn entweder gar nicht kannten oder seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm hatten. Und trotzdem meinten sie kommentieren zu müssen, es sei ja „besser so“, weil er an Demenz erkrankt war.
        Meine Mama und ich haben uns diese Sprüche ganz entschieden verbeten. Gerade, weil ihn keiner (mehr) kannte. Und weil er trotz allem lichte Augenblicke hatte und auch Freude über manches zeigte.
        Und haben dann in deren ratlose Gesichter geschaut. Leute, die reflexhaft nur „irgendwas“ sagten. Vielleicht weil sie glaubten, das sagt man dann so. Was weiß ich.

        Komm gut in den Tag! Liebe Grüße!

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      2. Ja, ich glaube ein Stück weit ist es auch menschlich, impulsiv etwas sagen und helfen zu wollen. Es kommt sicher auch darauf an, wer den Ton angibt. Bei entfernten Verwandten/Bekannten reagiere ich auch etwas nachsichtiger, als bei den engsten Menschen!

        Liebe Grüße!

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  4. Liebe Mia
    Ich persönlich mag solche Sätze auch nicht. Lange haben sie in mir eine ablehnende, leicht beleidigte und, wie du so schön beschreibst, verunsicherte Reaktion hervorgerufen. Ich kenne ganz wenige Menschen, denen solche Sätze wirklich gut tun. Eine gute Freundin habe ich, die von solchen Sätzen profitiert. Sie holen sie irgendwie aus der Ecke und geben ihr den nötigen Kick, um wieder positiver zu werden. Ich dagegen brauche eine etwas differenziertere Antwort um mich verstanden und motiviert zu fühlen.

    Heute denke ich jedoch, wenn man diese Sätze hört, muss man auch seinen Gegenüber verstehen. Das werden nicht alle so sehen, aber für mich haben diese Sätze etwas Verteidigendes. Es ist doch möglich, dass einem jemand gerne zuhören möchte, weil er einem mag, doch das Thema wächst ihm / ihr über den Kopf. Vielleicht kann diese Person sich nicht in die Geschichte einfühlen oder hat gerade selber so viel los im Leben. Vielleicht versteht die Person einem auch ganz genau aber sieht keine Lösung und hat das Gefühl, es muss doch etwas gesagt werden.

    Wenn ich solche Sätze höre, versuche ich heutzutage kurz in mich zu kehren und mir zu sagen: Okay, diese Person ist in diesem Moment wohl nicht die richtig Ansprechperson für meine Probleme. Wenn es mir meine Verfassung in diesem Moment erlaubt, atme ich tief durch und frage dann: Wie geht es denn dir? Manchmal kommt da so einiges zum Vorschein. Und wenn ich gerade selbst ziemlich am Ende bin, dann lasse ich das Gespräch einfach bleiben.

    Es kann sein, dass dir mein Beitrag überhaupt nicht weiterhilft. Da mir diese Methode viel hilft, möchte ich sie trotzdem teilen. Denn ich weiss wie verletzend und verunsichernd es sein kann das Gefühl zu haben nicht richtig ernst genommen zu werden und nicht verstanden zu werden. Die Verunsicherung: „Bin vielleicht ich zu sensibel? Muss ich wirklich einfach drüber stehen? Wieso schaffe ich das nicht?“
    Doch ich habe gemerkt, dass diese Antworten oft nichts mit mir sondern eher der mangelnden Kapazität meines Gegenübers zu tun hat. Das zu respektieren hat mir viel Ruhe gegeben.

    Ganz liebe Grüsse, ich mag deinen Blog sehr, mach weiter so!

    Laura

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    1. Danke für deinen schönen Kommentar, liebe Laura. Es freut mich sehr, dass du auch die Gegenseite verstehen möchtest und einbeziehst, dass auch diese manchmal ihr Päckchen zu tragen haben. Ich habe mir darüber auch schon viele Gedanken gemacht, deshalb frage ich vor fast jedem Gespräch: „Hast du gerade Kapazität dafür? Das wird jetzt ganz schon intensiv!“ Wenn ein nein kommt, finde ich das völlig in Ordnung, denn jede/r sollte in erster Linie seine eigene Grenze wahrnehmen!

      Liebe Grüße!

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  5. Liebe Mia, genauso empfinde ich auch. Wenn ich diese Sätze höre, dann verletzt es mich sehr tief. Obwohl die Person vielleicht nicht weiß was sie sagen soll. Sie kann nichts dafür. Ich versuche es mir nicht ansehen zu lassen und überspiele meine wahres Ich. Jedes mal wenn ich raus gehe setze ich eine Maske auf, so mittlerweile auch bei diesen Sätzen, trotzdem sie mich innerlich verletzen… Leider bin ich sehr sensibel und diese Fassade aufrecht zu erhalten ist nicht einfach wenn man nach am Wasser gebaut ist….

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  6. Oh, ich hab den Beitrag erst jetzt gesehen! Freut mich sehr, dass dich mein Post inspiriert hat! 🙂 Und ich stimme dir vollkommen zu, genauso sehe ich es auch: Einem werden die Gefühle abgesprochen und das ist in gewisser Weise, wenn man drüber nachdenkt, respektlos. Zumindest nicht sehr empathisch! Hinzufügen zu deiner Liste kann ich noch „Schwamm drüber“ oder „Ach, mach dir keinen Kopf drüber“ oder „Ist doch nicht so schlimm“. Klar, man muss das Positive sehen, aber man darf und muss auch trauern, wenn einem danach ist! Finde es auch sehr stark, dass du den Personen dann direkt sagst, wie es dir geht. Das nehme ich mir mal als Inspiration. Liebe Grüße 🙂

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  7. Das kann ich völlig unterschreiben! Ich hasse es, wenn mir meine Gefühle abgesprochen werden und werde dann richtig wütend! Mein Freund hat anfangs auch ein paar Mal gesagt, ich solle doch nicht so übertreiben, wenn ich wegen etwas geheult hatte, das wäre doch gar nicht so schlimm. Ja, objektiv gesehen war es sicher kein Weltuntergang, aber in dem Moment war es halt einfach so schlimm für mich und ich habe ja nicht absichtlich übertrieben, weil – ja warum eigentlich sollte ich das tun?
    Aber ich glaube, man sollte auch die andere Seite sehen. Oftmals sind Menschen, die so etwas sagen, entweder schuldbewusst (vielleicht weint man, weil sie etwas getan oder gesagt haben) und wollen so ihr Schuldgefühl mildern oder sie fühlen mit dir und wollen eigentlich nur, dass das schlechte Gefühl weg geht. Es ist ja meist nicht böse oder abwertend gemeint, oftmals sind solche Menschen auch einfach hilflos, weil sie nicht wissen, wie sie helfen können oder was sie sonst sagen sollen.
    Und was auch noch dazu kommt, dass gewisse Frauen (hauptsächlich Frauen) manchmal tatsächlich absichtlich übertreiben, um etwas zu erreichen. ZB dass sich der Partner mehr schuldig fühlt und daher dann seine Position aufgibt in einem Streit. Wenn jemand oft so behandelt wurde, kann ich es auch verstehen, wenn er dann Reaktionen, die aus seiner Sicht übertrieben sind, nicht als solche wahrnehmen will. Da ist es an uns allen, immer ehrlich zu sein.

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    1. Ja, das Gegenüber meint es sicher nie böse und will in Wahrheit trösten. Ich denke nur, dass es dann am Gegenüber liegt, etwas mehr Empathie zu zeigen und zu reflektieren. Schließlich sind Trauer oder Wut oftmals gar nicht rational, aber dennoch waschechte Gefühle, die eine große Macht auf uns haben.

      Liebe Grüße!

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