Trigger Warnungen sind wichtig, weil sie verdächtige Medien und ihre sensiblen Inhalte als Werbung markieren. Sie „warnen“ uns vor, damit wir nicht zufällig auf Themen stoßen, die uns triggern könnten. Dennoch habe ich kontroverse Gedanken zu Trigger Warnungen und würde gerne meine Ansicht mit euch teilen.
Ich hatte bereits bei Instagram angekündigt, dass ich derzeit am zweiten Teil meines Buches „Zwischen meinen Worten“ arbeite. Jedoch ist mir während des Schreibens vermehrt aufgefallen, dass der zweite Teil von seinen Inhalten vermutlich „heftiger“ sein wird.
Da mein Buch ein Jugendbuch und in erster Linie an Jugendliche adressiert ist, sehe ich es teilweise in meiner Verantwortung, meiner Leser*innen vorzuwarnen. Allerdings habe ich das in meinem ersten Buch nicht gemacht, obwohl eigentlich auch sensible Theben enthält. Bisher hat mir noch niemand gesagt, dass ich besser eine Trigger Warnung hätte kennzeichnen müssen.
Meine Meinung zu Trigger Warnungen
Trigger sind individuell – und nicht kontrollierbar.
Im Grunde kann „alles“ einen kann triggern. Ein Gegenstand, eine Melodie, ein Ort, ein Geruch. Trigger sind individuell und äußern sich für jeden unterschiedlich aus.
Meine Trigger sind häufig keine, für die Warnungen ausgeschrieben werden. So wurde ich früher permanent mit „Essen“ getriggert (übrigens auch neulich wieder bezüglich dem Essen und der Corona Krise), wenn darüber geredet wurde, wenn es mir geschenkt wurde, wenn ich es bloß ansah. Ganz schön schwer, für ein Grundbedürfnis des Menschen eine Trigger Warnung zu markieren.
Trigger Warnungen „spoilern“.
Trigger Warnungen kündigen mit ihren Warnzeichen etwas über den Inhalt an. Sie „spoilern“, weshalb die Möglichkeit entzogen wird – ob vom Trigger betroffen oder nicht – völlig unvoreingenommen auf eine Sache zu blicken. Natürlich ist es das allemal wert, um andere Menschen damit zu schützen, ich erwähne das lediglich, weil Spoiler noch etwas anderes erzielen können: Neugier.
Trigger Warnungen machen neugierig.
Ich kann natürlich nicht für alle sprechen, aber in meinem Fall haben Trigger Warnungen oft dazu geführt, mich erst recht mit etwas zu konfrontieren. Warum, weil ich masochistisch bin? Nein, nur neugierig. Neugier ist manchmal größer als die Vernunft. Es ist menschlich, dass etwas besonders interessant wird, sobald es verboten wird. Außerdem – und vielleicht ist das wirklich ein bisschen masochistisch – will ich oft meine eigenen Grenzen austesten und schauen, ob es mich nun wirklich triggert oder ich „drüber stehe“.
Trigger Warnungen machen die Unsichtbaren sichtbar.
Wenn an öffentlichen Orten eine Trigger Warnung ausgeschrieben wird und einige Menschen deshalb darauf verzichten, machen sie sich damit automatisch sichtbar. In meinem Fall war es einmal besonders schlimm:
In der Uni wurde vor der Vorlesung eine Trigger Warnung ausgesprochen. Jener Trigger war so schlimm für mich, dass ich nach fünfzehn Minuten mit aufkommender Panikattacke aus dem Vorlesungssaal gestürmt bin. Das war mir im Nachhinein besonders unangenehm, weil nun jedem Anwesendem im Raum klar war, dass mir das Thema nicht behagte. Fortan wussten sie etwas Intimes von mir, dass ich eigentlich nicht öffentlich teilen wollte und das überhaupt niemanden etwas anging. Dennoch war ich dankbar für die Warnung. Wenigstens wusste ich, was auf mich zukam und konnte rechtzeitig verschwinden.
Trigger Warnungen schützen niemanden.
Das ist mein eindeutiges Fazit. Sie kündigen den Trigger an, können aber nicht verhindern, dass wir uns nicht trotzdem mit ihnen auseinandersetzen. Manchmal helfen sie, manchmal siegen die Neugier oder der Trotz.
Ich habe nach langem Hin und Her überlegen entschieden, dass ich auf jeden Fall darauf aufmerksam machen will, was die Leser*innen in meinem Buch erwartet. Vor den Inhalten schützen werde ich sie damit nicht, aber komplett unvoreingenommen werden sie auch nicht sein.
Was ist eure Meinung zu Trigger Warnungen? Helfen sie euch?
PS.: Mein Buch „Zwischen meinen Worten“ ist jetzt erhältlich.
Du hast definitiv darin Recht, dass Triggerwarnungen unglaublich individuell sind und man per se keine allgemein gültige Warnung geben kann und manchmal (zumindest geht es mir so) weiß man noch gar nicht, dass eine bestimmte Sache triggern wird, bis man mit ihr konfrontiert wurde. Auch verstehe ich deine anderen Ansichten. Trotzdem finde ich es gerade bei Büchern, die an ein jugendliches Publikum gerichtet sind, gut und wichtig, dass sie bei besonders brenzligen Themen angekündigt werden. Sei es in einem allgemein gehaltenen Text im Vorwort (auch gerne vom eigentlichen Vorwort abgegrenzt, damit der Leser auch einen eventuellen Spoiler umgehen kann), damit jeder die faire Chance hat, sich selber zu schützen. Damit nimmst du meiner Ansicht nach auch die (moralische) Verantwortung von dir, wenn Menschen sich getriggert fühlen, da du es ihre eigene Entscheidung sein lässt, ob sie das Buch lesen oder nicht.
Besonders wenn es um Themen wie Vergewaltigungen oder ähnliches geht, also um klare Schocktraumata, finde ich diese Abgrenzung wichtig. Vielleicht könnte man da in der Warnung auch schreiben, in welchem Kapitel sich besonders detailreiche Beschreibungen finden.
Ob bei einem Buch eine Triggerwarnung nötig ist oder nicht hängt meiner Meinung auch davon ab, wie klar es aus dem Klapptext/Titel heraus geht, dass bestimmte Themen angesprochen werden. Bei einem Buch über Essstörungen wird wahrscheinlich jedem Menschen mit einer Essstörung bewusst sein, dass das Buch triggern könnte. Ich weiß für mich persönlich, dass Bücher und Filme mit Krankheiten und Tod triggern können. Andere wissen, dass ein Buch über Mobbing sie triggern kann. Wenn aber ein Buch z.B. das Thema Ausgrenzung von Farbigen verspricht, es dann aber auch über eine lange Krankheit bis Tod eines Menschen geht und das nicht „angekündigt“ wurde, kann man sich als Leser vorher gar nicht darauf vorbereiten und selbstschützend handeln.
Liebe Grüße!
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Danke für deinen Input! Du hast recht – bei Schock Traumata sollte in jedem Fall darauf aufmerksam gemacht werden, bestenfalls schon im Klappentext!
Liebe Grüße!
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Ich finde dieTriggerwarnungen ein Stück weit lächerlich. Eben, weil sie eher dazu animieren, sich den Inhalt erst recht reinzuziehen oder weil sie etwas aufbauschen, das nur für sehr wenige Menschen wirklich schon zu lesen, zu hören oder zu sehen unkontrollierbar schlimm und triggernd in dem Sinne ist.
Durch die Warnung wird aber vorgegeben, dass es etwas sei, dass für nicht wenige so unerträglich schlimm sei, dass sie das nicht ohne Schäden konsumieren könnten.
Manche suhlen sich dann auch regelrecht darin als „special snowflake“, das erwarten darf, immer in Watte gehüllt und von der grausamen Realität verschont zu werden.
Noch schlimmer als diese übertrieben eingesetzten Triggerwarnungen für jeden Kram finde ich das *** von Wörtern. Es gibt Foren, da wird erwartet, alle „bösen Wörter“ zu zensieren mit diesen *** und wehe man übersieht ein Wort oder denkt nicht daran, dass jemand von dem Wort Küchenmesser (Haushaltsgegenstand) getriggert sein könnte; dann wird man von mindestens 3 besonders sensiblen special snowflakes alles andere als äh „triggerfrei“ angegiftet, wie man es wagen könnte, ihre zarte Seele so zu quälen.
Mir ist das zu anstrengend und ja kleinkindhaft mit Menschen, die ein Faible für Triggerwarnungen haben.
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Aber siehst du das grundsätzlich in Bezug auf alle Traumata? Also auch welche, die Statistiken zufolge sehr starke Flashbacks auslösen?
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Triggerwarnungen fände ich auch in solchen Fällen nicht so sinnvoll. Es wäre da besser, an die Vernunft und Eigenverantwortung derjenigen zu appellieren, dass sie von sich aus darauf achten, wo es um ihre Trigger gehen könnte und dann entscheiden, ob sie den Inhalt oder auch bestimmte Bereiche im Internet meiden oder nicht.
Zumal die Trigger ja individuell sind. Da müsste man eigentlich vor jedem Inhalt eine Triggerwarnung setzen. Und das erschiene mir reichlich unpraktikabel.
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Vielleicht genügt manchmal auch eine gut geschriebene Inhaltangabe, aus der heraus manch einer dann eine Vorwarnung nimmt oder den Inhalt als nicht-triggernd ableitet?
Läßt sich aus dem Schreiben am zweiten Buch auf den Erfolg des ersten schließen? 🙂 Wünsche ich Dir jedenfalls! Liebe Grüße!
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Ja, möglicherweise reicht eine Vorwarnung, egal, wo sie erwähnt wird, auch aus 🙂
Liebe Grüße!
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Ich sehe Trigger-Warnungen auch als zweischneidiges Schwert und teile vielleicht in dem Sinne gleicht eine spannende psychologische Erkenntnis: Wenn bei Filmen mit Gewaltinhalten vor diesen zu Beginn gewarnt wird, hat das die Neugier der Leute wesentlich erhöht und auch ihre emotionale Reaktion auf den Film verändert, als wenn diese Warnung nicht stattgefunden hat bzw. der Hinweis nur als Information formuliert haben. Die Neugier des Menschen „Verbotenes“ zu tun, ist so groß, dass man in manchen Fällen vielleicht ohne Warnungen weniger Schaden anrichtet, als mit. Aber eine allgemeingültige Antwort gibt es natürlich nicht.
Liebe Grüße
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Danke für deinen Kommentar, liebe Julia! Ja, ich glaube auch, dass das „Verbotene“ bei vielen Menschen den Reiz nur verschärft und manchmal sogar dafür sorgt, etwas erst recht zu tun!
Liebe Grüße!
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Ich finde, dass die Triggerwarnungen teilweise übertrieben werden. Weil genau wie du sagst, für jeden etwas anderes ein Trigger sein kann und so eigentlich für alles eine Triggerwarnung geschrieben werden müsste. Ich habe zB Emetophobie und wenn jemand von krank sein schreibt oder Magendarm, triggerte mich das früher bereits. Ganz schlimm fand ich auch diese Übelkeit-Smileys, da wollte man in einer interessanten Diskussion Kommentare lesen und stolpert dort über diese Smileys, die ich nicht sehen wollte. Oder wenn ich selbst ein Smiley suchte, scrollte ich automatisch irgendwann über diese.
Ich glaube es gibt so viele unterschiedliche Trigger, dass Triggerwarnungen eigentlich unnötig sind, wenn man sie nicht überall einsetzt. Also könnte man es aus meiner Sicht auch bleiben lassen.
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Oh stimmt! Das mit den Smileys hatte ich gar nicht auf den Schirm – aber ja! Trigger können sehr unterschiedlich ausfallen.
Liebe Grüße!
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Ein sehr informativer Beitrag! Ich habe mich selbst mit Trigger-Warnungen bezüglich Flashbacks befasst. Bei Posttraumatischen Belastungsstörungen können diese sehr wirksam sein. Auch einige amerikanische Unis haben diese vor den Lesungen eingeführt. Es ist ein sehr spannendes Thema, auch sehr vielschichtig und reichlich diskutierbar. Danke für den gut argumentierten Beitrag, regt zum Nachdenken an.
Liebe Grüsse
Helin von flawsomepoint.wordpress.com
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Danke für deinen Kommentar:) Ja, das Thema ist sehr spannend und vor allem so vielschichtig! Bei Ptbs finde ich sie auch sehr wichtig, aber das Ding ist, dass man ja nie genau pauschalisieren kann, was als Trauma definiert wird! Liebe Grüße!
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