Kritik. Die meisten konnotieren das Wort negativ, dabei ist es von großem und wichtigem Wert. In diesem Beitrag möchte ich euch 3 Tipps weitergeben, wie lernen könnt, besser mit Kritik umzugehen.
Niemand mag es, kritisiert zu werden.
Es ist unangenehm und beschämend. Für Menschen wie mich, die immer einen sehr niedrigen Selbstwert hatten, war schon die kleinste Kritik wie ein Todesstoß ins Herz. Auch, wenn ich selbst nicht daran glaubte, nahm ich die Kritik an und projizierte sie auf verschiedene Lebensbereiche.
Ein Beispiel: Jemand hat einen Kommentar zum meinem „breiten Rücken“ abgelassen. Ich betrachte meinen Rücken im Spiegel und rede mir ein, dass dieser Jemand recht hat. Doch es bleibt nicht nur bei meinem Rücken, denn eigentlich ist ja so ziemlich alles „hässlich“ an mir (obwohl die Person nur „breit“ und nicht „hässlich“ gesagt hat). Fortan bedecke ich meinen Rücken, achte darauf, keine Kleidung zu tragen, die den Rücken betont, und versinke immer mehr in längerer Kleidung. Denn mein Rücken ist ja breit und ich bin hässlich und nichts wert…
Ich nehme mir die Kritik also nicht nur zu Herzen, ich handle danach und gebe der kritisierenden Person, was sie will. Meine eigenen Bedürfnisse werfe ich dabei völlig über Bord, denn die Kritik hat zu viel Macht über mich. Und das ist kein gesunder Umgang.
3 Tipps, um besser mit Kritik umzugehen
1. „Ich darf Kritik nicht persönlich nehmen.“
Die erste Regel lautet, Kritik nicht als Abwertung der eigenen Persönlichkeit aufzufassen. Wenn ich eine Freundin nach ihrer Meinung zu meinem Text frage und sie ihn konstruktiv kritisiert, bedeutet das nur, das mein TEXT kritisiert wird, und nicht ICH. Findet sie den Text schlecht, findet sie nicht automatisch auch mich schlecht. Die eigenen Unsicherheiten sollten einem bei der Annahme von Kritik niemals einreden.
2. „Kritik wird mich besser machen.“
Kritik kann schmerzhaft sein, wird mich aber weiterbringen. Bei konstruktiver Kritik erinnere ich mich fortlaufend daran, dass ich, wenn ich sie annehme, besser werde und sogar dazu lerne. Das bedeutet aber nicht, dass meine Arbeit vorher schlecht war! Vielleicht war sie gut, doch jetzt wird sie besser.
Mir wird zum Beispiel oft nachgesagt, dass ich beim Schreiben viele Flüchtigkeitsfehler mache, weil ich meinen Text nur überfliege, anstatt richtig durchzugehen. Es stimmt. Aber das bedeutet nicht, dass ich dumm bin oder schlechte Texte schreibe.
Als ich damals meinen korrigiertes Manuskript meines Buches zurückbekam und all die Fehler sah, bekam ich auch einen kurzen Schock. Doch diese „Kritik“ veränderte meinen Schreibstil und sorgte dafür, dass meine Grammatik dauerhaft besser wurde.
3. „Niemand hat dich nach deiner Meinung gefragt!“
Kritik ist nicht gleich Kritik. Es gilt zu entscheiden, welche wie annehmen und welche nicht. Wenn ich jemanden um Feedback bitte, ist es etwas völlig anderes, als wenn mir jemand ungefragt seine Meinung aufdrängt. Ganz typisch sind Meinungen zum Äußeren.
„Ich finde, längere Haare stehen dir besser.“
„Irgendwie macht dich die Farbe blass.“
„Du hast abgenommen/zugenommen.“
„Ich mag es nicht, wenn deine Nägel so lang sind.“
„Ungeschminkt siehst du viel besser aus.“
Auch ganz berühmt ist die Kritik zum Lebensstil.
„Ich finde, das vegane Ernährung zu radikal ist.“
„Ein bisschen Alkohol schadet ja nicht.“
„Du trinkst zu viel.“
„Du isst zu viel/zu wenig.“
Ääääähm…Niemand hat dich nach deiner Meinung gefragt!
Diesen Satz denke ich oft, spreche ihn manchmal aber auch ganz bewusst aus. Ich finde es grenzüberschreitend, wenn Menschen mich mit ihrer Kritik zuballern, die den einzigen Sinn darin sieht, über mich zu urteilen. Menschen müssen kapieren, dass sie keinen Einfluss darauf haben, was andere mit ihrem Körper anstellen. Was sie ihrer Meinung nach richtig und falsch machen, tut nichts zur Sache. Die Devise lautet schließlich nicht umsonst: „Mein Körper – meine Regeln!“
Falls euch also diese Form der Kritik begegnen sollte, denkt euch einfach (oder sprecht es ruhig auch aus), dass die Person nicht nach ihrer Meinung/Kritik/Bewertung gefragt wurde. Falls die Person diese Meinung aufgrund von Sorge äußert, ist das was anderes. Doch auch hier gilt: Der Ton macht die Musik.
Das waren meine 3 Tipps um besser mit Kritik umzugehen!
Wie geht ihr mit Kritik um? Habt ihr auch Ratschläge?
„Mir gefällt das aber so und das ist die Hauptsache!“ -> Das ist meine Einstellung 🙂
Ich finde aber, dass man in Bezug auf Konsum als guter Freund durchaus seine Bedenken äußern sollte.
Würde jetzt zB nicht sagen „du kiffst zu viel!“ sondern es netter formulieren.
Allerdings finde ich solche Hinweise schon „bedenkungswürdig“, denn gerade bei Süchten merkt man ja die Entwicklung oft selbst nicht.
Wenn ich sowas kommentiere, dann aus Sorge (aber klar hast du Recht: Der Ton macht die Musik!)
In Bezug auf persönliche Geschmäcker sehe ich den Sinn hinter der Kritik nicht. Jeder mag sich anders kleiden, schminken oder eben nicht schminken etc.
Man kann nicht jeden optisch Ansprechen, das ist klar.
Anders jedoch würde ich auch ehrliche Hinweise von Freunden schätzen, zb dass mich heller Nude-Lippenstift krank aussehen lässt; manchmal sind solche Kritiken auch wichtig. Ist halt nicht so leicht.
Ich denke wichtig ist für mich, von wem es kommt und wie es herübergebracht wird. Da merkt man ob eine Person nur ihren persönlichen Frust an einem auslässt oder es wirklich gut meint.
LG!
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Deine Einstellung mag ich sehr! Und ja, wie in meinem Post bereits gesagt, ist es was anderes, wenn ehrliche Sorge mitschwingt. Der Ton spielt eben auch die Musik. Aber das mit dem Lippenstift hätte ich glaub ich nicht gesagt – denn nur, weil es mir nicht gefällt, heißt es ja nicht, dass sie es auch nicht mag.
Liebe Grüße!
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