Essstörungen und andere psychische Krankheiten – Warum ich Statistiken sinnlos finde

Vor einer Weile gab mir mein Freund den lieb gemeinten Rat, etwas mehr Zahlen in meine Blogartikel einzubauen. Ich habe allerdings gemischte Gedanken zu diesem Thema und möchte euch hier gern erklären, warum ich Statistiken sinnlos finde.

Wie bereits erwähnt schlug mein Freund mit vor, häufiger auf Statistiken und empirische Studien einzugehen, als ständig „aus dem Bauch heraus“ zu schreiben. Das Problem ist nur, dass ich nicht viel von Statistiken halte, zumindest nicht, wenn es um Essstörungen oder andere psychische Krankheiten geht.

Es heißt, dass 3-5 Prozent aller Menschen in Deutschland eine Essstörung haben. Das wären also cira 2,5 bis 4 Millionen Menschen. Ich glaube, dass es noch mehr sind. Viel, viel mehr.

Die dunkle Dunkelziffer

Ich habe deshalb ein so großes Problem mit Statistiken, weil ich genau weiß, dass die genannten Ziffern nicht im mindesten korrekt sind. Die Dunkelziffer ist immer höher. Viel, viel höher. Viele Menschen trauen sich nicht, ihre psychische Krankheit zu offenbaren – dieses Wissen habe ich nicht aus einer Statistik, sondern aus meiner persönlichen Erfahrung entnommen.

Das fängt schon damit an, dass es viele Betroffene gibt, die nicht die ärztliche Diagnose „Essstörung“ haben, aber trotzdem eine haben. Ich kenne einige, die kaum darüber reden und sich auch keine anderweitige Hilfe suchen. Ihre Ziffer ist nirgends verzeichnet, aber dennoch genauso wichtig.

Wenn ich also darüber schreibe, wie viele Frauen, Männer, Mädchen, Jungen, und nicht binäre Personen in Deutschland von einer Essstörung oder einer anderen psychischen Krankheit betroffen sind, weiß ich, dass es eigentlich viel mehr sind. 

Wichtigkeit von Statistiken

Ich will nicht behaupten, dass ich Statistiken per se schlecht finde. Für einen allgemeinen Überblick finde ich sie hilfreich. Aber meistens sind sie mir zu “endgültig“ und gleichzeitig „schwammig“.

Die meisten, auf die ich bei meiner Recherche gestoßen bin, zeigen Statistiken zur Magersucht. Es heißt, dass Magersucht in Deutschland die häufigste Form der Essstörungen ist. Aber wer sagt, dass das wirklich wahr ist? Was ist mit den Menschen, denen man ihre Essstörung nicht optisch ansieht, aber die mit Bulimie oder Binge Eating zu kämpfen haben, ohne darüber zu reden? Nur, weil es nicht genügend Studien zu anderen Essstörungsformen gibt, heißt das nicht, dass sie weniger relevant wären. Daher hoffe ich zukünftig auf mehr Studien zu Essstörungen, deren Ausgangspunkte breit gefächert sind. 

Mehr Anerkennung für Dunkelziffern

Was ich mir allerdings noch mehr wünsche ist, der Dunkelziffer eine größere Bedeutung zu geben. Bis vor ein paar Jahren kannte ich den Begriff nicht, doch jetzt kriege ich ihn kaum aus dem Kopf. Ich will, dass uns allen klar wird, dass es viele Menschen gibt, die sich aus verschiedenen Gründen nicht zu einer psychischen Krankheit bekennen. Ich will, dass wir auch über sie reden, denn sie zählen dazu.

Soweit also meine Meinung zu Statistiken. Habt ihr ähnliche Gedanken oder seht ihr das völlig anders?

PS.: Mein Freund hat meinen Beitrag gerade gelesen und mag ihn nicht 😛 Er sagt, dass er es schwierig findet, dass „alle“ nur noch auf Instagram hören und nicht mehr auf die Wissenschaft. Außerdem gäbe es ja auch Statistiken, die die Dunkelziffer einberechnen. Ich verstehe seinen Ansatz, habe aber trotzdem meine Meinung. 

Was ist eure?

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4 Kommentare zu „Essstörungen und andere psychische Krankheiten – Warum ich Statistiken sinnlos finde

  1. Den Spruch, keiner Statistik zu trauen usw…. zu zitieren, erspareich uns hier mal.

    Macht Dein Freund irgendwas in dem Bereich? Dann kann ich seine Einstellung nachvollziehen.
    Ansonsten: ich denke, Statistik braucht stets auch ein Hinterfragen. Das sehen wir ja gerade in den letzten Wochen und Monaten.
    Vielleicht eine gute Portion Bauchgefühl, ’ne Handvoll Erfahrungen und als Sahnehäubchen noch ’ne Zahl obendrauf – so wär’s okay 🙂

    Gefällt 2 Personen

    1. Nein, er arbeitet nicht direkt in dem Bereich, aber er ist sehr „wissenschaftlich“ veranlagt und mag handfeste „Beweise“ – aber genau da spalten sich unsere Meinungen. Besagte Beweise sind für mich zu einseitig.

      Liebe Grüße!

      Gefällt 1 Person

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