Vielleicht haben die ein oder anderen von euch bereits gemerkt, dass ich seit einigen Wochen in einer Selbsthilfegruppe bin. Da ich diese Zeit sehr besonders finde, habe ich mir vorgenommen, euch ein bisschen mehr davon zu berichten.
Selbsthilfegruppe? Nein Danke!
Das war meine gängige Antwort darauf, wenn mir jemand – zum Beispiel meine Therapeutin – eine Selbsthilfegruppe andrehen wollte. Mit anderen Fremden über meine Essstörung reden? Nein. Von anderen Betroffenen umgegeben sein? Das würde mich doch nur triggern und nicht helfen. Ich war sehr vorurteilsbelastet, was das Thema anging.
Mit der Zeit sammelte ich immer mehr Punkte, um mir die Selbsthilfegruppe auszureden. Ich habe keine Zeit. Ich habe kein Geld. Ich habe nicht den Nerv, um zu recherchieren. Und vor allem brauche ich es in meinem Zustand der Besserung nicht mehr.
Dann, vor ein paar Wochen traf ich eine Person, die selbst eine kostenlose Gruppe leitet. Nach einem langen, ehrlichen Gespräch, sagte sie zu mir, dass sie glaubte, ich würde gut in eine ihrer Gruppen passen. Und so nahm ich allen Mut, den ich hatte, und ging hin.
Ich war ziemlich aufgeregt, weil ich durch all die vielen Neuanfänge, die ich in meinem Leben hatte (Umzug, Schulwechsel, Uniwechsel …) besonders sensibel darauf reagiere, die Neue zu sein. Zudem hatte ich viele Klischees im Kopf. Ein stickiger Kellerraum, alle sitzen im Kreis, stellen sich vor und begrüßen sich im Chor. Nichts von alledem traf zu.
Ein herzliches Willkommen
Ich wurde sehr lieb begrüßt und sofort in die Gruppe integriert. Anfangs noch schüchtern, traute ich mich bald, selbst den Mund aufzumachen und über mich zu reden. Es gab kein striktes System oder den Zwang, reden zu müssen – man war einfach nur da, hörte zu und brachte sich gegebenfalls selbst ein.
Umgeben von Menschen, die mich verstehen
Tag für Tag spaziere ich durch die Straßen, ohne zu wissen, wer von einer Essstörung betroffen ist und wer nicht. Natürlich weiß ich rational, dass ich nicht die einzige Person auf der Welt bin, aber umgeben von Menschen zu sein, die ganz genau wissen, wie ich ticke – wie meine Krankheit tickt – war ein Gefühl, das ich gar nicht in Worte fassen kann. Ich fühlte mich aufgehoben und aufgefangen. Und das durch die bloße Präsenz dieser Menschen.
Selbsthilfegruppe – Do it!
Da ich noch nicht lang in einer Gruppe bin, kann ich noch kein wirkliches Fazit von mir geben. Was ich aber sagen kann, ist, dass die letzten Treffen sehr bereichernd für mich waren und ich es nicht bereue, einer beigetreten zu sein. Falls ihr also mit dem Gedanken spielt, auch zu einer zu gehen, kann ich euch nur dazu ermutigen. Vielleicht ist es was für euch, vielleicht auch nicht. Aber ihr könnt es ja wenigstens versuchen.
Besonders empfehlen würde ich es Betroffenen, die sich in ihrer Umgebung sehr einsam und unverstanden fühlen. In kleineren Städten und Dörfern ist es manchmal besonders schwer. Umso schöner wäre es, einen Ort zu haben, an dem ihr ganz ihr sein könnt.
Habt ihr Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen? Wenn nein, würdet ihr es potenziell in Betracht ziehen?
Wir haben da schon mal drüber nachgedacht auch um einfach Kontakt zu haben, aber hier gibt es leider keine für uns passende Gruppe die erreichbar ist.
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Schade
Wären Online Selbsthilfegruppen was für euch?
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Das weiß ich gar nicht,denn mir ging es hauptsächlich ja um realen Kontakt und Austausch.
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Ja das verstehe ich…
hoffentlich wird sich das in den nächsten Jahren weiter ausbauen!
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Leider gibt es in meiner Stadt und in der Umgebung keine Selbsthilfegruppe, die thematisch /irgendwie/ passt. Das nervt mich total, weil ich es eigentlich gerne zumindest ausprobieren würde. Aber anscheinend besteht in meiner Stadt kein Bedarf 🙄
Aber: es freut mich, dass deine grundsätzlichen Erfahrungen positiv sind! ☺️
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Ach Mist! Echt blöd, dass Selbsthilfegruppen nach wie vor so eine kleine Nische sind!!
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