Hello und willkommen zu einem super spontanen Post. Ich habe mich heute aus einem Impuls heraus dazu entschieden, meine Therapie vorzeitig zu beenden. Warum, erkläre ich in diesem Beitrag.
Nochmal Therapie
Im Sommer 2019 habe entschied ich mich zwei Jahre nach meiner ersten Verhaltenstherapie (wegen der Essstörung) dazu, eine erneute zu machen. Über den Grund habe ich in diesem Blog kaum wirklich geredet, weil mir dafür immer die Worte fehlten – und noch fehlen. Aber in aller Kürze kurz hier:
2018 hatte ich mit sehr starken Ängsten, Zwängen und Panikattacken zu kämpfen. Sie waren so einnehmend, dass ich nicht mehr zur Uni gehen, nicht mehr Auto fahren, Fahrrad fahren und später auch nicht Bus/Bahn fahren konnte. Irgendwann ging ich gar nicht mehr aus dem Haus und bremste mich selbst derart ab, dass ich nicht mehr wusste, wie ich da wieder rauskommen sollte. Und so entschied ich mich nach einem langen Jahr dazu, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Therapie erfolgreich
Über die Ursachen meiner Ängste und Zwänge möchte ich nicht weiter eingehen, aber inzwischen habe ich erfolgreich gelernt, mit ihnen umzugehen. Mein Leben steht nicht mehr im Leerlauf. Ich „fahre“ endlich wieder, um die Metapher fortzusetzen, auch, und wenn der innere Druck mich hin und wieder einholt, weiß ich bestimmte Strategien einzusetzen.
Doch auch sonst hatte ich in den letzten eineinhalb Jahren ein paar sehr intensive und lehrreiche Stunden. Wir sprachen über schwierige Beziehungen, über meine Zukunftsängste, und sonstigen Ballast. Meine Therapeutin war auch da, als ich mich dazu entschied, den Master nicht fortzusetzen, und mich vorerst dem Bücher schreiben zu widmen. Es war unglaublich schön, sie zur Seite zu wissen, und mir ihre objektive und zugleich professionelle Meinung einzuholen.
Therapie abbrechen?
In den letzten Monaten jedoch hatte ich kaum mehr etwas zu berichten. Zumindest nichts Schlimmes, Akutes, das einen Lösungsansatz forderte. Vielmehr erzählte ich ihr von Situation xy und wie ich sie erfolgreich selbst bewältigen konnte. Der Gedanke, dass ich die Therapie eigentlich gar nicht mehr bräuchte, kam schon vor einiger Zeit auf, aber da ich ohnehin noch einige Stunden übrighatte, ging ich weiterhin.
Letzte Nacht hatte ich dann einen Albtraum. Ich träumte von einem sehr toxischen Menschen, der inzwischen nicht mehr lebt, aber mich noch immer in meinen Unterbewusstsein heimsucht. In meinem Traum ging ich zur Therapie, sprach mit meiner Therapeutin über die Situation und klärte das „Problem.“ Und als ich heute Morgen aufwachte, fragte ich mich: Wozu brauche ich eigentlich noch die Therapie? Ich habe das Problem sogar schon im Traum bewältigt. Ich schaffe fast alles allein…
Ich sprach mit meiner Therapeutin über meinen Traum und meine Gedanken, vorzeitig mit der Therapie aufzuhören. Sie stimmte sie mir zu, dass meine Fortschritte der letzten Jahre deutlich zu erkennen waren und ich es vermutlich auch am besten wüsste, wenn der Bedarf nicht mehr bestünde.
Acht „Notsitzungen“
Vor einer Weile schon schlug sie vor, die übrig gebliebenen Stunden auch acht zu kürzen, im Laufe der nächsten zwei Jahre beliebig einsetzen zu können. Damit würde man sich nicht abrupt verabschieden und nie wiedersehen, sondern bei brisanten Situationen eine Therapiestunde nutzen können. Damals war ich nicht allzu sehr von der Idee begeistert, heute schlug ich es selbst vor. Ich brauche die Therapie nicht mehr. Aber im Falle eines Falles (Rückschlag etc.) wäre es schön zu wissen, dass meine Therapeutin mir trotzdem zur Seite stünde. Jetzt müssen diese acht Sitzungen nur noch genehmigt werden, dann war’s das.
Undankbar?
Auf dem Rückweg saß ich in der U-Bahn und dachte lange darüber nach, ob ich nicht einen Fehler machte. In vielen Ländern wird der Luxus einer Therapie nicht bezahlt. Außerdem gibt es viele, die eine:n schlechte:n Therapeut:in haben und sich eine gute, kompetente wünschen! Und das würde ich nun wegwerfen?
Aber ich brauche sie nicht mehr. Ich kann nun auf eigenen Beinen stehen. Das sagt meine innere Stimme so laut und deutlich, dass ich sie gar nicht überhören kann.
Und deshalb werde ich die Therapie abbrechen – oder vielleicht auch einfach beenden, denn das Wort „Abbruch“ ist so negativ konnotiert. Mit etwas Glück werde ich die acht Sitzungen erhalten und ggf. innerhalb der nächsten zwei Jahre nutzen.
Eine Therapie zu beenden muss nichts Schlimmes sein. Manchmal ist es auch was Gutes. Ein Zeichen, dass man nun auch ohne kann. Und das finde ich echt schön! ❤
Und das war meine kleine Storytime. Falls ihr irgendwelche Fragen oder Gedanken dazu habt, immer her damit!
Liebe Mia,
das klingt nach einer tollen Entwicklung, auf die du sehr stolz sein kannst! 🎉😘 Und das mit dem Reststundenkontingent für Notfallsitzungen finde ich eine gute Idee. Danke für’s Teilen dieser mutmachenden Entwicklung!
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Danke, liebe Nelia! 🥰
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Liebe Mounia,
ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen und finde es super, dass du dennoch diese Notsitzungen hast. „Abbruch“ klingt echt sehr negativ. Aber Abbruch heißt ja nicht, dass die Therapie nicht erfolgreich war. Offensichtlich war sie es nämlich und das freut mich völlig und ganz für dich 🙏🏼😇
Ich wünsche dir weiterhin alles Gute! Danke fürs offene Teilen 🥰
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Danke für deinen Kommentar! Ja, Abbruch ist definitiv das falsche Wort! Liebe Grüße!
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Eine klasse Entwicklung, die Du da gemacht hast. Vielleicht klingt Beendigung oder Abbruch ja weniger „undankbar“, wenn Du ihr ein Dankeschön entgegenbringst (Blumenstrauß, eines Deiner Bücher, was auch immer…)?
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Über ein Geschenk habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber ich lasse es mir auf jeden Fall durch den Kopf gehen! Danke für die Idee! ☺️
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