5 frühere Anzeichen meiner Essstörung

Eine Essstörung tritt manchmal plötzlich ins Leben, ohne dass einem bewusst ist, wie sie sich still und leise anschleicht und an das Leben kettet. Ich habe versucht den Beginn zu reflektieren und 5 frühere Anzeichen meiner Essstörung festgehalten.

Meine ES ist schon so lange ein Teil meines Lebens, dass ich oft nicht mehr weiß, wie mein Leben davor war. Vor allem aber fällt es mir schwer frühere Anzeichen zu reflektieren, die meine ES bereits ankündigten. Dennoch habe ich ein paar gefunden.

Folgende 5 Beispiele waren frühere Anzeichen für meine spätere Essstörung

1. Viel über Essen reden, aber selbst nichts essen

Zu Beginn meiner Essstörung war mein Gesprächsthema Nummer eins das Thema Ernährung und das Essen an sich. Ich sprach über all diejenigen Dinge, die ich gerne aß, und diejenigen, die ich ungern aß. Bei Ernährungsthemen, die mich interessierten, fragte ich nach und bildete mich damit weiter.

Ein gutes Beispiel ist ein Urlaub mit Freunden, bei dem ich so offensichtlich über das Essen sprach, aber trotzdem immer auf den Nachtisch verzichtete. Heute weiß ich, dass das Reden und die Vorstellung darüber mich dem Essen, dass ich mir nicht erlaubte, ein wenig näher brachte.

2. Für andere backen, aber selbst nichts essen

Als mein Freund und ich uns trennten und meine Essstörung ihren großen Anfang nahm, war mein neues Ventil das Backen. Ich experimentierte mit neuen Rezepten und beglückte meine Mitmenschen mit kalorienhaltigen Ergebnissen (die ich selbst nie anrührte!). Das Backen war für mich eine kreative Abwechslung, aber erneut ein passiver Umgang mit Essen.

3. Ein schlechtes Gewissen beim Essen

Da ich vor meiner Essstörung ein völlig gesundes und ausgewogenes Essverhalten hatte, war es besonders auffällig, dass ich mich plötzlich schuldig dabei fühlte etwas so Ungesundes und Fettiges zu essen. Ich fühlte mich nicht mehr wohl dabei, Produkte zu mir zu nehmen, die mein Gewicht verändern konnten. Leider merkte ich zu diesem Zeitpunkt nicht, dass das ungewöhnlich war – die Krankheit machte mich völlig blind.

4. Nur das essen, was ich will und nichts anderes

Als meine Essstörung ihren Anfang nahm, war ich nicht mehr flexibel. Wenn ich keine Kontrolle mehr über das Gericht hatte, konnte ich es nicht essen. Ich aß bloß, was auf meinen Plan stand und nichts anderes mehr. Das Abendessen zu Hause war mir zu fettig.  Ein Restaurantbesuch brach meine Routine auf. Die Brote, die mein Vater mir noch immer liebevoll schmierte, gab ich Obdachlosen oder schmiss sie weg. Selbst bei meinem Freund (vor der Trennung) konnte ich nicht frühstücken, weil er nicht „meine“ Produkte bei sich hatte.

5. Nach dem Essen Sport machen

Nach jeder schweren Mahlzeit ging ich in mein Zimmer und machte ein paar Squads, machte Sit-Ups oder sprang Seil. Ich brauchte eine Kompensation für das, was ich zu mir genommen hatte. Es wurde zu einer Routine vor dem Essen ein paar Sportübungen zu machen oder nach dem Essen joggen zu gehen.

Das waren meine 5 früheren Anzeichen meiner Essstörung

Wie ihr seht, ging es in allen Beispielen um den Verzicht von Essen. Der Beginn meiner Essstörung war der Beginn in die Magersucht – noch lange vor der Bulimie. Wenn ich das so lese, dann wirkt das auf mich ziemlich eindeutig, aber glaubt mir – ich sah es nicht. Ich wollte es auch nicht sehen.

Falls ihr euch in einem jener Beispiele wiedererkennt, dann bedeutet das natürlich nicht, dass ihr an einer Essstörung leidet! Aber es könnte durchaus bedeuten, dass euer Essverhalten „essgestört“ ist – da ist ein großer Unterschied. Wir alle haben mal ein essgestörtes Verhalten – wenn wir Stress haben, im Urlaub sind oder eine Diät machen. Aber ein essgestörtes Verhalten ist nie „gesund“. Vor allem ist der starke Fokus auf das Essen und der Verzicht darauf sehr problematisch.

Dennoch – ich möchte über niemanden urteilen. Fast jeder von uns fühlt sich schuldig, wenn er oder sie zu viele Süßigkeiten nascht. Und ich möchte auch nicht pauschalisieren, dass es nicht Menschen gibt, die gerne backen, aber selbst nichts essen. Aber Ausnahmen sind trotzdem nicht die Regel.

Eine Essstörung kann wirklich jeden treffen. Selbst die, die sich niemals damit identifizieren würden (ich weiß, wovon ich rede). Und das beste ist, das Problem im Keim zu ersticken, noch bevor es zu einem werden kann. Prävention eben.

Was ist eure Meinung dazu? Kennt ihr eines der Beispiele von euch oder von anderen?

6 Kommentare zu „5 frühere Anzeichen meiner Essstörung

  1. Kann ich zu 100% so bestätigen. Ich denke, hinter diesen Anzeichen stecken dann wiederum der Wunsch, schlank(er) zu sein (deshalb die Angst vor bestimmten Lebensmitteln und der Sport), aber auch der Verzicht, weshalb man (paradoxerweise!) mehr an Essen denkt und sich mehr damit beschäftigt. Der Körper sagt einem dadurch ja schon, dass ihm etwas fehlt.

    Gefällt 1 Person

  2. Danke für deinen Blog ich bin durch die Bücher auf ihn gestoßen .
    Ich habe selbst eine Essstörung und es hilft mir sehr deine Posts zu lesen .

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse eine Antwort zu Über das Leben und Lieben Antwort abbrechen