Da meine Therapeutin derzeit noch im Ausland feststeckt, führen wir unsere Therapiestunden über ein Online Portal. Ich bin froh, dass ich wegen der momentanen Umstände nicht auf sie verzichten muss. Vor allem, weil sie mir zwei wichtige Worte mitgegeben hat: Radikale Akzeptanz.
Vielleicht habt ihr in meinen letzten Posts bereits gelesen, dass mir die Quarantäne etwas zu schaffen macht. In der Therapie rede ich viel darüber. Ich rede über meine Ängste, Sorgen und Vorahnungen.Um die Situation besser zu bewältigen, hat sie mir radikale Akzeptanz vorgeschlagen.
„Sie müssen akzeptieren, dass Sie die Situation nicht ändern können.“
Im ersten Moment erschien mir dieser Vorschlag ein wenig schwammig. Natürlich konnte ich die Situation nicht ändern, ich war ja nicht dumm. Warum sagte sie mir etwas, das ich schon längst wusste?
Weil ich die Situation nicht akzeptierte.
Ich nahm sie hin und beschwerte mich, aber ich akzeptierte sie nicht. Und deshalb fand ich auch keinen inneren Frieden und gab der Angst weiterhin ihren Raum zur Entfaltung. Doch je häufiger sie die Worte „radikale Akzeptanz“ hörte, desto mehr begriff ich ihren Sinn.
Radikale Akzeptanz.
Mir wurde klar, dass ich mich von meinen Ängsten nur dann distanzieren konnte, wenn ich sie erst mal als solche annahm, und nicht ständig gegen sie ankämpfte. Ich akzeptierte also. Ich akzeptierte die Situation und dass ich, so sehr ich wollte, nichts daran ändern konnte. Ich war in meinem eigenen Haus „eingesperrt“, aber das war jetzt so. Mir wurde aus guten Gründen der Kontakt zu anderen Menschen verwehrt, aber das war jetzt so. Ich hatte mehr Essen als sonst im Haus, weil ich nicht mehr so oft raus und einkaufen gehen durfte, aber das war jetzt so. Ich musste es akzeptieren.
Ich musste akzeptieren und loslassen.
Als ich die Situation mit ganzem Herzen akzeptiere, ließ ich sie los. Die Angst war zwar nicht weg, aber der Druck in meinem Bauch, der mir manchmal die Luft zuschnürte, war weg. Ich befand mich mit der Situation ab, und konnte es mir sogar „gemütlich“ bei mir machen und anderen Dingen mehr Wichtigkeit schenken.
Akzeptieren. Einatmen. Loslassen. Ausatmen.
Das tue ich immer, wenn mir die Quarantäne über den Kopf wächst. Ich hole tief Luft, akzeptiere, atme aus und lasse los. Manchmal mehrmals hintereinander. Es beruhigt mich und hilft tatsächlich „loszulassen“.
Radikale Akzeptanz bedeutet nicht, anderen die Gefühle abzusprechen.
Übrigens habe ich vor ein paar Tagen einen Post bei Instagram verfasst, in dem ich mich bewusst von den ganzen „Anderen geht es viel schlimmer“ distanziere. Wir dürfen akzeptieren, aber wir dürfen uns dabei trotzdem fühlen, wie wir wollen.
Was haltet ihr von radikaler Akzeptanz? Stimmt ihr dem Konzept zu oder seht ihr das völlig anders?
Bei Corona greift es: es ist, wie es ist.
In anderen Situationen: scheiß Ehe, scheiß Job usw. finde ich, dass es eher um den Mut geht, etwas zu ändern.
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Ja, gut gesagt! Es ist gerade wie es ist. Bei anderen Entscheidungen hat man definitiv noch die „Möglichkeit“!
Liebe Grüße!
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Haben wir dieselbe Therapeutin?! 😀 Kommt mir sehr bekannt vor…
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Vielleicht 😂😂
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Vielen Dank für diesen tollen Beitrag, Mia: ergreift mich sehr und ich spüre deine Worte für mich als eine Art Heilung. Das mag übertrieben klingen, ist es aber nicht. Denn genau dieser „Klick“, diesen Text, brauchte ich jetzt um für mich selbst weiter zu kommen. Jetzt nähere ich mich der radikalen Akzeptanz wieder neu und vorallem positiv an und merke, dass ich genau das…, genau das jetzt, brauchte! Danke Mia!
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Freut mich sehr, dass mein Beitrag dir helfen konnte!🧡 Liebe Grüße!
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Ich übe mich schon länger daran, nicht Änderbares einfach zu akzeptieren. Und was soll ich sagen? Ich fahre sehr gut damit!
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Das ist toll! 😊🎉
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Wenn ich denke, wie viel ich früher über solche Sachen gegrübelt oder gar geschimpft habe…. alles verschwendete Energie! Durch Grübeln, Schimpfen und Fluchen wird nichts besser, sondern nur meine Laune schlechter.
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