Schluss mit den Vorwürfen – es ist nicht meine Schuld, dass ich krank bin!

Ständig hören wir sinnlose Anschuldigungen für unsere Erkrankungen. Doch damit ist für mich endgültig Schluss. Ich sage euch hier, warum es nicht meine Schuld ist, dass ich krank bin und ich nie wieder einen Vorwurf hören will. 

Es ist immer leichter anderen zu sagen, dass sie selbst schuld sind. 

Alkoholsucht? Selbst schuld, dann trink nicht so viel. 

Drogensucht? Selbst schuld, dann nimm halt keine. 

Essstörung? Selbst schuld, dann iss halt richtig.

Depression? Selbst schuld, dann geh mal wieder aus, anstatt nur allein herumzuhocken. 

Doch hinter all diesen Diagnosen steckt eine psychische Krankheit, die sich weder durch logisches Denken noch durch unsensible Bemerkungen heilen lässt. Der kranke Mensch ist ja nicht blöd – wäre die Heilung so leicht, würde er oder sie einfach gesund werden.

Ich habe mir die Krankheit nicht ausgesucht!

Eines Tages war sie plötzlich da und hat über mein Leben bestimmt. Die Ursachen für ihr Eintreten konnte ich unmöglich vorhersehen. Mein Körperbild, meine Grundannahmen und mein Selbstbild hatten verschiedene Einflüsse und der Ausbruch meiner Essstörung war nichts, was ich verhindern konnte.

Viele kranke Menschen bestrafen sich mit Selbstvorwürfen und das ist nicht gut!

Bei einem Schnupfen kann man leicht sagen, dass er oder sie besser einen Schal hätte tragen sollen; bei einer psychischen Krankheit ist das leider nicht so leicht. Deshalb sind jegliche Vorwürfe anderer und von einem selbst unheimlich kontraproduktiv. Sie beeinträchtigen die Heilung, denn ein schlechtes Gewissen hat noch nie dafür gesorgt, dass wir plötzlich gesund werden. Wenn andere Menschen mich also dafür kritisieren, dass ich krank bin, höre ich es schon gar nicht mehr. Genauso habe ich mir abgewöhnt mich selbst dafür zu verurteilen, dass ich bin wie ich bin.

Es ist nicht meine Schuld, dass ich krank bin!

Dessen muss ich mir immer bewusst sein. Ich sollte mich nicht schlecht fühlen müssen, wenn ich einen Rückschlag erleide und erst recht sollte ich mich nicht schlecht fühlen, weil jemand Außenstehendes es mal wieder besser weiß! Das weiß er oder nie nämlich nicht. Und deshalb muss ich auch nichts auf eine Meinung wie diese geben! Krank zu sein bedeutet nicht die zusätzliche Last zu tragen sich rechtfertigen zu müssen!

Wie seht ihr das?

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16 Kommentare zu „Schluss mit den Vorwürfen – es ist nicht meine Schuld, dass ich krank bin!

      1. Hm, Mia, nicht sehr erbaulich, gerade bei diesen Menschen sollte der Unterschied zwischen einer (Deiner) tatsächlichen Situation und solchen, die manche Menschen sich nur einbilden, klar sein. 🙈 Freundliche Grüße, Olaf

        Gefällt 1 Person

  1. Das ganze Thema Schuld ist meiner Meinung nach generell überbewertet und hindert uns oft daran eine Situation, Krankheit, wasauchimmer anzunehmen und anzuerkennen. Wer Schuld ist, soll sich kümmern und die anderen in Ruhe lassen. Damit macht man es sich eben auch leicht.

    Gefällt 2 Personen

  2. Ja, hinterher ist man immer klüger und als Außenstehender sowieso. Vielleicht wäre ein Umkehren in der Theorie tatsächlich irgendwann möglich gewesen. Aber dazu hätte man das Wissen, sowie die Möglichkeiten (Unterstützung, evtl auch finanzielle Mittel, Unabhängigkeit von ungesunden äußeren Einflüssen, etc) haben müssen, um das wahrzunehmen.
    Nur, wenn man die hatte und sich aktiv dagegen entschieden hat, trotz umfangreichem Wissen und Möglichkeiten (die die allerwenigsten Menschen beide haben dürften), das Risiko einzugehen, kann man auch nur ansatzweise von einer eigenen Verantwortung oder gar Schuld für die aktuelle Situation sprechen. Und selbst dann: was hilft es irgendwem, zu sagen „hättste das mal anders gemacht“?
    Erkältungen sind schnell genug überstanden, dass aus den alten Fehlern gelernt werden kann. Aber Krankheiten, wie Depression, Essstörungen und Suchterkrankungen begleiten einen den Rest des Lebens. Klar kann man sagen „hättste früher XYZ nicht gemacht, hättest du nun nicht das Problem“. Aber hilft das irgendwem weiter? Nein. Natürlich ist es wichtig aus seinen Fehlern zu lernen, um sie nicht (zu oft) zu wiederholen, aber das wissen die Betroffenen auch selber. Abgesehen davon hängt eine so langfristige Erkrankung nicht an „einer Fehlentscheidung“. Da spielt viel mehr hinein und auf das Meiste davon hatte man schlicht und ergreifend nie Einfluss.

    Im Gegenteil. Um aus alten Fehlern wirklich lernen zu können, ist es wichtig, anzuerkennen, dass man zu jedem Zeitpunkt in seinem Leben die bestmögliche Entscheidung getroffen hat, die in Anbetracht der Umstände und des Informationsstands getroffen werden konnte. Nur, wenn man das anerkennt, kann man sich selbst wirklich verzeihen, die Vergangenheit hinter sich lassen und aus der Erfahrung die Dinge lernen, die einen wirklich für die Zukunft weiter bringen. Zumindest ist das meine Überzeugung.

    (Selbst-)Vorwürfe halten einen nur in der Vergangenheit fest. Sie verhindern, dass man eine Zukunft plant, die anders aussieht, als die Vergangeheit. Wenn ich immer nur nach hinten sehe und mich ärgere, dass ich „falsch abgebogen“ bin, hindert mich das daran, mir einen neuen Weg zu suchen, oder auch ein neues, erreichbares Ziel zu setzen und darauf hinzuarbeiten.

    Alles Liebe! Ich finde es super, wie du dich von den wenig empathischen und schlecht reflektierten Aussagen deines Umfelds distanzierst ❤

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    1. Danke für deinen Kommentar! ❤️ ich konnte wieder viele interessante Gedankengänge daraus ziehen!

      Ich denke auch, dass dieses hätte hätte hätte nichts bringt! Der Moment ist ohnehin vorbei und kommt nicht zurück. Es hat nur den Zweck, jemandem Schuldgefühle zu geben. Besonders bei psychischen Krankheiten ist da besondere Vorsicht gefragt. Die Menschen sind meist sehr sensibel und sollten sich nicht schlecht fühlen, bloß weil sie nicht respektvoll genug behandelt werden!

      Liebe Grüße!

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  3. Wer es nicht selbst erlebt (hat), wird es nie ganz verstehen können. Man kann offen und empathisch auf sein Gegenüber zugehen, aber diese Krankheiten sind so unlogisch und komplex, dass es einfach den Horizont vieler übersteigt. Und wie oft haben Menschen Angst vor dem Unbekannten?
    Ich hoffe, dass Aufklärung viel bewirkt, dass vielleicht auch dein Beitrag jemanden zum Nachdenken angeregt hat. Dass Menschen merken, dass jemand der krank ist, der mit sich selbst auf Kriegsfuß steht, jede noch so kleine Bemerkung in diese Richtung, jedes Nicht-ernst-genommen-werden für bare Münze nimmt. Und dass das mehr kaputt macht, als dass es hilft.
    Danke für deinen Text!

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  4. Ich sehe es auch so! Ich bin an sozialer Phobie erkrank und darf ganz oft hören, dass ich selbst schuld bin, durch mein Verhalten etc. und dass ich doch bloß mal unter Leute muss.
    Dieses Wort „Schuld“ ist sowieso ein Wort für sich welches einfach überbewertet ist.

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