Kitschig, aber wahr: Wir müssen uns den Ängsten stellen, wenn wir sie überwinden wollen!

Angst ist oft irrational, aber trotzdem so stark, dass sie uns in Furcht und Schrecken versetzen kann. Wir versuchen sie zu vermeiden, doch das ist nicht die Lösung. Neulich wurde mir wieder vor Augen geführt, wie wichtig es ist, sich den Ängsten zu stellen, wenn wir sie überwinden wollen!

Wie ihr wisst, spreche ich in meinem Blog hin und wieder über meine Ängste

Die Ängste, die ich im Laufe der letzten zwei Jahre hatte, waren nämlich sehr dominant und für mein Leben einschränkend. Eine Zeit lang kam ich gar nicht mehr raus aus meinen vier Wänden und für eine gewisse Zeit unterbrach ich auch die Uni, weil Angstzustände und Panikattacken mein Leben bestimmt hatten. Für den Leistungsdruck in mir war das gar nicht so leicht, doch ich weigerte mich trotzdem, etwas daran zu ändern.

Je mehr ich mich zurückzog, desto weniger wurden die Ängste – und auch die Lebensqualität.

Ich unternahm aus Angst nicht mehr viel und verbrachte die meiste Zeit mit mir oder meinen engsten Liebsten. Ich verließ selten meinen Bezirk, weil ich mir lange Bahnfahrten nicht zutraute. Auch fuhr ich nicht mehr Auto, denn eine ängstliche Fahrerin ist eine schlechte Fahrerin. Ich hatte also offiziell keine Angst mehr – aber auch kein richtiges Leben.

Die Angst ging nicht weg, sie wurde nur ausgebremst.

Und wann immer ich mich vorwärts bewegen wollte, konnte ich nicht, aus Angst, ich würde wieder Angst kriegen. Die Angst vor der Angst – etwas Schlimmeres gab es für mich nicht.

Meine Therapeutin motivierte mich dazu, mich meiner Angst zur stellen.

Ich erzählte ihr nämlich, dass ich es spontan entscheiden würde, am Montag zur Uni zu gehen und es von meinem Gefühl abhängig machen würde. Diese Idee fand sie nicht sehr förderlich, denn sie mutmaßte, dass ich mit dieser Einstellung garantiert nicht gehen würde. Ich nährte meine Angst mit dieser „Offenheit“ nämlich nur und stellte mich meiner Angst nicht. Wahrscheinlich würden mich meine Zweifel zurückhalten.

Was, wenn ich nicht mehr mit dem Stoff mitkomme?

Was, wenn ich die Schlechteste bin?

Was, wenn ich einen blöden Spruch höre, weil ich so lange weg war?

Was, wenn ich wieder Angst kriege?

Ihr Vorschlag also war, dass ich um jeden Preis gehen sollte. Selbst, wenn ich am ganzen Leib zitterte. Selbst wenn mich drei Panikattacken hintereinander überfielen. Ich sollte gehen und dann am eigenen Leibe feststellen, dass es nicht so schlimm war, wie gedacht.

Also werde ich mich am Montag meiner Angst stellen und zur Uni gehen!

Nachdem ich diese Gedanken mit meiner Therapeutin und meiner Instagram Community geteilt habe, fühle ich mich deutlich motivierter, hinzugehen. Zudem versuche ich mich nicht runter-, sondern hochzuziehen und gegen meine Zweifel argumentieren.

Die Uni beißt nicht.

Ich habe meinen Bachelor abgeschlossen, ohne, dass je etwas Schlimmes passiert ist.

Ich kenne dort Leute und bin nicht allein.

Ich kann ja ganz ruhig starten, damit ich langsam reinkomme.

Es ist also etwas ausgelutscht, aber wahr: Wir müssen uns den Ängsten stellen, wenn wir sie überwinden wollen!

Was ist eure Meinung dazu, sich seinen Ängsten zu stellen? Würdet ihr dem zustimmen? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum?

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Eigentlich dachte ich, dass ich mir etwas Gutes tat, in dem ich mich bewusst dazu entschied, zwei Semester lang die Uni auszusetzten. Mir ging es nämlich überhaupt nicht gut – die Angst hatte mich überrannt und war besonders in der Uni sehr präsent. Also eine Pause von all diesem Leistungsdruck, dachte ich mir. Falsch! . Das sagte zumindest meine Therapeutin. Auf die Frage hin, ob ich am Montag wieder zur Uni gehen würde, meinte ich nämlich, dass ich es spontan entscheiden würde. Das war ihrer Meinung nach genau der falsche Ansatz. Würde ich es „spontan“ entscheiden, würde ich dann sicher nicht gehen, weil ich damit die Angst nährte und genug Gründe fände, um nicht zu gehen. Klassische Gedanken von mir waren nämlich tatsächlich: „Ich war ja lange nicht mehr da!“; „Ich weiß nicht, ob ich überhaupt mitkomme!“; „Was, wenn ich wieder Angst kriege?“; „Was, wenn ich wieder Panikattacken kriege?“ . Der Vorschlag meiner Therapeutin also: Ich muss zur Uni! Selbst, wenn ich Angst kriegen sollte! Selbst, wenn ich Panikattacken kriegen sollte! Klingt ziemlich krass, aber nur so soll es mir angeblich möglich sein, die Angst zu überwinden – ich muss mich ihr stellen! . Eure Meinung zum Thema: „Stelle dich deiner Angst“ waren sehr vielfältig (swipe nach links). Und obwohl ich die Qualifikationen meiner Therapeutin nicht anzweifeln will, denke ich auch, dass sich die #konfrontationstherapie auf das Thema Angst nicht pauschalisieren lässt! Dennoch – ich werde am Montag zur Uni gehen! . Was ist eure Meinung zum Thema „Stelle dich deiner Angst?“

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14 Kommentare zu „Kitschig, aber wahr: Wir müssen uns den Ängsten stellen, wenn wir sie überwinden wollen!

  1. Die Angst ist gemein, weil selten das eintrifft, was man befürchtet (also aus meiner Erfahrung). Ausser natürlich, man steuert es fast extra dahin (Self-fulfilling Prophecies). Ich denke schon auch, dass zurückziehen auf Dauer nicht die beste Lösung ist. Ich selber weiss aber auch nicht so richtig, ob die Ängste wirklich weg gehen, wenn man ich ihnen stellt. Vielleicht sollten sie mir auch was zeigen. Weiss nur nicht genau, was:-). Aber ich gebe dir ganz sicher recht, dass es allgemein glaub schon wichtig ist, sich dem Leben zu stellen.

    Liebe Grüsse

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      1. Bei mir persönlich wirkt das mit „sich den Ängsten stellen“ irgendwie nicht so richtig. Mehr hilft mir, dass mir Freunde positive Dinge über mich sagen und mich aufmuntern, da gehen die Ängste eher weg.

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  2. Ich wünsche Dir von Herzen einen guten Neustart morgen an der Uni. Versuch‘ es so anzugehen, wie wir es schon besprochen haben – sieh es zunächst als Chance, Dich weiter zu orientieren, einem Interesse Deinerseits nachzugehen und als Bereicherung für Deine Person, Dein Wissen, Deine eigene Ethik und Asthetik und Dein darauf gründendes Wirken.

    Ich werde auch dabei (morgen beginnend, Denk gern dran, wenn es soweit ist, liebe Mia!) stets Dein freundschaftlicher Begleiter sein, virtuell, und immer, wenn Du das Bedürfnis hast, auch auf den „anderen Wegen“.

    Ich finde Deinen Schritt sehr bemerkenswert und hoffe und wünsche sehr, das er sich schon bald nicht mehr nach Konfrontation anfühlt.

    Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwierig, wie Kraft kostend Konfrontationen mit Ängsten sind. Sie können sehr nahe an das eigene „Limit“ führen. Wer an vielen Ängsten leidet oder gar eine generelle Angsstörung hat, für den wird es meiner Ansicht nach kaum möglich sein, sich allen seinen Ängsten zu stellen, schon gar nicht im Sinne unmittelbarer (und möglicherweise sich wiederholen „müssender“) Konfrontation. Aber eine bewusste und fortwährende Reflexion der Ängste sowie eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit ihnen halte ich für wichtig und für nötig. Auch wenn allein das bei entsprechend betroffenen Personen oft schon eione immense Herausforderung ist.

    Aber es ist essentiell, sich die Ursachen der Ängste immer wieder bewusst zu machen – nur so können sie nach und nach vielleicht doch einen Teil wenigstens ihres Schreckens verlieren, und das Leben mit ihnen wird ein wenig keichter.

    Aufrichtig herzliche und sehr liebe Grüße an Dich! 💖🌟

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  3. Also wenn es um normale, alltägliche Ängste geht, die viele Menschen haben, dann ist es sicher sinvoll sich ihnen zu stellen.
    Doch wenn die Ängste einen pathologischen Charakter annehmen und plötzlich aus dem Nichts auftauchen, dann ist das wahrscheinlich nicht der richitg Ansatz.
    Wenn man plötzlich vor Dingen Angst hat, die vorher kein Problem darstellten, man also eine Störung hat, sollte man eher schauen welches Problem hinter der Störung steht.
    Es fällt ja nichts einfach so vom Himmel.
    🙂

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  4. Ich habe seit zwei Jahren immer wieder mit Phasen in meinem Leben zu kämpfen, wo mich meine Ängste so krass erdrücken und ich das Gefühl habe, dem ganzen einfach nicht standhalten zu können. Ich habe die Agoraphobie mit Panikattacken, was wahrscheinlich ähnlich wie bei dir war. Es gibt keine andere Lösung als sich seinen Ängsten zu stellen und zu üben. Man muss sich einfach klar machen, dass nichts passieren wird und es lediglich die Angst vor der Angst ist die die Panik auslöst. Es ist wirklich nicht leicht und ich habe auch immer wieder Zweifel und starke Ängste mich aus meiner Komfortzone heraus zu trauen, aber wenn man es einmal geschafft hat, fühlt man sich schon viel besser 🙂

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    1. Danke für diese ehrlichen Worte! Das, was du schreibst, kommt mir sehr bekannt vor. Umso mehr freut es mich, dass du das sehr ähnlich siehst, sich den Ängsten zu stellen – auch, wenn es alles andere als leicht ist!

      Liebe Grüße!

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  5. An sich finde ich auch, dass man sich seinen Ängsten stellen sollte. Vermeidung hilft nur kurzfristig, kann aber mittelfristig alles nur schlimmer machen.

    Andererseits denke ich inzwischen gleichwohl, dass man sich in einigen (seltenen) Fällen nicht alles zumuten bzw. alles durchstehen muss.
    Manche Ängste sind durchaus begründet und werden mit erzwungener Konfrontation nicht besser (evtl. auch nicht unbedingt schlimmer – es ist nur sehr unangenehm und bleibt auch trotz Konfrontation unangenehm).

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    1. Danke für deinen Kommentar! Habe ihn erst jetzt gelesen, weil er versehentlich im Spam Ordner gelandet ist! Und ich finde deine Ansicht sehr logisch. Zunächst einmal sind alle Ängste und ihre Umstände individuell und können deshalb auch nicht mit reiner Konfrontation besiegt werden.

      Liebe Grüße!

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