Ja, ich weiß, ich höre mich spießig und alt an. Beautytrends gibt es nun mal, genau wie das Schönheitsideal. Doch in Zeiten plastischer Chirurgie verschwimmt jede Grenze und die Trends werden nicht nur absurder und teurer, sondern auch gefährlicher.
Erst neulich habe ich auf den Heroin Chic-Trend hingewiesen, der die Ära der ausgemergelten Körperformen aus den Neunzigern zurückbringt. Nun folgt der „Buccal Fat Removal“ – ein chirurgischer Eingriff, um sich das Fett in den Wangen entfernen zu lassen.
Ja, richtig. Beim Eingriff wird bei der sogenannten Bichektomie ein Teil des Fetts entfernt, damit die Wangenknochen stärker hervortreten und das Gesicht schmaler wirkt. Und da Fettzellen nicht nachwachsen können, ist der Effekt auch dauerhaft.
Eigentlich liegen Konturen und hervorgehobene Wangenknochen schon seit einigen Jahren im Trend. Etliche Schminkpaletten sind nur darauf ausgerichtet, jenen kantigen Look zu erwecken. Mit dem Buccal Fat Removal hat das Ideal eine neue Schippe draufgelegt, denn so lassen sich die Konturen nicht abschminken. Sie bleiben dauerhaft.
Eigentlich lautet meine Devise ja: Leben und leben lassen. Jede:r bestimmt über seinen eigenen Körper und kann tun und lassen, was er/sie/they will. Das gilt auch für chirurgische Eingriffe. Als Teenager habe ich selbst lange mit dem Gedanken gespielt, mich eines Tages einer Brust-OP zu unterziehen, weil meine Oberweite praktisch nicht existent ist.
Was mir so sauer aufstößt, ist das Risiko, dass der Buccal Fat Removal Trend mit sich bringt. Zwar gilt der Eingriff als nicht besonders gefährlich, doch die Richtung, in die sich das Ideal bewegt, ist es allemal. Ausgemergelt aussehen. Knochen sichtbar machen. Immer dünner werden …
Das Portal der Schönheit schreibt:
Wer an runden Gesichtszügen „leidet“ … W.T.F? Jetzt ist es schon ein Leid, Wangenfett zu haben? Wangenfett???
Und das ist der springende Punkt:
Uns wird suggeriert, dass unser Körper so wie er ist, falsch, hässlich oder gar ungesund sei.
Dabei ist ein Körper bloß ein Körper. Er kann gar nicht falsch sein, er ist richtig so, wie er ist. Die Gesellschaft ist es, die darüber entscheidet, was schön und hässlich ist. Und leider, leider wird gerade bei dem Ideal Frauen zu schmerzhaften Trends zurückgegriffen. Bei den Männern sehe ich die Tendenz aber auch immer mehr (ich sag nur Fitnesswelle!) Und solange das Ideal „das“ vorgibt, werden wir auch nichts anderes als glatte, ebene, schlanke und durchtrainierte Körper schön finden.
Okay, genug gemeckert. Im Grunde wollte ich bloß auf die Absurdität von Schönheitsidealen hinweisen. Früher haben sich Frauen die Kopfhaare gezupft, um eine höhere Stirn zu tragen, heute lassen sie sich Wangenfett entfernen. Meine Hoffnung, den „normalen“ Körper, so wie er ist, irgendwann als Trend zu erleben, bleibt wohl vergebens, denn solange man mit ihnen Geld machen kann, sieht der Kapitalismus keinen Sinn daran, irgendwas zu ändern. Und schließlich geht es ja nur darum, oder?