Es gibt eine Bandbreite an unterschiedlichen Formen von Essstörungen. Die drei verbreitesten sind Magersucht, Bulimie und die Essanfallstörung. (Binge-Eating). Letztere empfinde ich als genauso gefährlich wie beide anderen. Aber leider wird Binge-Eating oft nicht als Krankheit anerkannt.
Es hat lange gebraucht, bis ich mir selbst eingestand, dass ich eine Essstörung habe. Und warum? Weil ich nur zwei Radikale kannte. Extrem dünn oder extrem dick.
Muss eine Essstörung optisch sichtbar sein?
Viele Menschen haben einen durchschnittlichen Körperbau und trotzdem eine Essstörung. Ich würde mich sogar zu dieser Kategorie zählen. Eine Bekannte teilte mir jedoch kürzlich mit, dass ihre Freundin offener mit ihrer Krankheit umgeht, diese jedoch nicht anerkannt wird (weil es angeblich keine „schlimme“ ist). Sie besteht schließlich nicht nur aus Haut und Knochen, oder kann vor lauter Übergewicht kaum stehen. Ich konnte den Worten kaum glauben, als ich es hörte. Andererseits habe ich auch keine objektive Wahrnehmung mehr zu diesem Thema.
Was macht eine Essstörung aus?
Ist es etwa der Verzicht auf Essen? Oder das Übergeben davon? Für mich bedeutet eine Essstörung, sowohl für den Körper als auch für die Nahrung eine ungesunde Wahrnehmung zu haben. Sobald Essen zum Zwang wird und nicht mehr nur den Hunger stillt, sondern als Ventil fungiert, wird es ungesund.
Hand aufs Herz:
Wird die Essstörung Binge-Eating von „gesunden“ Menschen nicht anerkannt? Dies ist eine Frage, die mich wirklich interessiert. Denn ich frage mich, was die Allgemeinheit denkt. Es gibt hierbei kein richtig und falsch bei der Antwort.
Nachdem ich meine Schwester gefragt hatte, lautete die Meinung. dass sie ohne mich nicht den Sinn dieser Krankheit verstehen würde. Sie kannte Anorexie und Bulimie. Binge-Eating war ihr vorher völlig fremd. Ich war überhaupt nicht sauer – im Gegenteil! Ich war froh, dass ich wusste, wo ich ansetzen musste.
Eine Essanfallstörung ist real! Und sie ist sehr gefährlich.
Wie ich diese Nachricht verbreiten will, weiß ich noch nicht. Aber sobald ich es weiß, werde ich es euch wissen lassen! 🙂
Ich bin absolut deiner Meinung! Ich habe selbst im Psychologiestudium gemerkt, dass Binge Eating den meisten Studenten vollkommen fremd ist. Von Bulimie und Magersucht gibt es zumindest oft ein vages – wenn auch häufig falsches – Bild.
Alles Liebe
Julia 💜
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Danke für deinen Kommentar 🙂
Ja, es ist echt skurril, wie sehr diese Form untergeht und nicht thematisiert wird! Dabei finde ich sie genauso wichtig!
Liebe Grüße!
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Puh, gute Frage. Für mich gehört Binge Eating genauso zu den Essstörungen wie alle anderen Formen davon auch. Aber ich war auch selbst mein halbes Leben lang betroffen und bin von daher keine gute „Stichprobe“ für das, was Menschen ohne ES denken.
Für mich macht eine Essstörung nicht nur das Verhalten aus. Als ich in der Klinik war, habe ich wieder gelernt, normal zu essen. Ich habe gekämpft um jeden Bissen, habe stundenlang mit mir gerungen, um nicht zu erbrechen, und es ist mir meist gelungen, weil ich es so sehr wollte. Aber in meinem Kopf waren die Gedanken genauso furchtbar und noch viel schlimmer. Jedes Gramm mehr eine Qual, jede Mahlzeit eingelegt in eine grosse Portion Selbsthass, jeder Blick in den Spiegel vor Ekel und Verachtung triefend. DAS macht die Essstörung für mich aus. Das Zwanghafte. Die Gedankenkriege. Die inneren Schlachten, die du auch dann ein Stück weit verlierst, wenn du sie gewinnst. Das Leiden unter den eigenen Gefühlen. Und das bleibt alles noch lange, auch wenn das Essverhalten längst wieder normal ist.
Binge Eating ist schliesslich nicht „ein bisschen zu viel essen, weil’s so gut schmeckt“. Binge Eating ist auch nicht „ein bisschen pummelig sein, weil man sich’s halt gutgehen lässt“. Binge Eating ist genauso die Hölle wie Bulimie, nur, dass das Erbrechen danach wegfällt. Die Gedanken und Gefühle dürften genauso qualvoll sein wie bei jeder anderen Essstörung auch. Und das ist es, was diese Essstörung gefährlich macht. Auch wenn statistisch gesehen Anorexie, Adipositas und Bulimie dem Körper mehr schaden – die Seele leidet bei Binge Eating genauso und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr, weil dieses Leiden zu oft nicht ernstgenommen wird.
Alles Liebe für dich
Elín
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Liebe Elín, Danke für deinen ehrlichen Kommentar! Und du hast absolut recht. Der Zwang macht eine ES aus! Und das Binge Eating der Seele schadet, kann ich auch nur unterstreichen.
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Einfach nur danke! ❤️
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Wie lieb von dir!!❤️❤️ immer gerne!
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So treffend beschrieben… und so traurig!
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Vielen liebe Dank! Es ist traurig, aber es muss auch gesagt werden!
Liebe Grüße!
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