Dieser Titel setzt sicher viele Gedanken in Gang. Schließlich befindet sich dort eine Anspielung auf einen gesundheitlich belasteten Körper, sowie der Aussage, mehr Sorge von anderen Menschen empfangen zu wollen.
Ich erkläre euch hier, was es mit dem Zitat auf sich hat und warum er leider mit jeder Silbe stimmt.
Die Bezeichnung dünn zu sein, war ein Kompliment für mich.
Als ich inmitten eines grausamen Liebeskummers immer weniger aß, nahm ich natürlich eine Menge ab. Die meisten meiner Mitmenschen bemerkten es und sprachen mich sorgenvoll darauf an. Ich (dem ganzen noch gar nicht bewusst) stritt ab, dass irgendwas nicht mit mir stimmte. Doch wann immer mir jemand mit einem ernstem Ton sagte, dass ich viel Gewicht verloren hatte, klangen die Worte wie Musik in meinen Ohren. Ich war ehrlich erfreut darüber. Warum, wusste ich auch nicht. Es macht eigentlich keinen Sinn, sich für über etwas zu freuen, was ganz und gar nicht als Kompliment gedacht war. Oder doch?
Eine stille Botschaft von meinem Unterbewusstsein
Es dauerte ungefähr zwei Jahre, bis ich herausfand, warum ich Euphorie für diese „Anti-Komplimente“ empfand. Der Grund lag eigentlich ganz klar auf der Hand. Doch ich war zu blind, um ihn überhaupt wahrzunehmen.
Die Menschen sorgten sich um mich. Sie wussten durch meinen mageren Körper, dass etwas nicht mit mir stimmte – und dass ohne, dass ich es aussprechen musste. Und wann immer es jemandem auffiel, freute es mich.
Eigentlich rede ich in Konversationen selten über mich. Ich komme eigentlich nie mit meinen eigenen Problemen an – nur wenn ich explizit danach gefragt werde. Ich dachte immer, dass ich zufrieden damit wäre, nicht zu viel von mir preiszugeben, aber vielleicht habe ich mein Unterbewusstsein selbst belogen. Tief in mir spüre ich, wie mein Geist nach ein paar Emotionen lechzt. Still wartet er auf Mitgefühl, Liebe und Sorge. Und er will Aufmerksamkeit. Vielleicht als mögliches Zeichen seiner Existenz.
Der sprechende Körper?
Das Körpergefühl und die Psyche sind fest miteinander verknüpft. Es gibt Menschen, die in stressigen Situationen einen Ausschlag kriegen. Andere bekommen Durchfall, Schluckauf, oder Atemnot. Ich habe sogar von einem Fall gehört, in dem ein Junge aufgehört hat zu wachsen, weil die traumatischen Erlebnisse seiner Kindheit sein Körpergefühl belasteten.
Nicht nur die Psyche kann uns etwas mitteilen, auch der Körper tut es. Und wenn wir diese Veränderungen wahrnehmen, dann sollten wir in uns gehen und mit unserem Körper und Geist sprechen (ich hoffe, das klang nicht zu abgedroschen). Es sollte nicht soweit kommen, sich abzumargern, damit unsere Liebsten eventuell auf die Idee kommen, das etwas nicht stimmt. Kein Gefühl ist es wert, seine Gesundheit aufs Spiel zu setzen und immer tiefer in die Sch**** zu reiten.
Nach dieser Erkenntnis habe ich mir vorgenommen, mehr über mich und meine Gefühle zu reden. Ich gebe zu, dass es nicht immer funktioniert und ich nicht selten in meine alten Muster rutsche. Ich weiß nicht, warum ich nicht einfach zugeben kann, wenn etwas nicht mit mir stimmt. Aber es bringt nichts, ständig bescheiden zu sein und darauf zu hoffen, dass andere Gedanken lesen können.
Meine Worte zum Sonntag: Miteinander Reden! Sich austauschen und gegenseitig auffangen. ♥
Liebe Mia,
das, was Du über den „sprechenden“ Körper schreibst, gilt auch für manche nicht verstandene Seele. Ich schreibe das aus sehr eigener, sehr persönlicher Erfahrung. Die Seele ruft „Hilfe“, möchte Aufmerksamkeit – nur, sie schämt sich zugleich dafür.
Und mit das Schlimmste ist dann, wenn Menschen „von außen“ sie dabei „ertappen“, wie sie um eine bestimmte Aufmerksamkeit bittet und darüber urteilen, das „bewerten“. Das ist dann kaum auszuhalten.
Es gibt sehr, sehr wenige Menschen, die sich da hinein versetzen können.
Das, was Du hier über die Aufmerksamkeit, um die ein abmagernder Körper biuttet, geschrieben hast, habe ich sehr gut nachvollziehen können. Ich glaube, da gibt es durchaus Ähnlichkeiten.
Du weißt:
Wann immer Du willst, wann immer Du möchtest – hier ist einer zum Reden, zum Austauschen, und auch zum Auffangen!
Ganz liebe Sonntagabendgrüße! ❤
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Danke, lieber sternfluesterer! Sie schön, dass du dich in diese sehr abstrakte Situation hineinversetzen konntest! Und einen zweiten Dank gibt es für deinen letzten Absatz! ❤️
Nur die liebsten Grüße!!
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Liebe Mia,
ich glaube, ich kann gut nachvollziehen, was du schreibst. Ich wünsche mir auch manchmal, dass sich Menschen um mich sorgen, ohne, dass ich was sagen muss.
Es ist der Wunsch, geliebt und gesehen zu werden.
Dass ich oft aber mit den Erwartungen der sich-sorgenden Menschen an mich nicht umgehen kann, steht auf einem anderen Blatt…
Wir werden so sozialisiert, dass „Jammern“ oder auch nur einfaches „eigene Ängste/Bedürfnisse anzusprechen“ ja nur „fishing for compliments“ ist und somit negativ.
Also müssen sich der Körper und Seele andere Wege suchen, das zu bekommen, was sie eigentlich dringend benötigen – und das geht dann meistens irgendwie über Krankheit.
Und weil das widerum einige auch wissen/ahnen, nehmen sie aber auch diese Krankheiten nicht ernst. Man bekommt dann schnell den Vorwurf der ‚Manipulation‘ zu hören. Jemand der Aufmerksamkeit braucht „nutzt seine Mitmenschen aus“…
Diese Betrachtungsweise finde ich schon lange sehr kritisch. Ja, es gibt Fälle, in denen ein Maß an Aufmerksamkeit gewünscht/benötigt wird, das wir nicht bereit/fähig sind zu geben. In diesen Fällen ist es auch wichtig, Grenzen zu setzen. Aber das sollte meines Erachtens nicht gemeinsam mit einer Devaluierung des dahinter liegenden Bedürfnisses der anderen Person einher gehen – tut es aber allzu oft… Und dann werden die Menschen noch kranker…
Umso wichtiger ist es, sich Herzensmenschen zu suchen, die einen in den eigenen Bedürfnissen ernst nehmen und achtsam mit einem umgehen und die ihre eigenen Grenzen auf freundliche Art setzen können.
Naja, das ging mir dazu nur durch den Kopf… Wie relevant das tatsächlich zu deinem Beitrag ist, bin ich mir gerade gar nicht so sicher *lach*…
Liebe Grüße und alles Gute dir!
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Ganz und gar nicht, liebe Grübel-Eule, ich finde deine Worte sehr relevant!!Die Furcht davor, sich nicht zu öffnen und gleichzeitig Angst zu haben, als „Mädchen mit Aufmerksamkeitsproblem“ zu gelten, verstehe ich sehr! Es tut gut, dass Menschen wie du diese spezifische Situation verstehen und sogar nachvollziehen können! Danke dafür! ❤
Liebe Grüße!
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Das freut mich sehr zu hören!
Ich bin einfach ein bisschen ins Reflektieren geraten und war so in meinem Schreibfluss drin, dass ich nicht mehr wirklich einschätzen konnte, ob meine Worte überhaupt noch themenbezogen waren 😅
Ich finde es immer wieder spannend, zu sehen, wie ganz oft hinter vielen der Krankheiten, die wir alle hier so haben, im Grunde ganz ähnliche Ursachen stecken und diese sich eben je nachdem, wie wir dann sozialisiert wurden und wie genau unsere Erfahrungen bisher ausgesehen haben, unterschiedliche Outlets suchen…
Im Grunde ist es doch (fast) immer nur das innere Kind, das verletzt ist, weil es in irgendeiner Form zurückgewiesen wurde und weil seine Bedürfnisse im besten Falle nicht ernst genommen, im schlimmsten Falle völlig ignoriert oder gar missbraucht wurden…
Ganz liebe Grüße zurück ❤
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Also „nur“ (das innere Kind) in Anführungszeichen…
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😀
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