Manchmal wird es erst schlimmer, bevor die Besserung eintritt – Fear Food überwinden

Vieles im Leben erfordert Kontrolle, so auch das Essen. Aber da Essstörungen von ständiger Kontrolllosigkeit gezeichnet werden, möchte ich euch einen motivierenden Impuls weitergeben, der besagt, dass es manchmal erst schlimmer wird, bevor die Besserung eintritt. Vor allem bei Fear Food.

Vielleicht kennt ihr das Phänomen aus persönlichen Erfahrungen. Ein ähnliches Beispiel ist für mich der Beginn der Therapie. Anfangs kamen viele verdrängte Gefühle bei mir hoch. Im nächsten Schritt wurden sie verarbeitet. Es wurde also erst schlimmer, und dann besser.

Beim Essen ist das genauso.

Fear Food bezeichnet den Begriff für Essen, das man sich verbietet. Ich kann davon ein Lied singen, denn ich verbat mir eine ganze Menge. Natürlich war der Verzicht auf Fear Food keine langfristige Lösung, denn ich wollte ja wieder gesund werden und essen, ohne von einem schlechten Gewissen oder Essanfällen heimgesucht zu werden. Deshalb suchte ich nach Lösungswegen.

Konfrontationstherapie: Stelle dich deinem Essen

Eigentlich habe ich gemischte Gefühle zu Konfrontationstherapien, aber in diesem Fall kann ich sagen, dass sie mir in Bezug aufs Essen geholfen haben. Ich ging das Ganze Schritt für Schritt an und kaufte mir „Fear Food“, das ich in vorsichtig in meinen Essplan einzubauen versuchte. Als Beispiel wählte ich Butter.

Ich wagte den Versuch und kaufte mir nach Jahren eine Packung Butter.

Anfangs wurde es schlimmer, weil die Butter eine süchtigmachende Wirkung auf mich hatte. Ich aß ein Butterbrot nach dem anderen, und konnte meinen Konsum nicht kontrollieren. Am Ende schmiss ich die Butter verzweifelt in den Müll, weil ich aufgeben wollte. Aber das war natürlich der falsche Ansatz, denn ich wollte Essen lernen und nicht vermeiden.

Einige Zeit später kaufte ich wieder Butter, versuchte mich jedoch an einer Light Version, die ich (vermutlich nur wegen des Placebo Effekts) deutlich besser kontrollieren konnte. Beim dritten Versuch wurde es noch leichter. Beim vieren noch leichter. Ich aß, ohne in einen Essanfall zu verfallen.

Heute esse ich wieder Butter. Weil ich mich meiner Angst gestellt habe.

Und wisst ihr was? Butter ist echt geiler Scheiß 😀 keine Ahnung, wie ich all die Jahre auf das Zeug verzichten konnte. Dieselbe Konfrontationstherapie machte ich übrigens auch bei Käse und Brot (zwei Produkte, die ich jahrelang nicht kontrollieren konnte).

Inzwischen habe ich einen Kühlschrank, in dem sich Butter, Käse und weiteres Fear Food Gesellschaft leisten. Meistens habe ich eine Pizza im Gefrierfach. Brot ist ebenfalls  da. Natürlich bin ich noch längst nicht am Ziel, denn es gibt vieles, das ich nach wie vor nicht in meinen eigenen vier Wänden beherbergen kann. Aber ich versuche es weiterhin!

Vielleicht motiviert euch mein Beitrag dazu, euch zukünftig mal mit eurem „Fear Food“ auseinanderzusetzen.

Kleine Schritte lautet das Stichwort. Denn egal, wie viel Zeit ihr euch lasst, ihr kommt irgendwann auch ans Ziel! 🙂 Manchmal wird es erst schlimmer, bevor die Besserung eintritt! ♥

PS.: Denjenigen, die panische Angst vor dem Zunehmen haben, kann ich sagen, dass sich meine Figur, jetzt, wo ich wieder Butter esse, nicht wirklich verändert hat. Denn ein Brot mit Butter hat keinen großen Einfluss auf unser Gewicht!

Wie geht ihr mit eurem „Fear Food“ um? Habt ihr auch Tricks, die ihr anwendet?

PS.: Mein Buch „Zwischen meinen Worten“ ist jetzt erhältlich!

zwischen_meinen_worten

 

6 Kommentare zu „Manchmal wird es erst schlimmer, bevor die Besserung eintritt – Fear Food überwinden

  1. Ich hab mich da tatsächlich total an dir orientiert: einzelne Portionen kaufen und wenn man trotzdem Angst vor einem „Ausrutscher“ hat, mit anderen zusammen essen 😬

    Und in guten Phasen sage ich mir wie ein Mantra, dass ich mir und meinem Körper vertrauen kann und dass mein Körper mir im Rückzug ebenso trauen kann. Also ich kann mir und meinem Körper darin vertrauen, dass wir aufhören, wenn wir mir dem Essen anfangen und mein Körper kann mir darin vertrauen, dass ich ihn ausreichend versorge – aber das klappt echt nur in wirklich guten Phasen bisher 😀

    Liebe Grüße!

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  2. Oh toller Beitrag!! Das macht mir gerade richtig Mut! Butter steht übrigens auch auf meiner Fear Food Liste ganz weit oben. 😁 Zwar sträubt es sich innerlich noch ein wenig in mir, wenn ich daran denke, dass ich meine Fear Foods zu Hause habe. Aber dein Ansatz gefällt mir und der Beitrag hier macht mir Mut. 😊❤️

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