Raus aus der Essensroutine … und rein in den Rückfall?

In der Recovery dreht sich alles rund ums Essen lernen. Besonders hilfreich sind dabei Essensroutinen – aber was, wenn diese ausfallen? Heißt es dann gleich Rückfall?

Essensroutinen?

Damit gemeint sind jene Routinen, die uns während des Essens helfen. Ein festgesetzter Ort zum Beispiel, der ein bestimmtes Gericht. Bei mir ist mein tägliches Schokomüsli zum Beispiel zur Routine geworden, das ich jeden Tag in der Küche esse. Dazu einen Kaffee oder Tee, danach vielleicht noch ein bisschen Obst. Und das jeden Tag.

Routinen können einerseits dabei helfen, wieder in einen regelmäßigen „Essensrhythmus“ zu kommen, und andererseits Fear Food regelmäßig einzubeziehen. Ein regelmäßiger Nachtisch zum Beispiel, bestehend aus einem Muffin oder so.

Und überhaupt haben fast alle von uns gewisse Essensroutinen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und ist oft dasselbe.

Ob diese Essensroutinen auch Nachteile mit sich bringen können? Definitiv! Aber dazu komme ich gleich. Erst mal geht es darum, was passiert, wenn die Routine aufgebrochen wird.

Der Bruch der Essensroutine

Hin und wieder kommt etwas der Routine in die Quere. Ein Geburtstag, eine Reise, irgendwas – das einen dazu zwingt, entgegen der Routine zu essen. Dabei ist das Produkt an sich immer besonders wichtig.

Bei mir war es früher immer so, dass ich beim Aufbrechen der Routine wieder rückfällig geworden bin, sprich Heißhungerattacken, Essanfälle, bulimische Ausbrüche). Ich konnte das „andere“ Essen nicht richtig rationieren, und war derart überfordert, weil ich keine Kontrolle hatte. Oft artete es in einem Essanfall aus, egal, wie „stabil“ ich davor geglaubt gewesen zu sein.

Und damit kommen wir auch zu den Nachteilen der Essenroutinen…

Nachteile der Essensroutinen

1. Essenroutinen halten sich an Regeln, und wie wir alle wissen, soll es bei einem gesunden Essverhalten keine Regeln geben, weder die Uhrzeit noch das Essen.

2. Essensroutinen beschränken sich nur auf bestimmte Produkte, was bedeutet, dass die Ernährung nach wie vor restriktiv ist. Ob dabei auch „ungesundes“ Zeug dabei ist, spielt keine Rolle – die Ernährung ist nach wie vor einseitig.

3. Esssensroutinen suggerieren Kontrolle, dabei ist es die Essstörung, die uns kontrolliert, und überhaupt müssen wir dringend lernen, Kontrolle abzugeben.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass Essensroutinen einem zwar helfen können und manchmal auch automatisch entstehen, aber auch Gefahr laufen, „intolerant“ in Bezug auf anderes Essen zu werden. Und damit hat man die Essstörung weder bekämpft noch überwunden.

Essensroutinen bewusst aufbrechen

Deshalb appelliere ich auch daran, sich an neue Dinge zu wagen. An einen neuen Aufstrich oder ein ganz neues Brot. Egal, was ihr esst, in der Recovery ist es wichtig, „es“ nicht nur die ganze Zeit zu essen. Es muss nicht jeden Tag so sein, aber immerhin regelmäßig genug, damit spontane Routinebrüche einen nicht derart aus der Bahn werfen.

Essenroutinen können einen auch nach Jahren überfallen

Und da ich immer ehrlich zu euch bin, gestehe ich, dass es mir auch nach Jahren schwerfällt, Routinen aufzubrechen. Jetzt zum Beispiel bin ich bei meiner Mutter, und es hat mich die größte Überwindung gekostet, nicht zum nächstgelegenen Supermarkt zu fahren und „mein Zeug“ zu kaufen. Stattdessen habe ich mich an dem bedient, das vorhanden war. Ich wurde kreativ und – oh Wunder – habe es überlebt! Das ist nämlich das Heimtückische an der Angst. Sobald man sich ihr stellt, nimmt man ihr den Wind aus den Segeln, und zugleich auch die Macht über einen selbst.

Was, wenn beim Aufbrechen der Routine trotzdem Rückfälle aufkommen?

Ja, auch das kann passieren. Aber trotz eines Rückfalls lauft ihr in die richtige Richtung. Indem ihr die Kontrolle abgebt, und etwas Neues wagt, macht ihr einen riesigen Schritt in Richtung Heilung. Selbst, wenn es sich anfangs für euch nicht so anfühlt. Wichtig ist, weiter dranzubleiben, und sich nicht hinter den sicheren Routinen zu verstecken. Denn diese könnten euch früher oder später ins Verderben stürzen.

Was haltet ihr von Essensroutinen? Habt ihr Anmerkungen oder weitere Gedanken dazu?

Falls ihr zu den Routinen sogar auch Essenspläne habt, erkläre ich hier in diesem Beitrag, warum ich sie nur sinnvoll finde, wenn sie die Recovery vorantreiben und nicht ausbremsen!

Werbung

4 Kommentare zu „Raus aus der Essensroutine … und rein in den Rückfall?

  1. Ich habe tatsächlich keine Essroutine. Es klingt lahm, aber es ist wirklich so. Ich esse unglaublich durcheinander, vielfältig und da ich keinen geregelten Job habe, auch oft zwischendurch. Genau deshalb musste ich mich relativ schnell Ängsten stellen. Zusätzlich hat mein Kreislauf es beispielsweise auch nicht mitgemacht, wenn ich den ganzen Tag im Op stand, dass ich zwischendurch nicht einmal kurz irgendetwas gegessen haben … Es musste einfach sein und das war tatsächlich gut so.Ich freue mich, dass ich da ganz auf meinen Körper höre und inzwischen auch gerne einmal ausprobiere, mich im Supermarkt bewusst umschaue und keine Probleme damit habe. Tatsächlich wird es nur dann schwer, dass alles einzuhalten, wenn ich Stress habe. Da ich nämlich keine Routine habe, esse ich dann meist nichts. Ich schiebe es vor mir her und ignoriere, Nein, vergesse eher sogar, dass mein Körper etwas braucht, dass ich ihm gerade bewusst oder auch unbewusst verwehre.
    Dein Beitrag hat mich nachdenklich gemacht und gleichzeitig ermutigt mir vielleicht genau für diese Tage eine Art Routine zu entwickeln. Dass ich an stressigen Tagen, in stressigen Wochen nicht vergesse, sondern genauso dran bleibe, wie sonst auch.

    Danke!!

    Gefällt 1 Person

    1. Das ist eine tolle Entwicklung und überhaupt nicht lahm! Es ist so wichtig, auf seinen eigenen Körper zu hören! Das mit dem Stress kann ich total verstehen! Gerade in solchen Momenten finde ich es immer wichtig, besonders stark auf den Körper zu hören! Aber das ist alles ein Prozess! Ganz liebe Grüße! ❤

      Like

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s