Monatsblutung und das Große Fressen

Ein paar Wochen war es hier etwas stiller als sonst, doch nun komme ich mit einem Thema, das wohl jede menstruierende Person mit Essstörung kennt, und vermutlich auch belastet: das Große Fressen bei der Monatsblutung.

Ja, ich weiß, ich provoziere gern mit meinen Titeln, aber offensichtlich ist da irgendwas, das euch an diesem Thema interessiert, oder? 🙂

Alright, die Periode also. Für jede:n geht sie mit unterschiedlichen Symptomen einher. Die einen plagen sich mit Schwindel, Übelkeit und starken Rücken- und Unterleibsschmerzen, während wieder andere nur einen aufgeblähten Bauch und ein unangenehmes Ziehen verspüren, oder manchmal sogar gar keine Schmerzen haben.

Bei mir ist während der Periode der Eisenmangel besonders stark, was zu Schwindel, Kopfschmerzen und unendlicher Müdigkeit führt. Außerdem Stimmungsschwankungen, aber vor allem HUNGER. Riesenhunger. Gigantischer Hunger.

Und wie soll ich sagen? Für eine Person mit Essstörungsvergangenheit ist der Extremhunger während der Periode eine ziemlich heikle Sache.

Essstörung und Periode

Das Themenfeld Essstörung und Periode ist extrem umfangreich und unmöglich in einem einzigen Blogbeitrag zusammenzufassen. Viele plagen sich mit Periodenverlust, da bei einer Essstörung der Körper derart belastet ist, dass er in eine Art Energiesparmodus geht und sämtliche Ressourcen einzusparen versucht. Aber darauf will ich gar nicht eingehen (vllt irgendwann in einem eigenen Beitrag), sondern eher auf den andauernden Hunger.

Monatsblutung und das Große Fressen

Meist beginnt es schon einige Tage vor der Periode. Der Hunger ist größer, besonders auf Süßes, wie Schokolade. Und wenn die Blutungen dann einsetzen, wird es auch nicht besser, im Gegenteil. Ich esse und esse und esse.

In der Hochphase meiner Essstörung bleib meine Periode aus, doch als sie einsetzte und mit ihr der Hunger, versuchte ich das Grummeln im Magen einfach zu verdrängen. Völlig falscher Weg natürlich (Ich sag nur Heißhunger und Essanfall). Ich drehte mich also im Binge Eating-Teufelskreis, und kam nicht raus, weil ich bei all den vielen Kalorien erst recht das Bedürfnis hatte, weniger zu essen.

Fressflash bei Monatsblutung = Extremhunger?

Über Extremhunger habe ich in diesem Blog bereits berichtet. Er ist NICHT das gleiche wie Binge Eating, denn auch, wenn beim Extremhunger extrem viel gegessen wird, so wird dies bewusst getan – bei Binge Eating befindet man sich oft in einem Rausch, isst vieles querbeet und weiß am Ende meist gar nicht, was man alles gegessen hat.

Aaaber: Extremhunger kann zu Binge Eating werden und zwar, wenn man ihn unterdrückt (so wie ich es leider getan habe). Und deshalb sollte man den Extremhunger in jedem Fall zulassen – selbst wenn man viel isst, selbst wenn man zunimmt.

Für mich sind die Fressflashs bei Monatsblutungen mit Extremhunger gleichzusetzen, da in beiden Fällen der Körper ganz klar nach Nahrung verlangt und es in beiden Fällen zugelassen werden muss. Und ja, natürlich kann es ziemlich überfordernd sein, zumal die Periode nicht selten sehr unangenehm und schmerzhaft ist. Dass auch noch das schlechte Gewissen wegen des vielen Essens hinzukommt, ist manchmal mehr als man verkraften kann.

Monatsblutung und stärkere Körperkomplexe

Wie bereits erwähnt, kann es während der Periode zu einem aufgeblähten Bauch kommen, was die Angst suggeriert, dass man zugenommen haben könnte. Für viele Menschen ist der Bauch die stärkste „Problemzone“, mit der ohnehin viele unzufrieden sind. Wir essen also nicht nur mehr, wir fühlen und noch dazu unwohler in unserem Körper, was in uns noch stärker das Gefühl weckt, dagegen „anzukämpfen“.

Aber nochmal: Den Drang zu unterdrücken, lässt ihn nicht verschwinden.

Lange Rede kurzer Sinn: Lasst das Essen zu!

Während der Monatsblutung stehen wir unter Hochleistung, unser Körper erneuert die Gebärmutterschleimhaut und sortiert unbefruchtete Eibläschen aus. Das ist ganz schön viel Arbeit, die die nötige Energie fordert. Die Angst mag groß sein, aber ihr durchbrecht den Teufelskreis nur, wenn ihr trotzdem esst. Auch wenn es euch „zu viel“ erscheint.

Und falls eine menstruierende Person in eurem Bekanntenkreis nicht solche Fressflashs hat, dann lasst euch davon nicht verunsichert. Wie gesagt tickt jeder Körper anders.

Kleiner Tipp: „Esst ausgewogen.“

Bei einem niedrigen Blutzuckerspiegel ist es kein Wunder, dass irgendwann der Heißhunger aufkommt. Esst also ausgewogen, und deckt euren Körper sowohl mit Kohlenhydraten als auch Fetten und Proteinen ein. In meinem Fall muss ich besonders auf eine ausreichende Eisenzuvor achten, weil ich sonst an zu starker Anämie leide.

Seid nett zu eurem Körper

Euer Körper ist ein wahres Wunderwerk. Stoßt ihn nicht von euch und feiert ihn stattdessen für seine wunderbaren Eigenschaften. Er mag manchmal etwas aufgebläht sein, doch er ist trotzdem jeden Tag an eurer Seite, trägt euch überall hin und hat schon so viel mit euch zusammen durchgestanden. ❤

„Ich verstehe das alles, aber kann es trotzdem nicht sein lassen“?

Wenn ihr das Gefühl habt, dass ihr es einfach trotzdem nicht könnt – dass ihr es einfach nicht schafft mit dem Kalorienzählen aufzuhören usw. – dann sucht euch bitte Hilfe. Manchmal steckt man in einer Sackgasse, und kommt nicht mehr raus, egal, wie sehr man es versucht. In diesem Fall können einem „professionelle“ Menschen oft eher unterstützen, oder auch Coachings. Was es auch ist, ihr verdient Hilfe, und vor allem ein Leben ohne Zwänge. Denn kleiner Reminder: Essstörungen sind lebensgefährlich.

Abschließend möchte ich euch gern den schönen Gastbeitrag von der lieben Saskia (Bunte Zebras) ans Herz legen. Dort erzählt sie, wie sie es geschafft hat, mit dem Kalorienzählen aufzuhören.

Wie ist es bei euch während der Periode? Habt ihr auch so großen Hunger? Könnt ihr das Essen zulassen?

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