Essstörungen sind lebensgefährlich

Essstörungen sind psychische Krankheiten, die einen langen Genesungsprozess brauchen. Und sie sind auch lebensgefährlich.

Lange Zeit war ich unentschlossen einen Beitrag über ein so ernstes und sensibles Thema zu schreiben. Der Grund dafür hatte unter anderem damit zu tun, dass ich selbst sehr sentimental darauf reagierte, als meine Therapeutin mit mir darüber sprach. Ich weiß, dass Menschen immer unterschiedlich auf die Themen Krankheit und Tod reagieren, daher möchte ich hier eine TRIGGERWARNUNG ausschreiben.

Ich sprach mit meiner Therapeutin.

Ein halbes Jahr nach Beginn meiner Therapie sprachen meine Therapeutin und ich über das Thema Folgen von Bulimie. Im übrigen war das die selbst Sitzung, in der ich damals mit dem Gedanken spielte die Therapie hinzuschmeißen.

Sie selbst schien ziemlich müde darüber zu sein, dass ich weiterhin so stur blieb und nicht in Betracht zog mehr an Gewicht zuzunehmen. Und dann sagte sie im Eifer des Gefechts, dass die Folgen meiner Krankheit meinen Körper Lebenszeit rauben würde. Ergo: Die Bulimie würde mich umbringen.

Daraufhin wurde meine Essstörung noch schlimmer.

Ich fiel in eine trotzige „Scheiß drauf, ich werde eh sterben“ Haltung und war gleichzeitig so traurig, ängstlich und müde wie nie zuvor. Die Tatsache, dass ich schon so lange krank war und bereits jetzt eine Menge meines Körpers zerstört hatte, ließ mich nur noch schwarz sehen.

Essstörungen sind lebensgefährlich.

Und doch schreibe ich jetzt in der Hoffnung darüber, dass es niemanden in das Loch drängen wird, in das ich durch diese Worte einst gefallen war. Ich schreibe es deshalb, weil alle Betroffenen es hören MÜSSEN! Essstörungen sind lebensgefährlich. Viel zu viele Menschen sterben an den Folgen von Essstörungen. Noch weniger holen sich rechtzeitig Hilfe und arbeiten an ihrer Genesung. Eine Essstörung ist nicht nur eine ernst zunehmende Krankheit, die die Lebensqualität verringert, sondern tödlich.

Ich möchte damit niemanden verschrecken.

Sondern dazu motivieren eine Essstörung ernst zu nehmen. Damit meine ich auch die Eltern, Freunde, Bekannte, die mit jemanden mit einer Essstörung zu tun haben. Seid euch ihrer Gefährlichkeit bewusst. Behandelt sie nicht wie ein lästiger Schnupfen, der einfach nicht weggeht. Sie ist gefährlicher.

Essstörungen sind lebensgefährlich. Aber sie sind auch heilbar. ♥️

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18 Kommentare zu „Essstörungen sind lebensgefährlich

  1. Nicht-Betroffene haben gar keine Ahnung, was im Körper von Essgestörten passiert! Dann kommen immer nur blöde Kommentare wie „dann iss doch einfach normal, mach ich doch auch!“

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      1. Das Problem ist, dass es kaum Erfahrungen zu dem Phänomen „Meine Mutter ist essgestört.“ gibt. Tochter, Schülerin, Schwester – alles kein Problem. Aber kaum jemand hat im Kopf, dass auch ältere Menschen Essstörungen haben. Somit fühle ich mich mit diesem Problem ziemlich allein.

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      2. Du bist definitiv nicht allein! Es ist tatsächlich ein Phänomen, über das leider viel zu wenig gesprochen wird. Aber ich teile deine Ansicht und ich kenne auch einige mit demselben Phänomen!

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  2. Weil Du es ansprichst…. ältere Menschen und Essstörungen… also in der Jugend hatte ich eine Bulimische Phase – (Fressanfälle und dann Kotzen) zu dieser Zeit hatte ich viel Migräne und da ist es einem ja ständig schlecht und kotzen war ganz leicht. Ich musste nur daran denken zu kotzen und schon ging es ab. Aber irgendwann wurde meine Migräne besser und ich merkte, dass es mir ohne Migräne fast unmöglich war zu kotzen – und so wanderte das Phänomen an andere Symptome. Viele Diäten, Fasten etc. wechselten mit Fresszeiten – ich war wie der Mond – mal ab mal zu. Jetzt im ‚gesetzten Alter‘ ist es mir ziemlich egal wie ich aussehe und achte mehr darauf mich gesund zu ernähren – weniger auf das Gewicht. Aber vielleicht ist das ganz was anderes, als das worüber Du berichtest.

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    1. Ohh, ich finde deinen Kommentar gerade mega interessant – ich hab selber Bulimie und Migräneanfälle – zwar sind beide Krankheiten unabhängig voneinander entstanden, aber die Migräne wurde tatsächlich eine ganze Zeit von der Kotzerei „verbessert“ – also seltenere Anfälle und durch Erbrechen werden bei mir auch immer die Migräneschmerzen abgemildert. Ich hab darin bisher noch nie einen Zusammenhang gesehen, vielleicht denke ich das mal für mich durch.
      Liebe Grüße 🙂

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  3. Danke wieder für diesen wichtigen Beitrag 🙂

    Bei Übergewicht hört man überall, wie schädlich das für die Gesundheit ist. Dass Untergewicht nicht gesünder ist, wollen viele nicht hören. Oder überhaupt eine einseitige Ernährung, ohne dass da viel „Störung“ dabei sein muss. Und auch andere psychische Störungen (zu denen ich jetzt auch Süchte, wie Drogen, Rauchen und Alkoholismus zähle), sind oft stark gesundheitsgefährdend.
    Aber: damit das Argument funktionieren kann, müssen die Betroffenen sich selbst und ihr Leben genug lieben, dass sie es als erstrebenswertes Ziel ansehen, einen gesunden Körper zu haben und mehr Zeit auf diesem Planeten zu haben. Andernfalls wird es nur zu Trotzreaktionen und einer Verstärkung des „ungesunden Verhaltens“ (ich fasse das jetzt mal allgemein, um eben auch Verhalten einzuschließen, dass nicht primär aus einer Störung kommt) führen. Warum sollte ich einem Körper etwas gutes tun, den ich selber verabscheue? Warum sollte ich ein Leben verlängern wollen, das mir nicht lebenswert erscheint? Warum sollte ich dafür die Strapazen einer Umstellung/Therapie/eines Entzugs auf mich nehmen, statt einfach meine Zeit hier etwas kürzer, aber dafür im Moment für mich erträglicher zu gestalten? Deshalb finde ich es etwas kurzsichtig, wenn Nicht-Betroffene dieses Argument bringen, bzw in der Form von öffentlichen Stellen „Aufklärung“ betrieben wird – ohne eben auch sehen zu wollen, dass nicht jeder das Leben so toll findet, wie sie selber.

    Eine gute Therapie setzt dann auch an diesem Punkt an, aber auch dazu muss erstmal ein bisschen Grund-Heilungswille da sein…

    Ich bin wieder ein bisschen abgeschweift… 😉 Aber das waren noch so ein paar Gedanken, die mir dazu gerade gekommen sind.

    Alles Liebe dir!

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    1. Danke für deine wunderbare Ergänzung! Im Prinzip ist das mit jeder psychischen Krankheit wie Depressionen, Suchterkrankungen,…

      Und wie du schon sagst, kann eine Heilung nur dann erfolgreich sein, wenn wir unser Leben und unseren Körperbehinderte respektieren, um ihn retten zu wollen!

      Liebe Grüße!

      PS.: ich mag es sehr, wenn du abschweifst 🙂

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  4. Ein ganz wichtiger Beitrag! Und ich wünsche jedem essgestörten Menschen, dass er sich Hilfe holt – emotionale durch verständnisvolle Freunde und/oder Familie und fachliche durch Psychologen, Ernährungsberater, Selbsthilfegruppen z. B. Aber erst einmal muss man dahin kommen, sich Hilfe zu holen. So weit kommt mancher leider nicht.
    Liebe Grüße

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  5. Ich denke es hängt generell primär vom Schweregrad der Essstörung ab, ob die Erkrankung lebensgefährlich wird oder nicht.

    Weniger ausgeprägte Essstörungen kann man sein ganzes Leben haben, ohne daran oder an indirekten Begleiterscheinungen zwingend zu versterben.

    Die Todesrate finde ich persönlich z.B. bei Magersucht nicht so hoch mit ca. 10%. 90% überleben die Erkrankung folglich.

    Gefällt 1 Person

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